Es ist ein großer Wunsch Radolfzeller Lehrer, vor allem der Sportlehrer, dass in der Stadt ein Lehrschwimmbecken gebaut wird. Gerade am See sollten alle Kinder sichere Schwimmer sein. Außerdem sei es Teil des Lehrplans, dass Schwimmunterricht stattfinden soll, so die Argumente der Lehrer. Schüler müssen bisher auf die Mettnau, nach Singen oder Konstanz fahren, um Schwimmunterricht haben zu können.

Doch der Wunsch nach einem eigenen Becken wird wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte die Verwaltung die Kosten für eine neue Turnhalle mit Lehrschwimmbecken vor und diese sind hoch. Zu hoch für die klamme Radolfzeller Stadtkasse.

Halle und Becken würden 13,5 Millionen Euro kosten

Der Gemeinderat hatte den Prüfauftrag vergeben, einmal durchzurechnen, was es kosten würde, die marode Ratoldusturnhalle abzureißen und eine neue Sporthalle plus Schwimmbecken zu bauen. Die Kosten für den Neubau einer zweifach Sporthalle mit Lehrschwimmbecken würden laut Berechnung der Stadtverwaltung bei 13,5 Millionen Euro liegen. Im Vergleich mit den Kosten in Höhe von 11,7 Millionen Euro für den Neubau der Markolfhalle, einer 1,5fach-Halle, wirkt das nicht unrealistisch teuer.

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Doch die laufenden Kosten für Halle und Schwimmbecken würden den Radolfzeller Haushalt dauerhaft massiv belasten. Die jährlichen Betriebskosten würden rund 1,3 Millionen Euro betragen. Würde man beim Bau mehr Geld in die Energieoptimierung stecken, könnte man die Betriebskosten auf circa 950.000 Euro senken, so die Berechnung der Stadt. Dennoch übersteigen diese Beträge die normalen jährlichen Betriebskosten einer Sporthalle von 400.000 bis 560.000 Euro, je nach Größe der Halle, deutlich.

Die SMV der Ratoldusschule kämpft für eine neue Halle. Am Rande der Haushaltsberatung haben Schüler von ihnen gemalte Transparente ...
Die SMV der Ratoldusschule kämpft für eine neue Halle. Am Rande der Haushaltsberatung haben Schüler von ihnen gemalte Transparente gebracht und für einen schnellen Hallenbau demonstriert. | Bild: Nuria Loewen

Auch die Baukosten einer Sporthalle sind geringer. So würde eine dreifach Sporthalle rund 11,5 Millionen Euro und eine zweifach Sporthalle 8,6 Millionen Euro kosten. Der Gemeinderat konnte sich auch nach langer Diskussion nicht zu einem Ja für das Lehrschwimmbecken durchringen. Doch entschied das Gremium, doch die dreifach Turnhalle in Angriff zu nehmen und nicht nur eine kleinere zweifach Halle, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, zu planen.

Norbert Lumbe zeigt sich als wahrer Optimist

Als wahrer Optimist entpuppte sich Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD, in der Diskussion. Er plädierte dafür, das Lehrschwimmbecken weiter zu planen mit der Hoffnung, die finanzielle Lage werde sich in den kommenden Jahren verbessern. „Ich sehe das als Verpflichtung, dass alle Kinder schwimmen lernen“, so seine Begründung. Die Haushaltslage der Stadt sieht in den kommenden Jahren allerdings eher schlechter als besser aus, wenn sich nichts ändert. Denn bis Ende 2024 sind Stand jetzt alle finanziellen Reserven aufgebraucht. Neue Projekte könnte die Stadt dann nur noch mit Krediten realisieren.

„Selbst wenn wir das Bad geschenkt bekämen, könnten wir es uns nicht leisten.“ Walter Hiller, Freie Wähler
„Selbst wenn wir das Bad geschenkt bekämen, könnten wir es uns nicht leisten.“ Walter Hiller, Freie Wähler | Bild: Becker, Georg

Jürgen Keck (FDP) brachte viel Sympathie für Lumbes Ansatz auf. Als Vorsitzender des DLRG-Bezirks Bodensee-Konstanz mahnte Keck schon lange das Schwimmbadsterben in der Region an. Er stellte die Frage nach möglichen Fördergeldern für so ein Lehrschwimmbecken. Walter Hiller von den Freien Wählern wollte sich dieser optimistischen Sichtweise nicht hingeben: „Selbst wenn wir das Bad geschenkt bekämen, könnten wir es uns nicht leisten.“

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Wunsch versus Machbarbarkeit: Becken ist keine Pflicht

Für Bürgermeisterin Monika Laule war dies wieder ein Fall von Wunsch versus Machbarkeit. Die Ratoldusturnhalle sei in der Priorisierung bereits nach oben gerutscht. Dennoch stünden davor noch die Sanierung der Teggingerschule und die Erweiterung der Sonnenrainschule an. Projekte, die ebenfalls viel Geld kosten.

Und klar sei auch: „Ein Schwimmbecken ist für einen Schulträger keine Pflicht“, so die Bürgermeisterin. Dass Kinder schwimmen lernten, sei auch Aufgabe der Eltern. Und auch die dreifach Turnhalle sei nur wünschenswert, wie Laule sagt. Der Bedarf sei mit der kleineren zweifach Sporthalle abgedeckt.

„Die Phasen der Migration werden häufiger.“ Zekine Özdemir, FGL
„Die Phasen der Migration werden häufiger.“ Zekine Özdemir, FGL | Bild: Marinovic, Laura

Einen anderen Aspekt brachte Zekine Özdemir (Freie Grüne Liste) in die Diskussion ein. Laut ihr sei eine größere Turnhalle perspektivisch sinnvoller. „Die Phasen der Migration werden häufiger“, so ihre Prognose. Und bei immer wieder belegten Kreissporthallen sei eine größere Turnhalle für Schul- und Vereinssport besser.