Am Morgen des Hausherrensonntags, 16. Juli, sah es noch nicht sonderlich gut aus für einen Gottesdienst im Freien. Wolken bedeckten den Himmel über Radolfzell. Sogar Pfarrer Heinz Vogel gab später zu, die Entscheidung, auch in diesem Jahr vor dem Münster statt im Inneren das Hausherrenhochamt zu feiern, als mutig empfunden zu haben. Doch noch während des Turmblasens riss der Himmel auf, und nur noch vereinzelt verdeckten Wolken die Sonne.
Hunderte Gottesdienstbesucher, darunter unter anderem auch OB Simon Gröger, Bürgermeisterin Monika Laule und der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung, konnten so bereits zum zweiten Mal auf dem Marktplatz zusammenkommen. Dort war zwischen Kaufhaus Kratt und Stadtbibliothek eine Bühne mit Altar aufgebaut worden. Schon 2022 war am Hausherrensonntag unter freiem Himmel gefeiert worden.
Heinz Vogel ging in seiner Begrüßungsrede darauf ein. Im Freien, auf der Straße und in den Gassen, da entscheide sich schließlich, „in welcher Haltung wir einander begegnen und umgehen mit dieser Schöpfung“.
Hausherren als Hoffnungsträger
Um einen hoffnungsvollen Umgang mit den Geschehnissen auf der Welt ging es in der Festpredigt von Abt Christian Meyer aus dem Benediktinerkloster Engelberg in der Schweiz, der mit seinen lockeren Worten die Anwesenden auch zum Lachen brachte. Er ging der Frage nach, was Hoffnung ist – und dass sie nicht einfach sei.

„Hoffnung braucht unseren Einsatz“, betonte Meyer. „Für die Hoffnung müssen wir immer wieder kämpfen“ – auch, indem man sich gegenseitig davon erzähle und darüber spreche. „Hoffnung darf man nicht einfach wegwerfen oder sich durch Enttäuschungen zurückwerfen lassen“, so der Abt.
Als Gemeinschaft wolle man Hoffnungsträger werden. Solche seien auch die Heiligen Hausherren gewesen. Theopont habe sich mit Senesius, der ihn der Legende nach noch unter dem Namen Theonas vergiften sollte, versöhnt und ihm einen neuen Weg geöffnet. Senesius wiederum habe gemerkt, dass er Unrecht getan habe, „Er hatte den Mut, umzukehren“, so Christian Meyer. Und Zeno sei trotz vieler Enttäuschungen ein Licht der Hoffnung für Arme gewesen.
„Nehmt eure Hausherren als Vorbild“, forderte Meyer die Gottesdienstbesucher auf. Sie sollten für die Welt, die Kirche und auch für sich selbst zu Hoffnungsträgern werden.
Im Anschluss geht es durch die Stadt
Als Hoffnungsträger wurde nach dem Gottesdienst dann auch die Hausherrenprozession durch die Stadt geschickt. Die Büste des heiligen Zeno wurde wie bereits im vergangenen Jahr von Salomon aus Nigeria getragen, der in der Ukraine lebte, bevor er vor dem dortigen Krieg flüchten musste.
Keine Selbstverständlichkeit, wie Heinz Vogel erzählte: Salomon habe nur eine Studienerlaubnis für die Ukraine gehabt, nicht für Deutschland. Doch mittlerweile habe er einen Platz an der Universität Konstanz gefunden. Auch das passte wunderbar zur Hoffnung, die beim diesjährigen Hausherrenfest im Mittelpunkt steht.