Schule auf, Schule zu, Wechselunterricht, Testungen und Homeschooling: die Corona-Pandemie stellt das gewohnte Schulleben auf den Kopf. Mittendrin die Schüler, deren Familien und die Schulsozialarbeiter, die zeitweise den Kontakt zu den Kindern verloren und neu knüpfen mussten.

Wie kann trotz der schwierigen und ungewohnten Rahmenbedingungen eine gute Schulsozialarbeit gelingen? Der SÜDKURIER sprach mit Schulsozialarbeitern in Rielasingen-Worblingen über diese komplexe Frage.

Viele nicht über digitale Medien erreichbar

Miriam Auer ist an den Grundschulen in Worblingen und Arlen tätig. „Die Situation war sehr verwirrend“, berichtet sie über den Lockdown. „Meine Arbeit lebt davon, mit den Kindern zu arbeiten und auf einmal waren keine mehr da“, berichtet sie. Die Situation im Homeoffice – ohne persönlichen Kontakt zu den Schülern – sei unbefriedigend gewesen.

Im Austausch mit den Kollegen habe man sich motiviert und sich Gedanken über neue Kontaktmöglichkeiten gemacht. Die Kinder im Grundschulalter seien in der Regel noch nicht über digitale Medien zu erreichen – ein Smartphone besitzen Sechs- bis Zehnjährige oft noch nicht. Da blieb erst einmal nur der Anruf bei den Eltern. „Du sollst wissen, dass trotz Schulschließung jemand für dich da ist“, wollten die Sozialarbeiter den Kindern dadurch vermitteln. Das habe gut geklappt, die meisten Eltern seien kooperativ gewesen.

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Miriam Auer war es wichtig, den Kontakt zu den Schülern nicht zu verlieren. Hilfreich seien auch Treffen auf Spielplätzen oder gemeinsame Spaziergänge gewesen. „Die Kinder, welche sozusagen durch das Raster fielen, sind vermutlich zum damaligen Zeitpunkt noch mehr untergegangen“, räumt die Schulsozialarbeiterin ein.

In solchen Fällen sei es umso wichtiger gewesen, eng mit den Lehrern zusammenzuarbeiten, um mit diesen Kindern in Kontakt zu kommen. Zwar hätte sie vermutlich nicht alle bedürftigen Kinder erreicht, aber das sei vermutlich auch ohne Pandemie nicht möglich, lautet das Fazit von Miriam Auer.

„Unheimlich und völlig neu“

„Die Situation war unheimlich und völlig neu für mich“, berichtet Catia di Fiore, Schulsozialarbeiterin an der Ten-Brink-Schule. Was es für ihre Arbeit bedeute, wenn die Schüler nicht in die Schule kämen, darüber habe sie nie nachgedacht. „Es war schmerzlich zu spüren, dass die kurzen Wege und die Begegnungen auf dem Schulgelände einfach weggebrochen sind und erst mal alle Kontakte verloren gingen.“ Es sei für sie eine große Herausforderung gewesen, die Schüler zu erreichen.

Und auch sie berichtet davon, dass es schwierig war, mit Schülern und Familien in Kontakt zu treten, mit denen dies auch vorher nicht einfach gewesen sei. Besonders über die Abschlussklassen und die Frage, wie es nach der Schule weitergehen kann, macht sie sich Sorgen. Denn nach wie vor hätten nicht alle Schüler einen konkreten Plan. Alle externen Angebote zur Berufsberatung und Orientierung waren abgesagt worden, die Jugendlichen hatten nicht die Möglichkeit, Praktika zu machen – und deshalb fehle ihnen ein guter Einblick ins Berufsleben.

Masken bringen neue Probleme

„Je länger die Pandemie dauert, desto mehr liegt der Fokus auf Schule“, so Catia di Fiore. Wenn die Kinder in der Schule seien, gelte es, diese Zeit zu nutzen. Und dabei tauche ein weiteres, bisher unbekanntes Problem auf: Gesichter und deren Mimik versteckten sich hinter Masken. Dadurch lasse sich schlecht erkennen, wie es den jungen Menschen geht.

Bei der ganzen Problematik hätte man zu wenig bedacht, was mit den Schülern passiert, wenn das soziale Umfeld wegbricht, gibt Catia Di Fiore zu bedenken. Was passiert mit den Schülern, wenn es keinen Austausch mehr in der Schule gibt, keine Freunde, keine Ausflüge, keine Abschlussfahrten und noch dazu der versäumte Lernstoff? Auch ihre Motivation als Sozialarbeitern leide manchmal unter der Situation, wenn gute Projekte kurzfristig abgesagt werden müssten, doch sie wolle die Schüler und ihre Familien in dieser schwierigen Zeit unterstützen.

Was kommt nach Corona?

„Ich bin stolz darauf, wie unsere Schulsozialarbeiter die Herausforderungen angegangen sind, dass sie kreativ wurden und den Schülern in dieser Situation Unterstützung anboten“, lobt Anja Marosits, Leiterin des Kinder- und Jugendförderteams. Was nach Corona komme, bleibe ein großes Fragezeichen und bereite ihr Bauchgrummeln, räumt sie ein. Es bereite ihr Sorgen, wie alle wieder aus dieser Situation herauskämen. Doch der Fokus der Schulsozialarbeit liege auf den Schülern, diese zu fördern und gemeinsam die Krisensituation zu bewältigen.