Das Thema Verkehr auf der Insel Reichenau brennt vielen Bürgern, dem Gemeinderat und der Verwaltung unter den Nägeln. Und die dringendsten Probleme sollen nun angepackt und möglichst bald gelöst werden.

Im Mittelpunkt steht das Thema Parken. Vor allem an schönen Tagen in der Hauptsaison herrschen hier an besonders beliebten Zielen wie Yachthafen, Strandbad oder Campingplatz chaotische Zustände. Dies vor allem im vergangenen Sommer wegen des durch die Corona-Pandemie verstärkten Inlandstourismus.

Ablauf und Zeitplan der Bürgerbefragung

Doch das Thema Verkehr sei komplex, so die Verwaltung, und betreffe nebst Tourismus und Gewerbe am meisten die Bürger selbst. Denn diese müssten sich natürlich auch an mögliche andere, neue Regeln halten. Daher gebe es nun eine Bürgerbeteiligung, so Bürgermeister Wolfgang Zoll. Ideen und Anregungen will die Gemeinde sammeln, aber für die folgenden Beschlüsse auch Akzeptanz gewinnen.

Moderatoren und Gemeinderat diskutieren

Zoll erklärt zu Beginn des Fragebogens: „Stellschrauben liegen im Schwerpunkt auf drei Themenfeldern: der Parkraumbewirtschaftung, der Ausgestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Geschwindigkeitsregelung.“

Und nachdem es bei der Bürgerbeteiligung zum Neubaugebiet Lindenbühl-West im Frühjahr 2020 auch Kritik am Fragebogen gegeben hatte, sei diesmal auch der Gemeinderat mehr eingebunden worden, so Wolfgang Zoll. Anfang Januar hatten sich dessen Mitglieder mit den beauftragen Moderatoren Manfred Walser und Michael Baldenhofer per Videokonferenz ausgetauscht.

„Unterschiedliche Meinungen“

Baldenhofer sagte nun im Gemeinderat: „Es gab natürlich unterschiedliche Meinungen.“ Doch einig sei man sich gewesen, dass der Fragebogen nicht zu umfangreich sein sollte. Nachdem es zunächst auf Anregungen der Gemeinderäte 31 Fragen gewesen seien, habe man dies dann wieder auf 17 reduziert. Zoll erklärte: „Der Fragebogen ist überarbeitet worden.“

Das Gremium stimmte zu, und die Befragung beginnt am Donnerstag, 14. Januar – sowohl online wie schriftlich (siehe Infokasten). Ziel sei, möglichst zur nächsten Saison bereits Maßnahmen umzusetzen, so Zoll – vor allem bei der Parkraumregelung. Aber klar sei auch, dass die Gemeinde für die meisten denkbaren Änderungen erst die Genehmigung durch übergeordnete Behörden benötigen würde.

Thema: Parken

Gibt es genug Parkmöglichkeiten auf der Insel, zu wenig oder gar zu viele? Das ist zunächst die Einstiegsfrage bei der Bürgerbeteiligung. Und wie oft und wo parken Besucher und Kunden bei Reichenauern? Und dann geht es um die Fragen, wie sich das Parken vielleicht bessern steuern ließe – etwa durch Halteverbotszonen, Kurzzeitparken, mehr Zonen mit Parkgebühren oder mehr Überwachung?

Eine Grundsatzfrage ist es, ob die ganze Insel zur Parkverbotszone erklärt werden sollte. Das heißt, es dürfte nur noch dort geparkt werden, wo entsprechende Flächen wie etwa Parktaschen an Straßenrändern ausgewiesen sind. Die Verwaltung meint im Fragebogen, dies wäre eine dauerhafte und klare Lösung ohne Schilderwald, und Probleme würden nicht nur von einem Ort an einen anderen verlagert.

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Doch die Bürger sollen auch sagen, sofern sie dies gut finden, ob es zum Beispiel saisonal gelten soll und spezielle Regelungen bei besonderen Festen bräuchte, ob zusätzlich ein Anwohnerparken eingeführt werden sollte oder ob es mehr zentrale Parkplätze bräuchte auf der Insel und dem Festland. Gefragt wird auch, ob mehr Parkplätze für Wohnmobile und Busse nötig sind.

Thema: Tempolimits

Derzeit gilt auf der Insel in weiten Teilen Tempo 50, auf drei Straßenabschnitten noch Tempo 70 und in wenigen Bereichen Tempo 30. In der Diskussion ist nun eine generelle Beschränkung auf maximal Tempo 50 auf den Hauptachsen und eine Ausweitung der Tempo 30-Zonen in Nebenstraßen, wie zum Beispiel im Bereich des Münsters.

Auch dazu sollen die Bürger ihre Meinung sagen, ob sie dies generell oder teilweise, und wenn ja, wo oder gar nicht befürworten. Eine Zusatzfrage ist hier die nach der Einführung von Anwohnerstraßen, die für den Durchgangsverkehr gesperrt wären.

Thema: Öffentlicher Nahverkehr

Im vergangenen Jahr habe es durch eine engere Vertaktung oder das Ein-Euro-Ticket bereits Verbesserungen im Busverkehr gegeben, so die Verwaltung. Nun geht es darum, ob dies den Bürgern genügt oder was verbessert werden könnte. Dabei geht es zum einen um einen besseren Anschluss des Inselteils Niederzell, aber auch darum, ob es zusätzliche Haltestellen an beliebten Zielen wie Yachthafen, Strandbad oder Schiffsanlegestelle geben sollte.

Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine Steigerung der Attraktivität und eine bessere Nutzung des ÖPNV, um somit auch den Parksuchverkehr zu reduzieren. Klar ist, dass es hier keine kurzfristige Lösung geben kann, denn Änderungen von Fahrplan und Route wären wohl frühestens am Jahresende umsetzbar. Im Fragebogen heißt es hierzu auch, dass dies von der Gesamtfahrzeit, der Anbindung an den Seehas und von zusätzlichen Kosten bei einer möglicherweise nötigen zweiten Buslinie abhänge.