Es klang nach einer klaren Aussage. Während der jüngsten Sitzung des Singener Gemeinderats skizzierte Joshua Tarrago die Zukunft des Hohentwiel mit den folgenden Worten: „Nachdem die obere Festung seit einem Steinschlag im April gesperrt war, können am kommenden Montag die Sicherungsmaßnahmen beginnen“, so der Architekt des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg. „Die Arbeiten lassen sich in zwei Monaten durchführen, sodass wir damit rechnen, dass die Festung im Frühjahr wieder geöffnet werden kann.“ Eine klare Aussage – aber keine Garantie.

Eine solche hätten sich die Stadträte vermutlich gewünscht. Sie zeigten sich enttäuscht davon, wie wenig Informationen sie in den vergangenen Monaten von Vermögen und Bau Baden-Württemberg erhalten hatten.

„Kommunikation sieht anders aus“

Walafried Schrott und Hans-Peter Storz von der SPD rügten den Landesbetrieb dafür, Verzögerungen bei der Sanierung der Festungsanlage nicht rechtzeitig weitergetragen zu haben.

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„Kommunikation sieht anders aus“, schloss sich CDU-Stadträtin Angelika Berner-Assfalg dieser Kritik an. Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler versuchte zu vermitteln, weshalb der Mangel an Transparenz seit der Schließung des oberen Festungsteils problematisch gewesen sei: „Bei vielen Singenern ist angekommen: Die machen nichts, die wollen den Berg sowieso nicht wieder öffnen.“

Architekt bleibt vage

„Wir nehmen gerne mit, dass sich in der Kommunikation Ihnen gegenüber Dinge verbessern lassen“, räumte Tarrago ein. Auf die Frage von CDU-Stadtrat Franz Hirschle, ob Tarrago mit weiteren Überraschungen am Berg rechne, hatte der Architekt trotzdem eine eher vage Antwort: Zum jetzigen Zeitpunkt sei davon auszugehen, dass man den geplanten Eröffnungstermin einhalten könne.

Als Marion Czajor (Neue Linie) sich nach weiteren potenziellen Schadstellen erkundigte, die in Zukunft für Probleme sorgen könnten, verwies der Architekt nur darauf, dass es sich beim Hohentwiel um ein komplexes Gebilde handle. Die konkrete Frage, wie oft der Landesbetrieb Begehungen vor Ort durchführe, beantwortete Tarrago mit: regelmäßig.

Drahtgeflecht und Geröllzaun

Konkreter äußerte sich der Architekt zu den Baumaßnahmen, mit denen man Festungsbesucher künftig vor Steinschlägen schützen möchte. In den nächsten zwei Monaten soll an der Westseite des Berges in 700 Höhenmetern ein 50 Quadratmeter großes Drahtgeflecht angebracht werden sowie ein etwa 15 Meter langer Geröllfangzaun. „Wir gehen davon aus, dieses Jahr fertig zu werden. Auch wir haben ja ein ureigenes Interesse daran, dass Besucher hoch in den oberen Teil der Festung können“, fasste Tarrago zusammen.

Die ersten Singener, denen es möglich sein wird, wieder die obere Festung zu besuchen, könnten tatsächlich die Gemeinderäte selbst sein. OB Häusler bekräftigte Tarrago gegenüber die Bitte der SPD-Fraktion, dass Vertreter von Vermögen und Bau Baden-Württemberg das Gremium im kommenden Jahr zu einer Begehung des Berges einladen.

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So geht es an der Domäne weiter

  • Was passiert war: Ende Juli ist es an der Domäne Hohentwiel zu einem Großbrand gekommen. Dabei wurden eine Lagerhalle, Geräte, Fahrzeuge sowie zahlreiche Heu- und Strohballen in Schutt und Asche gelegt. Besonders prekär für den Pächter, Schäfer Michael Thonnet: Teile seines Schafstalles wurden durch das Feuer ebenfalls zerstört. Der Gesamtschaden des Brands wird von der Polizei auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt.
  • Und nun? In der jüngsten Sitzung des Singener Gemeinderats machte Oberbürgermeister Bernd Häusler deutlich, dass man Michael Thonnet in seiner jetzigen Situation nicht alleine lassen könne. Man müsse den Neubau des Schafstalles zügig angehen, betonte Häusler. Als Vertreter des Landesbetriebes Vermögen und Bau Baden-Württemberg sagte Joshua Tarrago gegenüber dem Gemeinderat, dass man diesbezüglich bereits mit den zuständigen Fachbehörden in Kontakt stehe und sich der Dringlichkeit der Lage bewusst sei. Thonnets gut 500 Schafe seien derzeit zum Teil in den Überresten des Stalls, zum Teil andernorts untergebracht.
  • Zweiter Schicksalsschlag: Stadtrat Hubertus Both (Freie Wähler) wies in der Gemeinderatssitzung darauf hin, dass Pächter Michael Thonnet mit dem Großbrand an der Domäne bereits der zweite Schicksalsschlag in kurzer Zeit ereilt hat. Erst im vergangenen Jahr wurden 53 seiner Schafe von einem Zug überrollt und getötet.