Die Energiepreise sind hoch, alles wird teurer. Was Verbrauchern Sorgen bereitet, gibt auch den Unternehmen zu denken. Energiehungrige Produktionsmaschinen können nicht einfach auf Sparbetrieb gesetzt werden, große Hallen und Büroräume müssen geheizt werden. Wie gehen produzierende Unternehmen in Radolfzell mit der aktuellen Lage um?
Entspannung bei Hügli
Dirk Balzer, Geschäftsführer des Lebensmittelherstellers Hügli Deutschland, zeigt sich gelassen. Die Energiepreise seien natürlich ein Thema, allerdings würden die langfristigen Verträge noch laufen. „Die volle Wucht“ der Preiserhöhungen, wie Balzer es beschreibt, habe man noch nicht gesehen. Und selbst wenn sie dann unausweichlich kommen werden: Für die Fertigung in Radolfzell seien die Energiekosten nicht bedeutend.
„In der Gasthematik waren wir von Anfang an ziemlich entspannt, weil wir im Produktionsprozess sehr wenig Gas brauchen“, sagt Balzer. Tatsächlich mache die Gebäudeheizung den größten Teil des Gasbedarfs aus. Hier seien bereits Vorkehrungen getroffen worden, um im Notfall – also bei akutem Gasmangel – auf Öl umzusteigen und so zu heizen.
Darüber hinaus seien dennoch Einsparmaßnahmen getroffen worden. Darunter etwa die Begrenzung der Gebäudeheizung auf 19 Grad oder das Abschalten der Außenbeleuchtung. Außerdem werde auch bei den Mitarbeitern darauf geachtet, dass etwa Licht nicht unnötig eingeschaltet sei.
Es gebe durch die Energiekrise womöglich sogar positive Umstände für Hügli. Zumindest bereitet der Geschäftsführer sich auf eine steigende Nachfrage vor. Denn Klassiker wie Tütensuppe hätten den entscheidenden Vorteil, dass sie auch bei Raumtemperatur gelagert werden können und lange haltbar sind. Gerade in Krisenzeiten seien sie daher bei den Verbrauchern gefragt. Von Absätzen wie im Jahr 2020 geht Balzer allerdings nicht aus.
Spürbarer Kostendruck
An dem Pumpenhersteller Allweiler sind die höheren Energiekosten nicht vorbeigegangen. Mit Gegenmaßnahmen wolle man dem Kostendruck entgegenwirken, so die Antwort des Unternehmens. „Gelingt das nicht, sind wir gezwungen, die Kosten an die Kunden weiterzugeben“, heißt es weiter. Ein energieintensiver Produktionsbereich sei die eigene Gießerei, wo hohe Hitze für den Betrieb nötig ist. Hier werde man vorbereitend tätig.
Um sich auf die Situation einzustellen und sich für eine mögliche Verschärfung zu rüsten, sei Allweiler dabei, bestehende Gebäude besser zu isolieren. Vor wenigen Jahren sei die Heizung auf Gas umgestellt worden – nun gehe man zurück zum Öl. Wenn die Energiepreise weiterhin hoch bleiben, könne das einen „Nachteil für unsere Wettbewerbsposition gegenüber Regionen mit geringeren Energiekosten“ darstellen, heißt es vom Unternehmen.
Sparmaßnahmen zum Ausgleich
Unterwäschehersteller Schiesser ist laut Geschäftsführer Andreas Lindemann „seit Ausbruch der Pandemie mit Lieferschwierigkeiten und höheren Beschaffungskosten konfrontiert“. Nun kommen die erhöhten Energiekosten noch hinzu. Die höheren Kosten für die Herstellung könne nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden. Für Schiesser bleibt also weniger Gewinn. Das wolle man „mittels alternativer Beschaffungswege und generellen Sparmaßnahmen“ so gut wie möglich auffangen.

Teil dieser Maßnahmen sei die Installation von zwei Fotovoltaikanlagen, die auf den Gebäuden in Radolfzell installiert wurden. Weiter soll Verpackungsmaterial reduziert oder ganz vermieden werden, beziehungsweise auf recyclingfähige Materialen umgestellt werden. Insgesamt zeigt sich der Geschäftsführer überzeugt davon, dass das Unternehmen „aufgrund der bereits getroffenen sowie geplanten Maßnahmen gut durch die aktuelle Krise kommen wird.“