Große offene Büroräume, mit flexiblen Arbeitsmöglichkeiten gemeinsam oder im Einzelbüro, Plätzen für den Austausch unter Kollegen oder für Bürgeranfragen, so könnte ein Rathaus der Zukunft aussehen. Ein Architektenwettbewerb soll Ideen bringen, wie das Rathaus in Rielasingen-Worblingen zukünftig gestaltet werden kann.
Tatsache ist, es muss saniert oder neu gebaut werden, weil es bauliche Mängel hat, nicht mehr aktuellen Sicherheitsstandards in Sachen Brandschutz und Haustechnik entspricht und es an Räumen mangelt, wie Burkhard Schmallenbach, Leiter der Stadtplanung, im Gemeinderat berichtete. Bereits im vergangenen Jahr hat die Gemeinde im Rathaus Brandschutz-Sofortmaßnahmen in Auftrag geben müssen, die eine Zwischenlösung bis zur Sanierung darstellen sollen.
Die Gemeinde führt dazu einen Planungswettbewerb durch, an dem sechs Planungsbüros teilnehmen. Ziel ist es, wirtschaftliche und nachhaltige Pläne zu erhalten. Der Gemeinderat hat jetzt den Rahmen für den Wettbewerb festgelegt. Abgabetermin für den Wettbewerb ist der 7. Juni, in einer Sondersitzung des Gemeinderats am 21. September sollen die Entwürfe diskutiert werden. Mit dem Wettbewerb beauftragt wurden die Planungsbüros Binder, Graf, Mangold-Thoma-Gönc, Schaudt, Solar-System-Haus und Steimle. Jedes Büro erhält für die Bearbeitung des Auftrags eine Pauschale von 10.000 Euro. Der Stadtplaner stellte die Eckpunkte des Wettbewerbs vor.
Sanierung oder Neubau des Rathauses?
Der Wettbewerb soll Klarheit darüber bringen, ob eine Sanierung oder ein Neubau besser ist. Entweder der Anbau aus dem Jahr 1973 wird grundlegend saniert und sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand gebracht und es wird nochmal angebaut, um dem Raumbedarf gerecht zu werden oder der jetzige Anbau weicht einem Neubau. Insgesamt werden, so die Berechnung, 324 Quadratmeter mehr Platz als bisher gebraucht. Die Verwaltung braucht laut Planung demnach in Zukunft rund 1500 Quadratmeter. Das Kulturamt wird weiterhin im Kulturbüro in der Ortsmitte angesiedelt sein, das Jugendreferat bleibt im Jugendtreff Juca in der Hegaustraße.
Die beiden Varianten unterschieden sich auch in Bezug auf den Aufwand für die Verwaltung immens, verdeutlichte Schmallenbach. Wenn im Bestand saniert werde, müsse die Verwaltung während der Bauarbeiten für etwa ein Jahr in anderen Räumen untergebracht werden. Bei einem Neubau könnten die Mitarbeiter, bis der Neubau fertig ist, im alten Gebäude weiterarbeiten, der dann erst rückgebaut wird.
Was passiert mit der Ten-Brink-Villa?
Das Rathaus besteht aus der ehemaligen Villa Imbach und dem Anbau von 1973. Bei den Plänen, die die Architekten im Rahmen des Wettbewerbs vorlegen, muss die Villa Imbach aus den 1860er-Jahren erhalten bleiben. Derzeit sind in der ganzen Villa Büroräume untergebracht, das wird in Zukunft aus Brandschutzgründen nicht mehr möglich sein, wie Schmallenbach erklärte.
Die Büros im Erdgeschoss, wo unter anderem das Straßenverkehrsamt und das Standesamt sind, können bleiben. Die Büros im Obergeschoss, wo die Bauverwaltung ist, können nur noch als Archiv und Lager genutzt werden. Diese Büros müssen in einen sanierten Anbau oder einen Neubau umziehen. Ob die Villa in Zukunft wieder in einen Anbau integriert sein wird oder allein steht, bleibt den Planern überlassen.

Bleibt der Sitzungssaal erhalten?
Die Gemeinde möchte in Zukunft einen Sitzungssaal, der ebenerdig erreichbar ist und möglicherweise auch für andere Veranstaltungen genutzt werden. Deshalb ist als Ziel und Aufgabe im Wettbewerb ein möglicher Abriss des Sitzungssaales vorgesehen. Der jetzige Sitzungssaal im Obergeschoss sei zu eng, erklärte Schmallenbach. Die Bürger, die die öffentlichen Sitzungen besuchen, säßen den Gemeinderäten fast im Nacken und könnten in deren Unterlagen schauen. Das soll sich ändern: Ein neuer Sitzungssaal solle größer sein und einen Bereich für die Zuhörer haben. Mit einer Küche, einer Toilette und einem Stuhllager könne der Raum auch vermietet werden.
Das sagen die Gemeinderäte
CDU-Gemeinderat Volkmar Brielmann erklärte nach der Vorstellung des Raumprogramms mit Doppel- und Einzelbüros, dass dieser detaillierte Plan die Architekten seiner Meinung zu sehr einschränken würde. „Das ist zu restriktiv für einen Wettbewerb und geht schon zu tief in die Planung rein“, sagte Brielmann. Seiner Meinung nach, müsse man das offener gestalten. Auch Hermann Wieland (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass die Verwaltung in Zukunft ganz anders strukturiert sein könne und man vielleicht sogar weniger Flächen bräuchte.
Dem Wunsch nach mehr Offenheit in der Aufgabenstellung für den Wettbewerb will die Gemeinde nachkommen. Reinhard Zedler (SPD) plädierte dafür, den Bedarf auf die Zukunft bezogen, festzulegen: „Wir brauchen einen Raumbedarf, der auf jeden Fall reicht.“ Auch der Vorschlag von Jana Akyildiz, neben Verwaltung und Gemeinderat auch zwei externe Berater in die Jury des Wettbewerbs zu nehmen, fand Zustimmung. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, den Wettbewerb durchzuführen und beauftragte die Gemeinde dazu.