Sie können es, rein von der Bandjahren her gesehen, mit der ältesten Rockband der Welt, den Rolling Stones aufnehmen: Die Singener Band Ghostriders ist 60 Jahre alt. Beide Bands wurden 1962 gegründet und das musikalische Idol der Ghostriders waren die Stones. Nur, dass sich die Erfolgsgeschichte der Ghostriders in der Region abspielt und die der Stones weltweit.

Das waren die Ghostriders nach der Gründung: Hans Bold, Michael Schwendemann, Heinz Grimme und Karl Blaser.
Das waren die Ghostriders nach der Gründung: Hans Bold, Michael Schwendemann, Heinz Grimme und Karl Blaser. | Bild: Archiv Schwendemann

Michael Schwendemann ist der Gründer der Rock‘n‘Roll- und Blues-Band und von Anfang an Bandleader, Gitarrist, Sänger und Motor und kennt die Geschichte rund um die Band. Sie ist nicht nur ein Stück Musik- sondern auch Stadtgeschichte.

Geschichte der Band ist auch Stadtgeschichte

Schwendemann hat seine Erinnerungen niedergeschrieben. Sie sind voll von bekannt-berüchtigten Tanzlokalen, Hallen und Pinten wie dem Tanz-Café National, der Scheffelhalle, dem Adlersaal, Knut‘s Pinte oder dem Club 9 beim Gasthaus Kreuz und stadtbekannten Singenern wie Walter Fröhlich oder Gymnasiumsdirektor Josef Götz. „Wir hatten viele tolle Aufritte und es war insgesamt für mich immer eine glückliche und positive Zeit“, sagt der drahtige 75-Jährige rückblickend.

Es gab wohl auch Diskussionen in der Band, und auch Momente, in denen er nicht gewusst habe, wie es weitergeht. Doch meist habe sich alles zum Guten für die Band entwickelt.

Termine und Anekdoten von Michael Schwendemann rund um die Ghostriders

Die erste Band: Ab 1960 traten die drei „relativ sauberen Jungs“ vom Gymnasium schon als Blizzards auf.
Die erste Band: Ab 1960 traten die drei „relativ sauberen Jungs“ vom Gymnasium schon als Blizzards auf. | Bild: Archiv Schwendemann

Erste Bühnenerfahrungen mit elf Jahren

Wenn Schwendemann von seiner Band erzählt, wird deutlich, dass die Jahre nach der Gründung 1962 in seiner Heimatstadt die prägenden waren. Erste Erfahrungen an der Gitarre sammelte der Bandleader aber schon früher. Die beiden lokalen Schlagersternchen Melitta Berg und Ingrid Schmidtke-Graf brachten ihn mit elf Jahren auf die Bühne. Graf brachte ihm die ersten Gitarrengriffe bei.

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In der Waschküche seiner Tanten in der Hadwigstraße war das erste Probelokal der Jungs, die Decke mit Eierkartons als Schallschutz ausgekleidet, der Waschzuber mit Bastmatten ausgelegt zum Schlagzeug umfunktioniert. Die Ghostriders waren alle Gymnasiasten am Hegau-Gymnasium, Ministranten und Pfadfinder.

Sie wollten weg vom spiesigen Mief der 50er-Jahre

Sie waren auch Kinder einer Zeit des Aufbruchs, wollten weg vom spiesigen Mief der 50er-Jahre von Sonntagsspaziergang, Nachmittagskaffee „und den blöden Schlagern“. Sie begeisterten sich für die Musik, die aus englischen und US-amerikanischen Radiosendern kam und die sie damals elektrisierte. „Zu Beginn war die Frage, ob wir nicht lieber deutsche Schlager singen wollen, das habe ich abgelehnt“, erzählt Schwendemann und ist froh, sich durchgesetzt zu haben.

