Ob es mit dem Fahrrad Richtung Altbohl geht, man auf dem Stand-up-Paddleboard die Liebesinsel ansteuert oder aber eine Wanderung um den Mindelsee macht: Es handelt sich um Orte, die aus dem Radolfzeller Alltag nicht wegzudenken sind. Ortsnamen, die benutzt werden, ohne den Hintergrund zu kennen. In der Serie „Dem Namen auf der Spur“ klärt Historiker Christof Stadler über deren Herkunft auf. Den Anfang macht der Mindelsee.
Keltisch oder doch Althochdeutsch?
Laut Christof Stadler habe im 19. Jahrhundert die Meinung geherrscht, dass der Name vom Wort „minder“ – bezogen auf einen kleinen See – kommen würde. Dies sei inzwischen jedoch widerlegt.

Per Ausschlussverfahren kommt man dem Ursprung näher – und stößt dabei auf viele weitere Möglichkeiten: So stamme dem Alter des Sees entsprechend die älteste Nennung des Gewässers als „mivndisse“ aus dem Jahr 1296. Einige Zeit später, im Jahr 1348, tauchte die Benennung „mündisee“ auf, so Stadler. Diesem Wort folgend bezieht sich der Historiker auf den Heimatforscher Kilian Weber, der anhand älterer Urkunden einen Zusammenhang zu einem aufgegebenen Hof namens „Mundlishalden“ in der Nähe des Gemeinmerker Hofes herstellte. Die Verbindung käme durch den althochdeutschen Personennamen Mundo oder Mundilo zustande, der den Hof geführt haben könnte.
Eine weitere Möglichkeit seien keltische Wörter, so Christof Stadler. Beispielsweise habe der im Ostallgäu entspringende Fluss Mindel seinen Namen den Kelten zu verdanken und bedeute übersetzt klar oder rein. Doch auch wenn beide Gewässer den gleichen Namensursprung haben könnten, hält der Historiker eine Verbindung zum keltischen Wort „mund“, das Moor bedeutet, für wahrscheinlicher.
Namensherkunft bleibt unklar
Sicher sagen, kann Stadler das jedoch nicht. Wie vieles aus der Vergangenheit ist also auch der Name des Mindelsees, der wegen seiner Vogelarten seit 1938 ein Naturschutzgebiet ist, nicht eindeutig festzumachen.
Klar ist hingegen: Der vor 14.000 Jahren als Grundmoränenmulde entstandene See gehörte ursprünglich zum Gut der Königspfalz Bodman und später zum Kloster Reichenau, berichtet Stadler. Die Teilung des Mindelsees in eine Ost- und Westhälfte bestehe dabei schon seit dem Mittelalter. Das Kloster St. Gallen in Möggingen und die Herrschaft Bodman hätten sich die Anteile geteilt. Die Fläche des Sees habe sich hingegen über die Jahrtausende immer wieder verändert. Früher war er deutlich größer.
Mittlerweile habe die Stadt Radolfzell laut Natalie Reiser einen Pachtvertrag mit dem Land Baden-Württemberg abgeschlossen. Dieser beinhaltet den Seezugang und eine wasserrechtliche Erlaubnis für die Steganlage. Trotzdem gibt es immer wieder Gerüchte um ein Badeverbot am Mindelsee – und die Regelung ist kompliziert.