Die Entscheidung des Gemeinderats Radolfzell, das leidige Kapitel „Lettow-Vorbeck-Straße“ zu beenden, ist eine gute. Paul von Lettow-Vorbeck war kein Offizier und Gentleman, er war, wie es Stadtrat Christof Stadler sagte, ein Rassist, Militarist und Antidemokrat. Dazu kommen die Gräueltaten in Afrika, an denen er als Offizier dort beteiligt war. Braucht es noch Argumente, um sich von diesem Straßennamen zu trennen? Wenn es auch die Mehrheit der Anwohner in Kauf nehmen würde, die Stadt Radolfzell als Ganzes muss es stören, mit solch einem Straßennamen einen Mann zu würdigen, der heute ziemlich sicher vor dem Kriegsgericht landen würde.
Wenig hilfreich ist es, wenn Gutachten dabei als „Blabla“ bezeichnet werden, nur weil einem der Inhalt nicht gefällt. Auch in Geschichte wird man klüger, wenn man forscht. Geisteswissenschaften haben genau so den Anspruch, dass sie Tatsachen verkünden, wie Naturwissenschaften. Aber es scheint gerade modern zu sein, mit Bauchgefühl und Meinung den Fakten ihre Daseinsberechtigung abzusprechen. Der Gemeinderat Radolfzell – und das sei lobend erwähnt – hat sich im Fall Lettow-Vorbeck mit großer Mehrheit an die Tatsachen gehalten.