Noch bis vor wenigen Jahren hatte Möggingen das, was viele Dörfer heute schmerzlich vermissen: Gasthäuser. Sie waren seit den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts bis ins neue Jahrtausend Dreh- und Angelpunkt des Dorflebens.

Das bis heute in vielen Erinnerungen und Erzählungen präsente Gasthaus Krone wurde bereits 1837 eröffnet. Durch verschiedene An- und Umbauten sowie Besitzerwechsel entwickelte sich die Krone zu einem beliebten Treffpunkt.

Das erste Telefon in der Krone

Das Gasthaus hat auch in der jüngeren Dorfgeschichte eine große Bedeutung – dort klingelte nicht nur 1910 das erste Telefon, in der Krone gab es ab 1950 auch den ersten Fernseher. Im Jahr 1990 musste die damalige Wirtin, Maria Göhring, ihr Gasthaus gesundheitsbedingt schließen, nachdem kein Nachfolger gefunden werden konnte.

Neben der Krone war auch das Gasthaus Adler zentraler Bestandteil des Mögginger Dorflebens.

Ein Gasthaus Adler gab es in Möggingen bereits Mitte des 18. Jahrhunderts, bekannt als „alter Adler“. Nachdem 1867 die Wirtschaftsgerechtigkeit auf den „neuen Adler“ übertragen wurde, sollte dort ebenso wie in der Krone ein Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft entstehen.

Ein Ort für Bürger und Vereine

„Sowohl die Krone als auch der Adler wurden nicht nur als Stammtisch oder für Familienfeiern rege genutzt, sondern dienten auch als Vereinsgaststätten“, berichtet Ortsvorsteher Ralf Mayer. Als traditionelles Gasthaus war der Adler bis 1972 in Betrieb.

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„Bis ins Jahr 2019 gab es noch verschiedene Versuche, im Adler wieder eine Dorfwirtschaft zu etablieren, bevor er dann endgültig geschlossen wurde“, erzählt Ralf Mayer.

So sah das Gasthaus Adler in der Liggeringerstraße in Möggingen früher aus. Bis vor wenigen Jahren war es noch Treffpunkt für die ...
So sah das Gasthaus Adler in der Liggeringerstraße in Möggingen früher aus. Bis vor wenigen Jahren war es noch Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. | Bild: Archiv Möggingen

Wie in vielen anderen Dörfern konnten sich leider auch in Möggingen die Gasthäuser laut Mayer nicht halten. „Auch wenn sie eine große Lücke in der Dorfgemeinschaft hinterlassen haben, so gibt es dank des großen Engagements unter anderem der Vereine heute verschiedene Alternativen“, so Mayer.

So war es eine Vereinsgemeinschaft, die im Jahr 2004 in den Räumen der ehemaligen Sparkasse das Rathaus-Stüble errichtete. Seither hat das Rathaus-Stüble jeden Mittwoch geöffnet und ist inzwischen ein beliebter Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft.

In einem rollierenden System übernehmen einige der Mögginger Vereine die Bewirtung. Das Rathaus-Stüble sowie der Dachspeicher im Rathaus stehen den Vereinen auch für Versammlungen zur Verfügung.

Wenn der Back-Tag zum Dorffest wird

Ungewöhnlich und bezeichnend für den Charme der Dorfgemeinschaft ist außerdem das Backhäusle am Dorfplatz. Der Ursprung des Häuschens, das 2012 eingeweiht wurde, liegt in der Gründung des Mögginger Backhüsle Vereins.

Für die Ausrichtung der Brot-Backtage wurde im Jahr 2011 eigens ein Verein gegründet, der jeweils an zwei Samstagen im Monat den Ofen anheizt.

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Auch beim Backhäusle war der Grundgedanke, der Dorfgemeinschaft einen Ort der Begegnung zu geben. „Es ist wahnsinnig, wie sich manche Back-Tage entwickeln. So kann es vorkommen, dass sich aus einem Back-Tag spontan ein kleines Dorffest entwickelt“, sagt Michael Kessler, der dem Backhäusle-Verein seit der ersten Stunde angehört und zudem als Backwart tätig ist.

Neues Bistro im September

Seit seiner Gründung im November 2019 bemüht sich darüber hinaus der Nachbarschaftshilfe-Verein, Treffpunkte speziell für Senioren anzubieten. Auch wenn dies Pandemie-bedingt aktuell nicht wie vorgesehen möglich ist, so wird der Verein künftig entscheidend dazu beitragen, den Möggingern möglichst viele Orte der Geselligkeit und Gemeinschaft zu bieten.

Im September soll ein Bistro in den Räumlichkeiten des BUND eröffnet werden. So soll für Bürger und Gäste noch in diesem Jahr wieder eine öffentliche Gastronomie zur Verfügung stehen.