Es ist ein emotionales Gespräch. Zwei dicke Aktenordner liegen vor Lioba Knapp. Ihr Herz hängt an Arlen und am ortsbildprägenden Gebäude, dem alten Gasthof Gems inmitten des Dorfes, in dem sich heute eine Gaststätte und der Kulturpunkt Arlen befinden.

Seit 1989 ist das um die Jahrhundertwende gebaute Gasthaus im Besitz der Gemeinde Rielasingen-Worblingen. In den Jahren 1990 bis 1992 wurde es als Aussiedlerheim und ab dem 1992 zur Unterbringung von Asylbewerbern genutzt. Damals bröckelten nicht nur Putz und Fassade, auch innen befand sich das Gebäude in einem maroden Zustand.
Lioba Knapp kämpft mit den Tränen, so schmerzen ihre Erinnerungen. Aufgrund der schlechten Bausubstanz hatten die Dorfbewohner große Sorgen, das Gebäude könne abgerissen werden. Denn unter Denkmalschutz stand es damals noch nicht. „Ohne dieses Gebäude wäre unser Arlen nicht mehr unser Dorf wie bisher gewesen“, weiß Lioba Knapp, die sich immer schon für das Dorf einsetzt. Für die Arlener war klar, dagegen musste man vorgehen.
1997 wird Gebäude ein Denkmal
Die gute Nachricht lautet: Das geschichtsträchtige Gebäude inmitten von Arlen konnte gerettet und saniert werden. Auch wurde es im Jahr 1997 vom Landesdenkmalamt zum Kulturdenkmal ernannt.

1996 gab es eine Unterschriftenaktion. Damals hatten über 3300 Bürger die Aktion „Rettet die Gems“ unterstützt. Deutlich sei dabei geworden, dass die historische Gems den Bürgern viel bedeute. Viele Paare hatten sich Jahre zuvor dort beim Tanz kennen und lieben gelernt. „Die Gems war und ist der Mittelpunkt in Arlen“, so Knapp.
Lioba Knapp wird erste Vorsitzende
Zu dieser Zeit lebten laut einem Bericht des SÜDKURIER 52 Asylbewerber mehrerer Nationen in dem Gebäude. Im folgenden Jahr wurde an historischer Stätte im Beisein von über 80 Personen der Förderverein Arlener Gems mit Lioba Knapp als Vorsitzender gegründet.

Es sei ihr nicht leichtgefallen, dieses Amt zu übernehmen, berichtet sie heute. Sie hatte zuvor keine Erfahrungen sammeln können und doch schon gewusst, dass mit dem Förderverein viel Arbeit auf sie zukommen würde. „Wir setzten alle Hebel in Bewegung, um ans Ziel und an Gelder zu kommen“, berichtet sie heute. Dies sei nur mit der großartigen Unterstützung ihres Ehemannes und der gesamten Vorstandschaft möglich gewesen.
Man hatte sich zum Ziel gesetzt, aus der Gems ein Bürgerzentrum als Treffpunkt für alle zu schaffen. Es sollte ein Saal mit einer angeschlossenen Gastronomie entstehen. Heute ist der Saal an den aktuellen Gaststättenpächter verpachtet und steht der Gemeinde zur Verfügung.
Den Förderverein gibt es nicht mehr. Das Ziel wurde umgesetzt. 2002 konnte das Gebäude offiziell eingeweiht werden.