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Im Gymnasium teilte sich die Fangemeinde in Beatles und Rolling-Stones-Fans. „Wir gehörten zu den Stones-Fans“, stellt der Bandleader klar. Ein Schallplatte von den Stones – das Geschenk einer US-amerikanischen Austauschschülerin, mit der er heute noch befreundet ist – wurde gehütet wie ein Schatz. Musikalische Vorbilder waren auch die Eddie Cochran, Buddy Holly, Chuck Berry, Fats Domino, Little Richard, Elvis und später Kinks, Who und doch auch die Beatles.

Drei Beatband-Wettbewerbe machten sie bekannter

Nach dem ersten von drei gewonnen Beatband-Wettbewerben wurde die Band bekannter. Sie wurden für viele Clubs und Hallen in der Region und der Schweiz gebucht und brachten die Beatclubs zum Beben. Die Ghostriders waren immer eine Live-Band: Ihr Ziel war, zu unterhalten und die Menschen zum Tanzen zu bringen. Sie kooperierten mit der Tanzkapelle Cora Terry.

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In den 70er-Jahren wurde es etwas ruhiger um die Ghostriders, die Bandmitglieder waren mit Studium, Militärdienst und Familiengründung beschäftigt. Damals engagierte die Nachfolgeband von Cora Terry mit dem Namen „Ciro Five“ Michael Schwendemann. Das half ihm, sein Wirtschafts-Studium zu finanzieren.

Die Ghostriders in den 90er-Jahren.
Die Ghostriders in den 90er-Jahren. | Bild: Schwendemann Archiv

Es gibt inzwischen 22 Ghostriders

Auf die Frage, was die Rock‘n‘Roll- und Blues-Coverband weitergebracht hat, erklärt Schwendemann, dass es vor allem die Bandmitglieder waren, die die Band prägten. Die Erfahrung der Musiker, auch in anderen Bands, brachte neue Impulse. Es gab immer mal Wechsel in den 60 Jahren. Insgesamt gab und gibt es 22 Ghostriders und fast alle seien der Band weiterhin freundschaftlich verbunden.

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Einige Beispiele sind: Johannes Bold, Freund aus Kindertage und später Priester, war Mitbegründer der Ghostriders. Karle Blaser war die zweite Konstante in der Band, der Bassist der ersten Stunde unterstützte bis 2008, also 46 Jahre die Band auch gesanglich. Hans Wöhrle, Schwendemanns Gitarrenschüler, Schuhgeschäft-Inhaber und Vorsitzender des Einzelhandelsverbands, war von 1987 an 15 Jahre lang Sologitarrist und Mitsänger der Band, habe sie geprägt und in den 80ern wieder Schwung in die Band gebracht. Peter Mayer war 19 Jahre bis 2013 ein hervorragender Drummer der Band.

Die Ghostriders (von links) Harry Bohner, Reinhard Stehle, Thomas „Pockey“ Schwabe, Michael Schwendemann und Anton Wolf. ...
Die Ghostriders (von links) Harry Bohner, Reinhard Stehle, Thomas „Pockey“ Schwabe, Michael Schwendemann und Anton Wolf. Lothar Binder und Uwe Sczech sind nicht auf dem Foto. | Bild: Archiv Schwendemann

„Die Musik, das bin ich“

Die Band hat aktuell sieben Mitglieder, fünf stehen auf der Bühne und zwei davon wechseln sich ab. Sie besteht aus: Harry Bohner, Lothar Binder, Thomas Schwabe, Reinhard Stehle, Uwe Sczech, Anton Wolf und Michael Schwendemann. Er ist ein überzeugter Bandleader und denkt auch mit 75 Jahren nicht ans Aufhören.

Die Musik hatte neben der Familie und der Arbeit immer einen festen Platz in seinem Leben. Er war lange Zeit in führender Position bei einem französischen Konzern und hatte später seine eigene Beratungsfirma. „Ich hatte Glück im Leben. Aber die Musik, das bin ich“, sagt er. Auch Singen bleibt er verbunden, obwohl er seit 38 Jahren im Züricher Weinland lebt, ist er regelmäßig mit den und für die Ghostriders unterwegs.