Der Radfahrer wirkt irritiert. "Ganz schön schwierig, hier durchzukommen", ruft der Senior, während er sein mit Markteinkäufen beladenes Rad in Schlangenlinien über den ruckligen Baustellenboden steuert. Hinter orange-weißen Absperrungen sind die Arbeiten für einen neuen Kreisverkehr in der Friedinger Straße in vollem Gange. Noch bis Mitte Dezember werden Bagger und Maschinen das Straßenbild am Fuß der Nordstadt dominieren.

Für einige der Betroffenen stellen die Baumaßnahmen eine enorme Belastung dar. Axel Leitenmaier ist einer von ihnen. Der Verwaltungs-Fachmann des Stadt-Turnvereins beklagt, dass der Waldeckhalle im Moment schlicht die Parkplätze fehlen würden. "Gerade wenn man von Friedingen aus kommt, ist es schwierig", erklärt Leitenmaier. Er ist dankbar dafür, dass die Mitglieder des Turnvereins bisher noch nicht gemurrt hätten, auch wenn alle deutlich früher zu den Trainingsterminen aufbrechen mussten als gewohnt. Besonders gestört hat ihn, dass die Baustelle bereits kurz nach Arbeitsbeginn zwei Wochen lang brachlag: "Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass auch die Arbeiter Urlaub brauchen. Aber das hätte man besser lösen können."
Einige Häuser weiter hat Horst Ulbrich ein genau gegenteiliges Problem. Es ist nicht die ruhende Baustelle, die ihn belastet, sondern der Lärm. "Pünktlich um sieben Uhr geht es hier jeden Morgen los", berichtet der 62-Jährige. Der Rentner wohnt an der Ecke Friedinger Straße/Am Posthalterswäldle, damit quasi inmitten der Baustelle. Dass es die überhaupt geben wird, hat er aber erst durch den SÜDKURIER erfahren. "Im Juli hätte ich vor Baubeginn anscheinend zwei Briefe erhalten sollen", erzählt Ulbrich. "Diese Post kam aber erst Wochen nach dem eigentlichen Baubeginn bei mir an." Offensichtlich hatten sich andere Anwohner bei der Stadt beklagt. Mittlerweile habe man sich für dieses Missverständnis bei ihm entschuldigt, sagt Ulbrich.
Auch Alham Salha hat sich erst an die Baustelle gewöhnen müssen. Ihre beiden Töchter gehen auf die Schillerschule. "Jetzt müssen sie immer eine halbe Stunde früher aufstehen", erzählt sie. Das liege daran, dass die Kinder nicht mehr den Bus nehmen können, der bislang direkt vor der Haustür, in der Friedinger Straße abgefahren ist. Stattdessen müssten sie jetzt den abenteuerlichen Weg mit dem Fahrrad über die Baustelle wählen. "Vom Bahnhof aus fahren sie dann mit dem Bus zur Schule", erklärt die junge Mutter.
All dieser Einschränkungen zum Trotz haben sich die meisten Anwohner mit der aktuellen Situation arrangiert. Lars Ellenberger, der Betreiber und Investor des neuen Hostel Art & Style in Singens einstiger Jugendherberge in der Friedinger Straße, sieht den Baustellen-Wirbel gelassen: „Natürlich behindern die Arbeiten an der Kreuzung auch unsere Großbaustelle. Aber für uns zählt am Ende nur das Ergebnis. Und da bekommen wir eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation. Deshalb: Lieber jetzt bauen, als später", erklärt er auf Nachfrage unserer Redaktion.
So denkt auch die Stadt. "Der neue Kreisverkehr wird einen besseren Verkehrsfluss gewähren", macht Pressesprecher Achim Eickhoff den Anwohnern Mut für die Zukunft. Er freut sich darüber, dass die Arbeiten bisher zügig vorangehen: "Wir sind zuversichtlich, dass wir fristgerecht fertig werden."
Die bisherigen Bau-Fortschritte
- Gehwege: Ortsauswärts hat man sich in Richtung Friedingen schon beinahe bis zur Fichtenstraße vorgebaggert. Zwischen der Koloniestraße und Am Posthalterswäldle wird derzeit noch der Gehweg gepflastert, im Kreuzungsbereich Friedinger Straße/Am Posthalterswäldle der Asphalt ausgebaut.
- Wasser und Gas: Seit Anfang Oktober erneuert man zudem die Wasserleitung im neu entstehenden Kreisverkehr. Wie die Stadt mitteilt, sind die Rohre in diesem Bereich zum Teil schon gut achtzig Jahre alt und mussten dringend ersetzt werden. Auch die Gasleitung wird mit einem neuen Schieber bestückt.
- Kabelverlegungen: Weiterhin verlegt die Thüga Stromleitungen und Glasfaserkabel für schnelleren Datenaustausch. Sobald diese Kabelverlegungen abgeschlossen sind, können dann die Pflasterarbeiten am Kreisel beginnen. Bauleiter Ekkehard Sigg von der Abteilung Straßenbau schätzt, dass der neue Kreisverkehr voraussichtlich bis Ende November fertig sein wird. Das Gesamtende der Baumaßnahme wird mit Mitte Dezember angegeben.