Wenn Peter Blums Blick über den Untersee bis zum Radolfzeller Münster und die dahinter liegenden Hegau-Vulkane schweift, könnte er ins Schwärmen geraten. Das Sonnenlicht spiegelt sich auf der Wasseroberfläche und der erhabene Blick vom Gewann Württembergle und Leugarten in Markelfingen in die Landschaft lässt sein Herz höher schlagen. Viel schöner kann man sich einen Arbeitstag wohl kaum vorstellen.

Peter Blum mit seiner Schafherde.
Peter Blum mit seiner Schafherde. | Bild: Jarausch, Gerald

Dabei gibt es für den Schäfer in diesen Tagen viel zu tun. Vor wenigen Tagen kamen zwei Lämmer zur Welt und drei trächtige Muttertiere warten bereits darauf, dass sie weitere Lämmer zur Welt bringen. Die Lämmer können bereits nach wenige Stunden umherlaufen.

Dieses Lamm ist erst wenige Tage alt.
Dieses Lamm ist erst wenige Tage alt. | Bild: Jarausch, Gerald

Über 140 Tiere leben zusammen

Nicht umsonst ist das Frühjahr und die Zeit um das Osterfest als die Phase der Osterlämmer bekannt. Peter Blum verbringt aktuell rund vier bis fünf Stunden pro Tag bei seinen Schafen und dem Stall. Es gilt vor allem, die Jung- und Muttertiere zu beobachten, ob sie gesund sind und zum Beispiel keine Entzündungen an den Eutern haben.

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Morgens treibt Blum die Herde, die in den vergangenen neun Monaten um etwa 70 Tiere auf über 140 angewachsen ist, auf eine der malerisch gelegenen Wiesen und am Spätnachmittag holt er sie wieder zurück in den Stall. Begleitet wird er von seiner Border-Collie-Hündin Foxy, die immer wieder bellend um die Herde flitzt, um die Tiere zusammenzuhalten.

Begleitet wird Peter Blum von Border Collie Foxy.
Begleitet wird Peter Blum von Border Collie Foxy. | Bild: Jarausch, Gerald

Dabei schaut die Hündin regelmäßig kurz auf den Schäfer. Je nachdem wo er sich befindet und wie er zu der Herde steht, treibt sie die Schafe in eine entsprechende Richtung. Die nonverbale Kommunikation zwischen den beiden ist das Ergebnis einer rund einjährigen Ausbildung, die Peter Blum selbst übernommen hat.

Die Wolle der Schafe ist nicht mehr beliebt

Für die Schafe ist die Wiese im Frühjahr ein echtes Schlaraffenland. Das frische Gras wird von den Tieren geradezu gierig verschlungen. Es ist eine willkommene Abwechslung zu dem trockenen Heu, mit dem sie in den vergangenen Monaten vorlieb nehmen mussten.

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    Lämmer und Mutterschaf Video: Jarausch, Gerald

    Im April und Mai wird Peter Blum die Tiere noch scheren müssen. Denn das Fell ist jetzt besonders dick und für den nahenden Frühling und Sommer zu dicht. Die Zeiten, als das Fell in der Region zu Garn und anderen Produkten weiter verarbeitet wurde, sind allerdings vorbei. Schäfer wie Blum wissen im Grunde kaum, was sie damit anfangen sollen, wie er berichtet. Der Schafzuchtverband Baden-Württemberg spricht von einem völligen Preisverfall bei Wolle, denn statt früher 1,80 bis 2,30 Euro pro Kilogramm könnten Schäfer heute nur noch 0,30 bis 1 Euro erlösen. Dabei würde allein die Schur pro Schaf rund 3,80 Euro kosten.

    Vor allem das Fell der schwarzen Tiere ist höchst unbeliebt, wie Schäfer Peter Blum berichtet. Mittlerweile wird es zum Teil als Unterbau in Hochbeeten oder als Isolierungsmaterial verwendet.

    Zahlen des Schafzuchtverbands Baden-Württemberg unterstreichen, dass es für Schäfer insgesamt immer schwieriger wird: Die Haltung sei im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent gesunken, in den vergangenen zehn Jahren sogar um 30 Prozent. Aktuell gebe es im Land noch 110 hauptberufliche Schafhalter und rund 15 Wanderschäfer.

    Fell schützt im Sommer vor Schnaken

    Für die Schafe bedeutet das Scheren, dass sie im Sommer wieder bestens geschützt sind. Dann nämlich ist der Fell wieder so dicht, dass die Schnaken nicht hindurch kommen und die Tiere mit ihren Stichen plagen können.

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    Lämmer Video: Jarausch, Gerald

    Ihre friedliche Ausstrahlung übertragen die Tiere unweigerlich auf alle, die sie beim Grasen und geselligen Zusammensein beobachten. Denn Schafe sind echte Familientiere. Die Jüngsten unter ihnen werden gerne in die Mitte genommen, um sie zu beschützen.

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    Anders als viele Menschen denken, werden die Osterlämmer nicht bevorzugt als Jungtiere geschlachtet. Im Gegenteil – die Tage der älteren Schafe sind normalerweise eher im Herbst gezählt. Bis dahin dürfen die Tiere noch ein schönes Leben auf den Wiesen oberhalb des Untersees verbringen. Damit machen sie laut Schafzuchtverband den größten Teil des Einkommens eines Schäfers aus: Die Landschaftspflege bringe 60 Prozent der Einnahmen, das Fleisch der Tiere dann weitere 39 Prozent.