Etliche Streifenwagen stehen auf der Brücke über die Bundesstraße 33 bei der Kindlebildkreuzung. Bewaffnete Beamte riegeln dort die einzige Zufahrt zur Insel Reichenau ab. Alles sieht nach einem ziemlichen Ausnahmezustand aus. Zahlreiche Autofahrer auf der an diesem Freitagnachmittag, 21. Juni, gegen 15.30 Uhr stark befahrenen Strecke zwischen Allensbach und Reichenau mussten zweimal hinschauen, ob das wirklich ein großer Blaulicht-Einsatz ist.
Mehrere Notrufe innerhalb kurzer Zeit melden Mann mit Waffe
Es war einer, wie Polizeisprecher Dieter Popp dem SÜDKURIER wenig später bestätigte. Mehrere Streifen waren im Einsatz, nachdem im Konstanzer Präsidium innerhalb kurzer Zeit mehrere Notrufe eingegangen seien. Darin hätten Verkehrsteilnehmer einen dunkel gekleideten Mann gemeldet, der eine Pistole bei sich trage. Der Mann laufe im Bereich Kindlebildkreuzung, auf der Zufahrt zur Insel sowie in der Nähe des Bahnhofs Reichenau auf der Fahrbahn herum und verlasse sie auch nicht, wenn Autos kämen.

Bei der Polizei, so Popp weiter, löste das Stichwort Pistole einen großen Einsatz aus. Die Beamten, die in voller Schutzkleidung zum Einsatz eilten, hätten Bereiche der Kindlebildstraße abgesperrt, um Gefahren zu verhindern. Sie hätten später einen Mann festgenommen, auf den die Beschreibung zutraf. Er habe, so der Polizeisprecher weiter, tatsächlich eine Pistole bei sich gehabt. Diese habe sich aber als Spielzeugwaffe erwiesen. Da Schusswaffenattrappen ziemlich echt aussehen können, hätten die Autofahrer mit ihrem Notruf auf jeden Fall richtig gehandelt.
Die Beamten konnten den Angaben zufolge den Mann ermitteln. Der gambische Staatsbürger habe sich möglicherweise in einem psychischen Ausnahmezustand befunden. Er wurde laut Polizei in eine Fachklinik gebracht. Der Einsatz war dann schnell beendet, gegen 16 Uhr waren nur noch Streifenwagen auf dem Rückweg in Richtung Konstanz zu sehen.
Schon vor zwei Monaten gab es einen großen Einsatz auf der Reichenau
Auf der Reichenau wurden kurzfristig Erinnerungen an einen anderen großen Polizeieinsatz fast genau zwei Monate zuvor wach. Damals war viel Polizei auf der Insel, als zur Eröffnung der großen Landesausstellung „1300 Jahre Reichenau“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Gast war. Direkt vor seinem Besuch der Insel sollte er die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum Konstanz besuchen.
In den Museumsräumen war aber am Morgen des 19. April kurz vor dem geplanten Rundgang des Regierungschefs ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden, was zu einer erhöhten Sicherheitsstufe führte. Der Gegenstand erwies sich als harmlos und Kretschmann konnte wie geplant die Festrede im Münster von Reichenau-Mittelzell halten – unter erhöhter Polizeipräsenz.