Die Weinlese hat kürzlich auf der Insel Reichenau begonnen. Und die Winzer sind zuversichtlich, dass es einen guten Jahrgang geben wird. Kellermeister Thomas Sättele sagt: „Wir erwarten einen guten, durchschnittlichen Jahrgang, der sehr trinkfreudige und fruchtige Weine ergibt.“ Sie dürften auch weniger alkoholgeprägt sein als der vorherige Jahrgang, meint der Fachmann.

Dafür dürfte die Menge größer sein, eher 180.000 statt 160.000 Liter. „Aber das ist eine grobe Schätzung“, betont Sättele. Das Traubenmaterial sei vor allem bei den weißen Sorten richtig schön, Spät- und Grauburgunder hätten dagegen unter dem Starkregen Ende August etwas gelitten.

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1300 Jahre Reichenau: Es wird besondere Tropfen geben

Der Kellermeister plant zudem zum großen Jubiläum 1300 Jahre Reichenau im kommenden Jahr ein paar besondere Kreationen. Zum einen werde es einen speziellen Sekt geben, kündigt Sättele an, zudem einen besonderen Spätburgunder höchster Qualität, der schon seit längerer Zeit in Holzfässern gelagert werde. Diese beiden seien aus Weinen des Jahrgangs 2022. Aus dem aktuellen Jahrgang wolle er zudem ein Weißwein-Cuvée kreieren.

Diese Jubiläumssorten sollen spätestens zum 1. April 2024 verfügbar sein, sagt Sättele. Die üblichen Sorten dürften wieder zwischen Fasnacht und Ostern in den Verkauf gehen. Wobei Sättele anmerkt: „Ich muss sicher dieses Jahr schon neue Weine abfüllen“, Ende November, Anfang Dezember, schätzt er, könnte es zum Beispiel den neuen Gutedel, einen Müller-Thurgau oder einen Rosé geben.

Kellermeister Thomas Sättele plant drei besondere Kreationen. Unter anderem einen Spätburgunder in Holzfässern.
Kellermeister Thomas Sättele plant drei besondere Kreationen. Unter anderem einen Spätburgunder in Holzfässern. | Bild: Zoch, Thomas

Das hängt mit der Nachfrage zusammen. Das Meiste des Reichenauer Weins wird in der Vinothek des Winzervereins direkt neben dem Münster vermarktet. Die dortige Mitarbeiterin Andrea Heckmann erklärt: „Bei uns geht hauptsächlich der Müller-Thurgau, der Grauburgunder und der Gutedel.“

Aber auch der Biowein werde immer mehr nachgefragt. Die Biosorten Cabernet-Cortis und Muscaris seien schon fast ausverkauft, und langsam zur Neige gehen auch der rote Gutedel und der Muskateller. Der Cabernet-Cortis Rosé des Jahrgangs 2022 habe in diesem Jahr den dritten Platz belegt bei Best of Freiburger Piwi, der Gutedel Edition Chasselas erreichte zudem Platz sechs beim Gutedel-Cup im Markgräflerland.

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Produzenten hoffen nun auf trockenes Herbstwetter

Optimal für die Trauben wäre es, wenn es in den kommenden Wochen der Weinlese bis etwa Mitte Oktober trockenes Herbstwetter mit kühlen Nächten gäbe. Darin sind sich Thomas Sättele und Klaus Biesinger einig. Letzterer ist der Betriebsleiter der Rebenaufbau- und Weinbau-Genossenschaft, die für die Lese zuständig ist – in enger Abstimmung mit dem Kellermeister.

Biesinger erklärt, den Hitzeperioden und der Trockenheit im Sommer haben man zwar gegensteuern können mit Tröpfelbewässerung und vorsichtigen Entlaubungsmaßnahmen. Doch die Reben hätten darunter schon gelitten – und dann beim Starkregen Ende August zunächst die Nährstoff- und Wasserzufuhr in die Trauben reduziert. Aber insgesamt ist er mit dem Traubenmaterial zufrieden: „Es ist alles gut, was wir in diesem Jahr ernten.“

Betriebsleiter Klaus Biesinger und Geschäftsführerin Sabrina Glönkler von der Rebenaufbau-Genossenschaft sind mit der Qualität der ...
Betriebsleiter Klaus Biesinger und Geschäftsführerin Sabrina Glönkler von der Rebenaufbau-Genossenschaft sind mit der Qualität der Trauben zufrieden. | Bild: Zoch, Thomas

Bei der Vorlese seien schon angefaulte und angefressene Trauben entfernt worden. So könnten die gesunden Trauben noch etwas weiter reifen. Ein Problem in diesem Jahr sei allerdings der große Wespen- und Vogelfraß an den Trauben. Deshalb habe man zum Beispiel vom Müller-Thurgau, wo dieser Tage die Vorlese laufe, bereits ein ganzes Feld komplett ernten müssen. Bei der Lese im Einsatz seien 25 Helferinnen und Helfer, erklärt Sabrina Glönkler, die Geschäftsführerin der Rebenaufbau-Genossenschaft. Das sei ein bewährtes Team.

In diesem Jahr habe die Rebenaufbau-Genossenschaft – dem allgemeinen Trend folgend – am Rand der Hochwart zudem eine neue Anlage mit rund 43 Ar der Bioweißweinsorte Calardis-Blanc gepflanzt. Wenn alles gut laufe, gebe es hier im dritten Jahr die erste Ernte. Biesinger erklärt zur neuen Anlage: „Die ist zu einem großen Teil schon schön gewachsen für dieses extreme Wetter.“

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Bau der neuen Produktionshalle verläuft nach Plan

Den Wein macht Kellermeister Sättele mit seinen Mitarbeitern in diesem Jahr noch im Winzerkeller unter dem Rathaus. Das soll im Herbst 2024 anders sein, erklärt Manfred Krämer, der Geschäftsführer der Winzerverein-Genossenschaft. Ziel sei es, den nächsten Jahrgang in der neuen Produktionshalle am Eichenweg unterhalb der Hochwart zu machen.

„Wir sind im Zeit- und Finanzplan“, so Krämer über den Neubau. Doch wenn es weiter wie geplant laufe, bedeute das, dass man im Mai/Juni 2024 umziehen müsse. „Da müssen die Fässer leer sein, also bis dahin muss alles abgefüllt sein.“

Der Bau der neuen Produktionshalle am Eichenweg unterhalb der Hochwart ist laut Winzerverein im Zeitplan. Ziel sei es, bereits in einem ...
Der Bau der neuen Produktionshalle am Eichenweg unterhalb der Hochwart ist laut Winzerverein im Zeitplan. Ziel sei es, bereits in einem Jahr dort dann den neuen Wein zu machen. | Bild: Zoch, Thomas