Jetzt ist es also beschlossene Sache. Im Bereich des Münsters, im früheren Klosterareal, wird die Gemeinde Reichenau eine Parkverbotszone einrichten. In der Burg- und Haitostrasse soll es nur noch insgesamt zehn Parkplätze geben. Zudem hat der Gemeinderat beschlossen, die Wirtschaftswege im Inntal, im Gießen und rund um die Hochwart nur noch für landwirtschaftlichen Verkehr freizugeben.
Und auf einigen bewirtschafteten Parkplätzen werden Monatstickets für 30 Euro eingeführt, damit von Parkverboten betroffene Anwohner eine Alternative haben.

Eine bessere Regulierung und möglichst Reduzierung des ruhenden Verkehrs auf der Insel ist das Ziel der Gemeinde. Daher soll es schon zur neuen Saison Änderungen geben, basierend auf der Bürgerbeteiligung Anfang des Jahres, den Aussagen der Straßenverkehrsbehörde beim Landratsamt sowie jüngst einer weiteren Bürgerbeteiligung in so genannten Planungspavillons.
Denn bereits in den vergangenen Wochen gab es bei schönem Wetter viel Betrieb durch Besucher auf der Insel – und viele Falschparker. Bürgermeister Wolfgang Zoll sagte: „Wir machen den nächsten Schritt zur Regelung des ruhenden Verkehrs.“
- Parkverbotszone: Für die ganze Insel generell ist dies schwierig einzuführen, hatte der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Michael Greineck, im Februar im Gemeinderat erklärt. Hauptamtsleiter Mario Streib meinte deshalb nun: „Wir müssen versuchen, über viele kleine Parkverbotszonen die Situation zu verbessern.“ In diesen Bereichen dürfen Autofahrer am Straßenrand nur noch parken, wo es durch eingezeichnete Parkbuchten ausdrücklich erlaubt ist.
Diese Regelung gibt es auf der Reichenau bereits in Teilen der See- und Mittelzeller Straße, in der Stedigasse, im Sandseele und in Niederzell. Nun hat der Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen, eine weitere Parkverbotszone für den früheren Klosterbereich Burg-/Haito- und Hermannus-Contractus-Straße auszuweisen.
Allerdings gab es eine längere Diskussion darüber, wie viele Parkbuchten es geben soll und wo diese eingezeichnet werden. Hierzu hatte es auch bei der Bürgerbeteiligung unterschiedliche Meinungen gegeben, berichtete Streib. „Für uns sind es zu viele Parkbuchten“, sagte Karin Blum (CDU). Stephan Schmidt (Freie Wähler) meinte dagegen: „Man muss es einfach probieren. Das merkt man erst in der Praxis, ob es optimal ist.“
Nun gibt es folgenden Kompromiss: In der Burgstraße sollen es je drei vor dem Rathaus und dem Münster sein sowie zwei im nördlichen Teil der Straße und weitere zwei Buchten beim Seniorenzentrum in der Haitostraße. Von 9 bis 18 Uhr dürfen Autofahrer dort mit Parkscheibe maximal eine Stunde parken. Bürgermeister Wolfgang Zoll merkte an: „Im Moment gibt es den Beschluss, den Rathausvorplatz autofrei zu halten.“
Eine Mehrheit im Rat möchte aber in Nähe des Rathauses einige Parkmöglichkeiten. Deshalb soll es jetzt drei an der Burgstraße geben. Auf dem Münstervorplatz wiederum wolle die Pfarrgemeinde grundsätzlich weiter das Parken möglich lassen, aber nur mit Berechtigungsschein, so der Bürgermeister.
- Anwohnerparken: Im Zusammenhang mit dem Thema Parkverbotszonen war auch ein Anwohnerparken im Gespräch. Grundsätzlich ist dies im eigentlichen Sinn – so wie etwa in Konstanz – aber nur in städtischen Quartieren möglich, zitierte Streib die Straßenbehörde. Daher hat der Gemeinderat nun beschlossen, auf den meisten bewirtschafteten Parkplätzen Monatstickets anzubieten.
Dadurch sollen vor allem Anwohner im Bereich einer Parkverbotszone die Möglichkeit bekommen, leichter einen Parkplatz zu finden. Das Ticket kann aber grundsätzlich jeder am Automat lösen – auch Besucher.
Hier gab es über den Preis des Monatstickets eine längere Diskussion, schließlich einigte man sich auf 30 Euro. Streib hatte 20 Euro vorgeschlagen. Die Mehrheit meinte, der Preis dürfe nicht zu niedrig sein, damit das Ticket nicht missbraucht werde – zum Beispiel von Vermietern, die dann einen Stellplatz auf dem eigenen Grundstück sparen, so Armin Okle (FW).
Stefan Keller (CDU) dagegen meinte, er finde schon 20 Euro etwas hoch für die Bürger, diese sollten weniger zahlen als Besucher. Doch der Bürgermeister erklärte, dies wäre rechtlich nicht möglich. Gabriel Henkes (Freie Liste Natur) meinte: „Wir werden unsere Erfahrungen machen.“ Die Monatstickets wird es auf folgenden Parkplätzen geben: Wittigowostraße, Stedigasse, Niederzell (Kirche und Allee) sowie Oberzell (beide Seiten der Straße). Zudem beschloss der Gemeinderat, künftig die Parkplätze ganzjährig zu bewirtschaften.
- Wirtschaftswege: Vor allem an Wochenenden bei schönem Wetter parken viele ihre Autos auf Wirtschaftswegen. Und auch Wohnmobile stehen dort oft herum. Diese wilde Parkerei und Camperei will die Gemeinde nun im Inntal zwischen Mittel- und Niederzell sowie im Bereich Gießen auf den meisten Wegen unterbinden und ebenso rund um die Hochwart. Streib erklärte: „Wir haben eine Infrastruktur für parkende Fahrzeuge.“
Die Wirtschaftswege seien dann nur noch für landwirtschaftlichen Verkehr nutzbar – mit ein paar Ausnahmen. Wer zu einem eigenen Grundstück etwa in den Reben fahren möchte, dürfe dies natürlich. Im Übrigen werde der aufgestockte Gemeindevollzugsdienst in Sachen wildes Parken verstärkt kontrollieren.
Weitere Plätze im Visier
Parkplätze St. Gotthard: Die bisher kostenlosen Parkplätze St. Gotthard und beim Campingplatz Sandseele standen nicht auf der Tagesordnung, wurden aber im Gemeinderat angesprochen. Matthias Graf (CDU) schlug vor, auch auf dem St. Gotthard-Platz Gebühren zu verlangen. Berndt Wagner und Stefan Keller (beide CDU) erklärten, dass dort Dauerparker stünden. Stephan Schmidt (Freie Wähler) und Sandra Graßl-Caluk (SPD) waren dagegen. Den St. Gotthard habe man bewusst kostenfrei gelassen als Ausgleich zur bewirtschafteten Stedigasse. Auf Vorschlag von Britta Sauer-Böhm (FW) ist jetzt die Einführung eines Nachtparkverbots beschlossen worden, um Dauerparker zu vermeiden.
Parkplätze Sandseele: Thorsten Schneider (FW) beantragte, dass auch der Sandseele-Parkplatz bewirtschaftet werden soll. Dies hat der Rat ebenfalls beschlossen. Bürgermeister Wolfgang Zoll erklärte aber, dass er noch zuvor mit den Pächtern des Campingplatzes die Modalitäten für Dauercamper klären wolle.