Auch das macht die Corona-Krise möglich: In Rielasingen-Worblingen hat sich eine große Gemeinschaft organisiert, die sich mit viel Herzblut engagiert. Ein Helferkreis versorgt über den Bürgerbus vor allem ältere Menschen mit Nahrungsmitteln. „Die gesamte Organisation der Einkäufe, wie Bestellungen, Einteilung der Fahrer, undsoweiter, wickelt das Kulturamt der Gemeinde ab“, schildert Sabine Gertis. Sie arbeitet schon 40 Jahre als Bürgermeister-Sekretärin im Rathaus Rielasingen-Worblingen.
In eine ganz neuen Rolle taucht sie vor dem Rielasinger Edeka-Einkaufsmarkt ein. Sie verteilt zusammen mit Giuseppina Merenda vom Helferkreis und Bürgerbus-Fahrer Peter Bratusek den Kunden Schutzmasken. Das machen sie selbst maskiert. Die Kunden nicken, zuerst etwas verunsichert, aber dann stülpen sich viele die Masken über.
Auch Erzieherinnen nähen Masken
„Die komplette Abwicklung der Produktion und Verteilung der Schutzmasken läuft zentral über Mitarbeiterinnen des Hauptamts. Erzieherinnen unseres kommunalen Kindergartens unterstützen uns dabei und nähen viele Schutzmasken„, erklärte Sabine Gertis. „Da ich selbst als Verkäuferin in einem Einkaufsmarkt arbeite, erkannte ich, dass vor allem älteren Menschen in dieser Zeit geholfen werden muss. Deshalb engagiere ich mich im Helferkreis„, sagt Giuseppina Merenda
Bisher hat laut Bürgermeister Ralf Baumert das einheimische Unternehmen Otto Kasper gespendeten Spezialstoff inklusive etwa 1,8 Kilometer Gummiband für die Fertigung von 3800 Masken an die etwa 35 ehrenamtliche Näherinnen ausgegeben. 2200 Stück seien bereits wieder zur Verteilung zurückgeliefert worden.
Bürgermeister-Gattin geht voran
Baumerts Frau Ines hatte als Initialzündung alleine gut 100 Schutzmasken gefertigt. Die entsprechen zwar nicht wie alle anderen den zertifizierten Masken, wie ein das Gesundheitsamt auf einem Beiblatt informiert, sie sollen aber die Ansteckungsgefahr zumindest eindämmen und vor allem andere besser schützen. Vorschriften, wie Mindestabstände, müssen weiterhin eingehalten werden.
Einige Hundert Masken erhielten bereits einheimische Betriebe von Rielasingen-Worblingen sowie betreute Wohnanlagen auf deren Anforderung. „Weitere Verteilaktionen in Rielasingen-Worblingen sind für die kommende Woche geplant. Die konkreten Termine stehen noch nicht fest“, so Sabine Gertis.
Bürgerbus fährt nur für Corona-Hilfen
Seit der ersten Stunde des Bürgerbusses von Rielasingen-Worblingen, der vor einigen Jahren erstmals fuhr, steuert Peter Bratusek im Wechsel mit anderen Chauffeuren das Fahrzeug. Derzeit sind die regulären Linien ausgesetzt, weil es kaum Fahrgäste gibt, zu denen überwiegend Senioren gehören. Die bleiben aber in Corona-Zeiten lieber zuhause. „Umso wichtiger ist es, dass wir über den Bürgerbus die Menschen versorgen, wie durch Einkäufe, oder ihnen im Alltag anderweitig helfen“, sagt Bratusek.
Bei den Sammel-Einkäufen unterbrechen die Helfer eine mögliche Infektionskette. „Drei verschiedene Personen sind beim Einkauf, Transport und Übergabe der Waren tätig“, verrät Sabine Gertis. Bezahlt werde durch Überweisung über die Gemeinde, welche die Abläufe koordiniere.
Auch andere Hegau-Gemeinden wollen in der Corona-Krise organisiert helfen
Die Gemeinde Gottmadingen und die Nachbarschaftshilfe des Sozialkreises Gottmadingen e. V. bieten Hilfe in der Corona Krise an.
- Die Risikogruppen: Für Bürger aus Gottmadingen und den Teilorten, die zu einer Risikogruppe gehören, also vor allem für Seniorinnen und Senioren, aber auch für andere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen die Wohnung nicht verlassen können oder sich auch in häuslicher Isolation befinden, bietet die Gemeinde Gottmadingen in Zusammenarbeit mit dem Sozialkreis Gottmadingen e. V. Nachbarschaftshilfe an.
- Hier helfen Gottmadinger: Vorwiegend wird es dabei um Hilfe beim Einkaufen gehen, je nach Kapazität der Helferinnen und Helfer und Zahl der Anfragen kann es aber auch um andere Themen, zum Beispiel das „Gassi führen“ eines Hundes gehen. Wer Hilfe benötigt, kann sich Montag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr, unter Telefon (07731) 82 72 68, mobil 0151 56106205 oder unter info@sozialkreis-gottmadingen.de melden. Die Nachbarschaftshilfe sammelt die Einkaufswünsche und verteilt sie auf die Helfer. Die Bezahlung der Einkäufe erfolgt über Bankeinzug. Die Hilfe an sich ist in der Corona-Krise kostenlos.
- Sie sind gesucht: Auch Helferinnen und Helfer werden gesucht. Sie dürfen selbst keiner Risikogruppe angehören, sich in keinem Risikogebiet aufgehalten haben oder erkrankt sein. Wer helfen möchte, kann sich ebenfalls unter den oben genannten Telefonnummern oder per E-Mail melden. Bürgermeister Michael Klinger, die Vereine und Kirchen, die sich im Sozialkreis zusammengeschlossen haben, bitten gerade ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, dieses Angebot auch anzunehmen, um zu Hause bleiben zu können und damit das Risiko einer Infektion zu reduzieren.
Auch Engen startet Hilfsaktion: Die Corona-Pandemie schränkt zunehmend den Alltag der Menschen ein, so die Stadt Engen in einer Pressemitteilung. Vor allem für gefährdete Gruppen wie Senioren sind auch alltägliche Aufgaben mit einem Ansteckungsrisiko verbunden. Dabei geht es nicht um die noch vorhandene Mobilität der gefährdeten Gruppen, um die täglichen Einkäufe zu tätigen. Durch diese Maßnahme sollen sie geschützt werden, damit sie sich nicht durch verschiedene Alltagsaktivitäten infizieren. Daher ist nun Solidarität gefragt.
Unter (07731) 502-0 (Stadt Engen) können sich sowohl Menschen, die Hilfe benötigen, als auch Menschen, die Hilfe anbieten, melden. Damit sollen Hilfesuchende und -bietende miteinander vernetzt werden. Bisher haben sich sehr viele Helfer gemeldet. Die Hilfesuchenden werden gebeten, sich ohne Scheu zu melden für zum Beispiel den Einkauf, den Gang zur Apotheke, das Gassi gehen mit dem Hund oder sonstige Hilfen.