Mitte Januar kam der Schock: BCS schließt seinen Standort in Radolfzell Ende 2024. Was aus den 610 Mitarbeitern wird? Noch offen. Dabei hatte sich die Stimmung unter deutschen Unternehmen zuletzt laut ifo-Index aufgehellt, viele gingen positiv ins neue Jahr. Doch Folgen der Corona-Pandemie, Inflation, hohe Energiekosten und instabile Lieferketten werden vorerst bleiben. Wie ist also die Lage bei anderen großen Firmen in Radolfzell, Singen und Stockach? Während Eto nach einem schweren Jahr auf mehr Produkte setzt, hat sich Allweiler beispielsweise durch eine Nachrüstung auf Öl vom Gas unabhängiger gemacht.

Allweiler rechnet mit höherem Umsatz für 2023

Für Allweiler war 2022 trotz der Herausforderungen ein erfolgreiches Jahr, sagt Unternehmenssprecherin Christine Mayer. Für das neue Jahr erwartet sie einen höheren Umsatz – und das trotz weiterhin großer Gefahren. Mayer listet auf: steigende Energiekosten, den Fachkräftemangel und die geringe Wettbewerbsfähigkeit in Asien wegen der hohen Produktionskosten durch die Inflation.

Rund 200 Gewerkschaftsmitglieder versammelten sich im November vor dem Allweiler-Betriebsgebäude zum Streiken. Wie sicher sind die Jobs ...
Rund 200 Gewerkschaftsmitglieder versammelten sich im November vor dem Allweiler-Betriebsgebäude zum Streiken. Wie sicher sind die Jobs beim Pumpenhersteller, wenn sich die Eneriekrise weiter verschärft? | Bild: Jarausch, Gerald

Was bedeutet das für die Mitarbeiter des Pumpenherstellers? Sollte das Horrorszenario eintreten, also eine stärkere Rezession als einkalkuliert, seien „Arbeitsplätze immer in Gefahr“, so Mayer. Das Unternehmen rechne allerdings nicht damit. Denn es gibt Gründe für Optimismus: „Wir sind Markt- und Technologieführer in vereinzelten Segmenten und bauen kontinuierlich den Vertrieb und die Produktion in Asien aus“, so Mayer.

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem habe Allweiler bereits 2022 in moderne Maschinen am Standort Radolfzell investiert. Um von Gas unabhängiger zu werden, habe man auf alternative Energiequellen umgestellt und in die Gebäudeisolierung investiert. Und für dieses Jahr seien weitere Modernisierungen geplant. 2023 soll die Heizung auf einen Zweistoffbrenner umgerüstet werden, um neben Gas auch mit Heizöl heizen zu können, sollte es zu Störungen bei der Gasversorgung kommen, erklärt Mayer.

Pematech: 2022 war ein Jahr mit Höhen und Tiefen

Maik Schurrer, Geschäftsführer beim Radolfzeller Maschinenbauer Pematech, bezeichnet 2022 als ein „herauforderndes Jahr mit Höhen und Tiefen“. Zu den Herausforderungen zählten die hohen Preise für Rohmaterial, Komponenten und Energie, sowie Lieferkettenprobleme, der Fachkräftemangel und die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Bei den Kunden sei die Investitionsfreude daher gedämpft gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie geht es nun weiter? „Für 2023 erwarten wir ein ähnliches Niveau“, antwortet Schurrer über die ambivalenten Aussichten. Probleme bei den Lieferketten und die hohen Preise würden wohl nicht besser werden. Dennoch gebe es viele Aufträge und Projektanfragen. Arbeitsplätze seien laut Schurrer auf keinen Fall gefährdet.

Teils „deutliche Einbrüche“ bei Eto

Trotz Krise: Die Eto-Gruppe konnte 2022 ein geringes Wachstum verzeichnen, berichtet Sprecherin Melanie Hagg. Der Umsatz sei sogar der höchste in der Unternehmensgeschichte des Autoteileherstellers gewesen, der Gewinn hingegen hinter den Vorjahren zurück geblieben. In einzelnen Marktsegmenten habe es sogar „deutliche Einbrüche“ gegeben.

