Die Schulleitungen der örtlichen Schulen, Lehrkräfte, Eltern und Mitarbeiter des Kinder- und Jugendförderteams hatten sich die Aufstockung der Schulsozialarbeit um eine 50-Prozent-Stelle gewünscht. Nach einer intensiven und teils emotionalen Diskussion im Gemeinderat wurde dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Ralf Baumert ist von der Entscheidung des Gremiums laut eigener Aussage überrascht. Im Vorfeld hatte er viele Gespräche geführt und war von einer mehrheitlich positiven Entscheidung ausgegangen.
Man habe deutlich gemerkt, dass Kinder an den Schulen um mehr Hilfe bitten, es gebe zunehmend Fälle – vor allem schwierigere – zu betreuen. Die Probleme der Schüler werden komplexer, Beratungen dadurch intensiver und zeitaufwändiger, berichtet Jenny Frankenhauser als Leiterin des Kinder- und Jugendförderteams der Gemeinde. Die Pandemie sei ein Katalysator für so Vieles gewesen und die Probleme jetzt offensichtlich.
Thema soll auf dem Tisch bleiben
Jenny Frankenhauser geht davon aus, dass sich die Probleme an den Schulen nicht in Luft auflösen und bleiben werden. Und auch wenn es aktuell eine Absage des kommunalen Politgremiums gab: Spätestens bei ihrem nächsten Jahresbericht möchte sie dieses Thema wieder neu anpacken.
Im Rahmen einer Sitzung des Finanz- und Sozialausschusses im Mai hatte Tanja Harder vom Kinder- und Jugendförderteam die Problematik der Schulsozialarbeit in der Gemeinde dargelegt. Ungefähr drei Viertel der wöchentlichen Arbeitszeit der Schulsozialarbeit entfällt laut Jahresbericht auf die Einzelfallhilfe. Und damit sei die Zeit für die Prävention zu gering.
„Wenn wir immer nur Feuerwehr sind, kommt die Präventionsarbeit, der Grundgedanke der Schulsozialarbeit, zu kurz.“Jenny Frankenhauser
Und mehr Prävention gehe nur mit mehr Personal. Mit Aufstockung von einer halben Stelle wollte man sicherstellen, dass an allen Grundschulen im Dorf die Schüler immer verlässlich Schulsozialarbeiter antreffen. Grob gerechnet hätte das den Arbeitgeber, also die Gemeinde, nach Beantragung von Geldern aus dem Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ etwa 27.000 Euro gekostet.
Räte streben Lösung ohne neue Stelle an
Die Entscheidungsträger äußerten Sorgen darüber, was künftig auf die Kommune zukommen könne. Weiter wurde im Gremium die Auffassung vertreten, dass an der Ten-Brink-Schule die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren um etwa die Hälfte gesunken sei, die Schulsozialarbeit jedoch nicht reduziert worden war. Deshalb solle eine Lösung ohne Schaffung einer neuen Stelle gefunden werden.
Außerdem wurde betont, dass Rielasingen-Worblingen im Vergleich zu anderen Kommunen in Sachen Schulsozialarbeit gut dastehe.
„Wir finden die mehrheitliche Entscheidung des Gemeinderates bedenklich und können nicht nachvollziehen, dass trotz der Darlegungen und Meinungen der Pädagogen und Sozialarbeitern die geförderte 50-Prozent-Stelle abgelehnt wurde“, erklärt Gesamtelternbeiratsvorsitzende Katharina van Eek. Sie ergänzt, dass die ablehnende Entscheidung des Gremiums im Sinne der Kinder auf Dauer nicht so stehen gelassen werde.
Eine Gemeinderätin zeigt sich hoffnungsfroh
Die Grünen-Gemeinderätin Saskia Frank äußert sich auf Nachfrage optimistisch, dass man das Thema Schulsozialarbeit in absehbarer Zeit neu im Gremium der Kommunalpolitiker diskutieren wird. „Eine Aufstockung bedeutet nicht nur eine beständige Unterstützung der Kinder, sondern auch eine Entlastung für das Team der Schulsozialarbeit, um deren wertvolle Arbeit weiterhin verlässlich leisten zu können“, so Saskia Frank.
Eltern wünschen mehr Präsenz von Schulsozialarbeit
In einem Brief des Gesamtelternbeirates an den Bürgermeister und die Gemeinderäte, welcher dem SÜDKURIER vorliegt, wurde der Wunsch nach mehr Präsenz der Schulsozialarbeiter an den Schulen zum Ausdruck gebracht. Im Schreiben wird um mehr Prävention und Unterstützungsmaßnahmen an den Schulen gebeten, um Defizite besser aufarbeiten zu können. Dieser Bedarf und Wunsch wurden in einem weiteren Schreiben der örtlichen Schulleitungen unterstützt.
Birgit Steiner, geschäftsführende Schulleiterin in Rielasingen-Worblingen, lobt das Engagement der Eltern. Diese hätten ihr Anliegen nach mehr Schulsozialarbeit sachlich vorgetragen und mit Fakten unterfüttert. Dabei haben diese nicht nur an sich selbst und die eigenen Kinder gedacht, sondern an das gesamte Gefüge in der Gemeinde, so Birgit Steiner.
Begleitung soll schon früh anfangen
„Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Bestandteil im gesellschaftlichen Leben“, merkt Birgit Steiner an. Nicht nur durch Corona, auch durch gesellschaftliche Veränderungen brauche es diese. Dabei sei es wichtig, bereits im Kindergarten oder in der Grundschulzeit mit einer guten Begleitung zu beginnen, dann gebe es später weniger Arbeit.