Seit Anfang Februar sind Sie der neue Jugendreferent in Rielasingen-Worblingen. Konnten Sie sich in Ihrem neuen
Arbeitsumfeld bereits eingewöhnen?

Ich wurde in dem Kinder- und Jugendförderteam sehr gut aufgenommen und konnte mich in diesem Netzwerk schon ein wenig orientieren. Aber tatsächlich fühle ich mich noch ein wenig wie in einer großen Eingewöhnungsphase. Ich vermute, das wird so lange sein, bis ich alle meine Aufgaben mindestens einmal gemacht habe.

Fast zwei Jahre war die Stelle des Jugendreferates nicht besetzt. Konnten Sie denn in den ersten Tagen schon etwas erreichen?

Tatsächlich merke ich, dass das Netzwerk um das Jugendreferat im Kinder- und Jugendförderteam hervorragend funktioniert. Nur mein Aufgabengebiet ist wie ein Vakuum, das ich jetzt aber füllen möchte. Ich konnte in den vergangenen Tagen bereits an einer Sitzung des Kinderrates teilnehmen. Die Kinderräte sind wirklich sehr engagiert und planen eine Aktion gegen Müll in der Gemeinde. Außerdem gab es einen Fasnachtsnachmittag im Jugendtreff Juca 60. Die Nachfrage war so groß, dass ich diese Veranstaltung nicht wie geplant einmal, sondern sogar zweimal anbiete. Ich hatte mich als Pilot verkleidet und gemeinsam mit den Kindern viel Spaß. Als nächstes ist ein Treffen mit den Jugendlichen geplant. Ich möchte von ihnen wissen, was sie sich von mir wünschen und welche Interessen sie haben.

Können denn die Jugendlichen das
Angebot vor Ort beeinflussen?

Natürlich, die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen stelle ich in den Mittelpunkt meiner Arbeit. Sie sollen sogar mitbestimmen, welches Angebot es im Jugendtreff Juca 60 künftig geben wird. Eine solche direkte Beteiligung ist gewinnbringend für alle. Ich möchte dadurch Prozesse in der Jugendarbeit anstoßen und voranbringen. Denn den Jugendlichen etwas überzustülpen bringt nichts.

Bedeutet dies, dass das Juca 60 nach fast zwei Jahren endlich wieder öffnen wird?

Der Jugendtreff soll ab März wieder öffnen. An ein oder zwei Spätnachmittagen oder Abenden soll hier ein offener Treff möglich sein. Weiter sind Angebote wie Kochen, Filmabende oder vieles mehr geplant. Wie eben erklärt, dürfen und sollen sich die Jugendlichen an der Gestaltung beteiligen. Wegen der Pandemie und der länger unbesetzten Stelle im Jugendreferat war das Juca 60 fast zwei Jahre geschlossen. Es gibt Jugendliche im Dorf, welche diese Einrichtung noch nie kennenlernen konnten. Das soll sich ändern.

Bevor Ihre jetzige Stelle ausgeschrieben wurde, gab es im Gemeinderat Diskussionen darüber, ob und in welcher Höhe das Jugendreferat wieder besetzt werden soll. Wie wichtig finden Sie selbst Ihre Aufgabe?

Ich bekam eine Anstellung mit 80 Prozent, könnte mir aber auch gut eine Anstellung mit 100 Prozent vorstellen. Das Jugendreferat ist eine wichtige Schnittstelle. Ich kann Dinge von den Jugendlichen weiter transportieren, die sonst untergehen könnten. Ich möchte versuchen, ein Ohr und ein Anwalt für die Jugendlichen zu sein. Ein Wunsch von mir ist es, den Jugendrat wieder zu aktivieren. Und es muss einen Raum für Jugendliche geben, die sich manchmal gegen die Welt der Erwachsenen stellen. Das ist völlig in Ordnung und muss nicht wegerzogen werden, so etwas gehört zum Erwachsenwerden ebenso wie laut sein oder provokante Musik hören einfach dazu. Es gibt Zeiten, in denen man sich von den Erwachsenen klar distanzieren muss.

Welche Rolle spielt die Corona-
Pandemie in Ihrer Arbeit?

Die Jugend kam in der Pandemie zu kurz und hatte eine zu kleine Lobby. Aus Sicht der Erwachsenen gab es vermutlich wichtigere Dinge, die geregelt werden mussten. Man muss sich mit Jugendlichen beschäftigen und ihnen begegnen, sonst können deren Probleme nicht erkannt werden. Jetzt müssen wir ein neues Angebot schaffen und neue Reize setzen um auch einer durch die Pandemie verstärkten Ich-Bezogenheit entgegen zu wirken. Denn in den letzten zwei Jahren war ein Gemeinschaftsgefühl nur schwer möglich.

Fragen: Sandra Bossenmaier