Ein paar kleine Boote ankern vor der Insel Reichenau. Die Passagiere des Bootes haben sich ein besonders Fleckchen ausgesucht: Eine Sandbank, die bei kleinen Wellen aus dem Wasser herausblitzt.
2,48 Meter. Das zeigt die Pegel-Messlatte im Bodensee in Radolfzell. Nur wegen des niedrigen Wasserstandes ist es möglich, dort übers Wasser zu gehen. Es fehlen nur noch wenige Zentimeter, dann ist der Gnadensee um eine weitere Insel reicher.
Bei einem Pegelstand von 2,37 Metern kommt nämlich die kleine Sandbank, die den Namen Straßenrain trägt, wieder zum Vorschein. Auch 1972 ist das passiert. Damals feierte die Reichenauer Bürgermusik sogar ein Volksfest auf dem temporären Inselchen. Nebst Musik gab es sogar Bewirtung mitten im See.
Noch hat das Inselchen die Wasseroberfläche nicht durchbrochen. Lediglich die Seezeichen 32 und 33 weisen auf die kleine Untiefe zwischen der Insel Reichenau und Mettnau hin. Es fehlen nur noch elf Zentimeter bis die Sandbank trocken liegt.
Bereits Ende Juli konnte man aus der Vogelperspektive die kleine Insel erahnen. Damalslag der Pegel bei 2,71 Metern. Über 30 Zentimeter fehlten noch, um trocknen Fußes über die Insel wandern zu können. Jetzt, knapp zweieinhalb Wochen später, ist der Pegel des Sees weiter gefallen.

Regen füllt den Bodensee nicht auf
Der anstehende Regen ab Donnerstag, 18. August, wird daran wohl nicht viel ändern. Das haben die wenigen Niederschläge, die es im August im Bereich Konstanz bislang gab, auch nicht. Das ergibt sich aus der Wetterstatistik von Wetterkontor.
Zwölf Mal hat es im August geregnet, doch auch wenn mal Wasser vom Himmel kam, ist dabei nicht wirklich viel Regen zusammengekommen. Den heftigsten Niederschlag gab es am 3. August mit 36,3 Litern pro Quadratmeter. Die Regentage haben den sinkenden Wasserstand aber nicht aufhalten können.
Ohnehin wirkt sich Regen auf den Bodensee kaum bis gar nicht auf den Pegel aus, da das Wasser direkt abfließt. Damit der Pegel wieder steigt, müsste es im Umland der Zuflüsse für den Bodensee regnen. Sprich im Allgäu, Österreich, Schweiz und Bodenseekreis. Aber auch dort regnet es zu wenig, so dass sich der Bodensee schnell wieder füllen könnte.
Wenn die Schussen (fließt zwischen Friedrichshafen und Langenargen in den Bodensee), die Argen (bei Langenargen), die Rotach (bei Friedrichhafen), der Alpenrhein oder die Bregenzer Ach wegen Regens mehr Wasser führen, dann steigt kurz darauf auch wieder der Pegel des Bodensees.
Noch kein historischer Tiefstand
Das Niedrigwasser und vor allem die Wassertemperatur macht auch den Fischen zu schaffen. Rund um die Insel Reichenau hat das Wasser teilweise eine Temperatur von 28 Grad Celsius. Das zeigen die Messstationen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).
Erfrischend ist das angeblich kühle Nass für Badegäste nicht mehr. Für einige Bewohner des Bodensees, wie Aale und Äschen, ist das warme Wasser sogar sehr gefährlich. Sie halten der Hitze nicht stand und sterben. Einige Aale sind schon am Uferdes Seerheinin Konstanz angeschwemmt worden.
Noch hat der Wasserpegel keinen historischen Tiefstand für diese Zeit des Jahres erreicht. An der Messstation in Konstanz zeigt die Tafel aktuell 3,06 Meter an (Stand: 16. August). Damit liegt der Wasserstand derzeit noch wenige Zentimeter über dem langfristigen Minimalwert von 2,98 Metern.