Wilma ist die jüngste Mitarbeiterin der Stadtwerke Radolfzell. Mit ihren eineinhalb Jahren trägt die kleine Hündin bereits viel Verantwortung, denn sie ist für die gute Laune im Büro ihres Frauchens Anette Abdessemed zuständig. Seit September 2020 sind Wilma und Anette Abdessemed ein unzertrennliches Duo geworden.

Ein Hund war lange geplant

Als Corona-Hund möchte Abdessemed ihre Wilma aber nicht verstanden wissen. „Ich hatte mir bereits im Januar überlegt, einen Hund anzuschaffen, und habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen“, berichtet die Pressesprecherin der Stadtwerke. Über die Organisation Glücksnäschen Stuttgart hat sie dann Wilma bekommen, die als Straßenhund in Rumänien gefunden und gerettet wurde. Heute ist Wilma ein quirliger Büro-Hund und der Liebling aller Kollegen.

Wilma und ihre Besitzerin Anette Abdessemed am Radolfzeller Seeufer. Die kleine Hündin ist aus Rumänien und wurde als Straßenhund ...
Wilma und ihre Besitzerin Anette Abdessemed am Radolfzeller Seeufer. Die kleine Hündin ist aus Rumänien und wurde als Straßenhund gerettet. Heute geht sie jeden Tag mit ihrem Frauchen ins Büro. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Bereits vor Wilmas Einzug hatte Anette Abdessemed bei ihrem Arbeitgeber und Vermieter angefragt, ob ein Hund gestattet sei. Akribisch hatte sie sich auf ihr neues Leben als Hundebesitzerin vorbereitet und bereut keine Minute. „Wilma und ich sind so viel in der freien Natur unterwegs, mir macht die Pandemie kaum noch etwas aus“, so Anette Abdessemed.

Familienhund wurde im Internet entdeckt

Auch Catharina Wolf aus Konstanz ist frisch gebackene Hundebesitzerin. Aus dem Radolfzeller Tierheim hat ihre Familie vor wenigen Monaten die elf Monate alte Doggen-Mix-Hündin Donna adoptiert. Auch sie gibt an, dass es eine lang geplante Entscheidung gewesen war, einen Familienhund anzuschaffen. „Mein Mann hat dann kurz vor dem Jahreswechsel Donna im Internet entdeckt, wir haben uns sofort um sie beworben“, berichtet Catharina Wolf. Heute lebt Donna mit ihr, ihrem Mann und den beiden Töchtern, 2,5 Jahre und sieben Jahre alt, in Konstanz-Wollmatingen und unterzieht sich einem intensiven Training.

Catharina Wolf mit ihrem neuen Familienhund Donna, die elf Monate alt ist. Zusammen mit ihrem Mann und den zwei Töchtern wohnt Catharina ...
Catharina Wolf mit ihrem neuen Familienhund Donna, die elf Monate alt ist. Zusammen mit ihrem Mann und den zwei Töchtern wohnt Catharina Wolf in Konstanz. Für die Anfangszeit mit dem Doggen-Mischling hat sie sich Hilfe bei einer Hundetrainerin geholt. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Die zweifache Mutter arbeitet zusammen mit einer Hundetrainerin an Donnas Erziehung und würde es allen noch unsicheren Hundebesitzern wärmstens empfehlen. „Es kostet zwar viel Zeit, aber es lohnt sich. Man bekommt einen souveränen Umgang mit dem Hund“, sagt Wolf.

Was man alles bedenken sollte

Für Julia Bierbach, kommissarische Vorsitzende des Tierschutzvereins Radolfzell, sind das zwei positive Beispiele einer Hundeadoption, weil die Besitzerinnen alle Lebensumstände in Betracht gezogen haben. Die Pandemie habe auch beim Radolfzeller Tierheim zu einer deutlich erhöhte Nachfrage gesorgt. „Wir könnten jeden Hund fünf- oder sechsmal vermitteln“, sagt sie.

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Viele gehen blauäugig an die Sache ran

Doch nicht immer wüssten angehende Hundebesitzer, worauf sie sich da einlassen. Manche Interessenten würden eine ganze Wunschliste mitbringen, was ein Hund alles können und wie er aussehen solle, so die Vorsitzende. Durchschnittlich würden im Tierheim zwischen 60 bis 100 Tiere (Hunde, Katzen und Kleintiere) pro Jahr vermittelt werden.

Die professionelle Wohlfühl-Managerin der Stadtwerke Radolfzell: Wilma.
Die professionelle Wohlfühl-Managerin der Stadtwerke Radolfzell: Wilma. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Damit die Adoption auch erfolgreich verläuft, würden Anwärter genaustens überprüft werden, erklärt Bierbach. Mehrere Treffen auf dem Tierheimgelände, die Kontrolle der Lebensumstände sowie ein Probewochenende gehörten zum üblichen Prozedere bei einer Vermittlung.

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Einige Hunde landen sicher wieder im Tierheim

Die große Nachfrage sieht Julia Bierbach kritisch. Nicht jeder würde sich überlegen, wie der Hund in das Leben nach der Pandemie passt. „Nur weil ich jetzt gerade Zeit habe, heißt es nicht, dass es so bleibt“, sagt sie. Mit mehr Lockerungen der Corona-Verordnung rechnet sie auch mit der Rückgabe einiger Haustiere, die dann im Alltag problematisch werden. „Die ersten Anrufe zu dem Thema hatten wir schon“, so Bierbach.