Im neuen Jahr erwartet Eto nun ein zweistelliges Wachstum und will einen Höchstwert an neuen Produkten, insbesondere im Bereich der digitalen Innovationen, auf den Markt bringen, so Hagg. Denn durch eine 2019 begonnene Neuausrichtung mit mehr Produkten sei Eto weniger von einzelnen Märkten abhängig.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch auch für den Autoteilehersteller lauern in 2023 Risiken, zum Beispiel weiter steigende Rohstoff-, Material- und Energiekosten. Hinzu kommt laut Hagg der schwankende Bedarf in China wegen der dortigen Covid-19-Situation. Um für diese Herausforderungen gerüstet zu sein, wolle sich Eto von instabilen Lieferketten weiter abkoppeln.

Die Mitarbeiter könnten in jedem Fall beruhigt sein, so Hagg. „Selbst in vergangenen Krisen konnten wir die Belegschaft stabil halten“, sagt die Sprecherin. Aktuell suche das Unternehmen sogar nach Fachkräften, um wachsen zu können. Und selbst „im Falle eines Worst-Case-Szenarios würde zunächst der Aufbau gestoppt, Überstunden abgebaut und die Regelarbeitszeiten auf 35 Wochenstunden reduziert“, fasst Sprecherin Hagg zusammen.

Glasflaschen bereiten Maggi-Werk Probleme

Besonders von der Krise betroffen ist die energieintensive Lebensmittelbranche. Pascal Moser, Leiter des Maggi-Werks in Singen, sagt: „Gefühlt sind wir bereits seit Beginn der Corona-Pandemie in einem andauernden Krisenmodus mit wechselnden Herausforderungen. Für uns war 2022 insbesondere durch die unterbrochenen Lieferketten und stark schwankende Nachfragesituation ein herausforderndes Jahr.“

„Gefühlt sind wir bereits seit Beginn der Corona-Pandemie in einem andauernden Krisenmodus mit wechselnden ...
„Gefühlt sind wir bereits seit Beginn der Corona-Pandemie in einem andauernden Krisenmodus mit wechselnden Herausforderungen“, Maggi-Werksleiter Pascal Moser. | Bild: Trautmann, Gudrun

Probleme, die 2023 bleiben werden, so der Werksleiter. Denn als Lebensmittelhersteller ist Maggi auf Roh- und Packstoffe von Zulieferern angewiesen – Glasfalschen seien am kritischsten zu bekommen. Wichtig sei nun, sich enger mit den Lieferanten auszutauschen.

Und auch auf einen möglichen Gasmangel hat Maggi sich vorbereitet: Die alten Öltanks und Rohre auf dem Gelände wurden fit gemacht, im Notfall könnte das Werk von Gas auf Öl umsteigen.

Das könnte Sie auch interessieren

Arbeitslosigkeit muss das Personal nicht fürchten. Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr hat Maggi laut Moser neue Leute eingestellt, für 2023 seien Stellen ausgeschrieben und das Werk ausgelastet.

Aluminiumwerk Constellium gibt sich optimistisch

Besonders energieintensiv produziert auch die Metallindustrie. Wie ist die Lage beim Aluminiumwerk Constellium in Singen? Zwar hat das Unternehmen seine Zahlen für 2022 noch nicht veröffentlich. Doch schon jetzt sei ein Trend fürs neue Jahr erkennbar, gibt Jochen Chwalisz als Geschäftsführer des Standorts Auskunft.

Das könnte Sie auch interessieren

So sei Constellium in 2022 trotz Folgen von Inflation und Energiekrise gewachsen. Entsprechend optimistisch blickt Chwalisz auf die kommenden Monate und peilt weiteres Wachstum an.