„Wir stellen uns ein Mögginger Einfamilienhaus vor, blicken in ein Jugendzimmer, vollgepflastert mit Postern von der ‚Fischerin vom Bodensee‘.“ Damit ist die Neugierde des Publikums geweckt, es lauscht gespannt, wie es weitergeht. Der Bue hat einen Brief an seine Mutter geschrieben: Er wolle fort aus dem einengenden Dorf, er müsse auf den See hinaus, zur Fischerin vom Bodensee.
Bei der Aufführung des Singspiels „De Bue und die Fischerin vom Bodensee“ beim Mögginger Dorffest müssen die Musiker des Güttinger Musikvereins um den Dirigenten Michael Maisch ohne einige Schauspieler auskommen, und auch ohne den Regisseur und Autor Jürgen Karrer, dessen Corona-Test am Morgen vor der Aufführung positiv war. Auf die Frage hin, wie sie ohne ihren Chef auskommen, antwortet Maisch, der den musikalischen Teil des Stücks komponiert hat: „Für uns Musiker spielt es keine Rolle.“
Schachfiguren ersetzen Akteure
Die Aufführung des Singspiels wurde wegen des Lockdowns bereits zwei Mal aufgeschoben, und daher würde es nicht gehen, es nachzuholen, wenn Karrer wieder gesund sei, sagt Michael Maisch. Auch viele Schauspieler seien ausgefallen – einige wegen Corona, andere seien inzwischen weggezogen. Als Ersatz dienen bekleidete Schachfiguren am Rande der Bühne. Vor der Aufführung wird erklärt, welche Figuren fehlen und das Publikum antwortet enttäuscht „Oh!“, als die Schachfiguren vorgestellt und vorgeführt werden.
Plüsch-Schwan hat Gesellschaft von Tiger und Elefant
Auch ein Schwan steht am Rand der Dorffest-Bühne, natürlich nicht als Schachfigur, sondern als Plüschtier. Darauf reagieren die Zuschauer besonders enttäuscht, aber einige lachen auch über das Lustige an der Situation. Ein Tiger und ein Elefant, Requisiten vom früheren Stück „Die indische Prinzessin“, stehen an beiden Seiten der Bühne, fast lebensgroß.

Trotz der Umstände folgt das Publikum dem Geschehen auf der Bühne, der Bue macht sich also auf den Weg, das wird musikalisch mit einem Marschlied dargestellt und man kann sich richtig gut vorstellen, wie der Bue da forsch und fröhlich seinen eigenen Weg macht.
Später tanzen einige im Publikum, als das abgewandelte Lied „Ein bisschen Frieden“ ertönt. Es ist der Wutbürgersong: „Kein bisschen Frieden in diesem Lande, in diesem Städtchen, in dem wir wohnen.“ Es folgt auf eine hitzige Diskussion.
In der Weinstube gerät der Bue zwischen die Fronten
Der Bue geht nichts ahnend in die Weinstube Vögele, in der eher älteres Publikum an der Theke sitzt. Er steht bald zwischen den Fronten einiger Einheimischer, die verschiedene Meinungen dazu haben, was in Radolfzell ausgebaut werden solle und was nicht.
Im weiteren Gesprächsverlauf geht es auch um die Seetorquerung, den großzügigen Tunnel, der am Bahnhof die Altstadt mit dem Seeufer verbinden sollte. Das Projekt wurde bekanntermaßen inzwischen für beendet erklärt. Im Theaterstück „De Bue und die Fischerin“, das Jürgen Karrer für die Heimattage 2021 schrieb, die dann ausfielen, ließ sich Karrer inspirieren und ließ im Stück alles anders werden – da wird ein Tunnel heimlich von Mafiosi gebaut, die sich damit eine goldene Nase verdienen wollen.
Der Bue überhört ein Gespräch über diesen Tunnel in der Weinstube und begibt sich dorthin, denn er möchte zur Fischerin, die doch ihr Haus am See hat. Auf dem Mögginger Dorffest herrscht eine schöne Stimmung, Kinder spielen und Leute stehen für Dünnele, die im Ofen gebacken werden, an. Die Leute genießen die Abendstimmung und die Musik, Maisch lässt bekannte Melodien einfließen, sodass alle mitklatschen oder mitsingen können.

Michael Maisch sagt vor der Aufführung, „De Bue und die Fischerin“ habe nur marginal mit dem Film „Die Fischerin vom Bodensee“ zu tun. Der Bue habe wahrscheinlich den Film gesehen und wolle die Fischerin finden. Den Auftrag, ein Stück für die Heimattage zu schreiben, hatte Jürgen Karrer von dem ehemaligen Ortsvorsteher von Möggingen, Thomas Will, erhalten.
Wer (unter anderem) alles beteiligt ist
Gerhard Thau spielt und singt im Stück den Dorfbarden und erzählt, dass sie schon mehrere Wochen geprobt hätten. Der Güttinger Musikverein liefert den musikalischen Teil, der Mögginger Thau findet: „Das Schöne ist, wir haben eigentlich keinen Musikverein, das ist eine schöne Dorfgemeinschaft.“ Er habe schon ein paar Mal mitgemacht: „Da ist man immer gern dabei.“

Ronja Wohlfeld ist auch als Sängerin dabei und singt den Wutbürgersong beziehungsweise „Ein bißchen Frieden“ fast so schön wie das Original. Sie stammt jedoch nicht aus Möggingen, sondern aus Konstanz – der Kontakt zum Ensemble kam über die Bigband der HTWG zustande.
Auch Ortsvorsteher Ralf Mayer macht bei „De Bue und die Fischerin vom Bodensee“ als Schauspieler und Sänger mit und spielt im langen Trenchcoat und Brille unter anderem den Mafiosi. Er trägt zur Begeisterung des Publikums auch ein Gedicht vor, ohne Hilfe eines Spickzettels.