Oberbürgermeister Bernd Häusler hat für seinen Stadtrundgang ein straffes Programm geplant. Start- und Endpunkt kennt manch ein Teilnehmer des Volkshochschule-Angebots bereits vom Rundgang mit Ute Seifried, der Weg führt vom Rathaus zum Herz-Jesu-Platz. Doch Häusler hat einen Anschlusstermin und muss ein wenig zügiger vorankommen. Dabei hat er sicher nicht weniger zu sagen: Der Oberbürgermeister ist für die Fachbereiche 1, 2 und 5 zuständig, also Zentrale Aufgaben, Finanzen, Betriebe sowie Bauen und Kultur. An diesem Nachmittag hält er vor allem an Orten, wo es Baustellen gibt. Denn gebaut wird derzeit viel in Singen.
Historisches am Rathaus: Bevor Bernd Häusler all die Neuerungen in der Stadt erklärt, widmet er sich der Geschichte des Rathauses. Nach dessen Bau habe es im Jahr 1960 Irritationen gegeben, weil einige Räume noch leer standen. "Heute ist das Rathaus rappelvoll", sagt Häusler. Denn mit der Stadt wachse auch ihre Verwaltung. Das Rathaus soll aktuell renoviert werden, doch das sei wegen des Denkmalschutzes gar nicht so einfach: Der Bodenbelag und die Farbe der Gänge würden derzeit diskutiert.
Genau so soll das Cano außen aussehen

Neues an der Musterfassade: Keinen Kilometer Luftlinie von der Cano-Baustelle entfernt ragt seit wenigen Wochen eine Musterfassade in die Höhe. Dort sind alle Elemente verbaut, wie sie später auch das neue Einkaufszentrum gegenüber des Bahnhofs prägen sollen: Dunkler, speziell gebogener Glasfaserbeton trifft auf Metall, ein goldenes Wabenmuster und ein wenig Putz. Auf dieser Grundlage sei nun festgehalten, dass die Fassade im Wesentlichen genau so aussehen soll. "Wir wollten für die Stadt etwas Modernes erreichen", sagt Häusler. Dabei gebe es viele Vorgaben. Passanten müssen etwa hinein- und herausblicken können, außerdem sei vorgeschrieben, welche Fläche unverstellt bleiben muss. Besucher sollen nicht im Cano abgeschirmt sein, sondern die gesamte Innenstadt vor Augen haben. Bezahlt werde die Musterfassade vom Bauherren ECE, wie Häusler mehrfach betonte.

Wohnen auf dem Scheffelareal: Die geplante Wohnbebauung sei eine Chance, das Gebiet aus dem Dornröschenschlaf zu holen und auch die Musikinsel als Naherholungsgebiet wieder ins Gedächtnis zu rufen, sagt Bernd Häusler beim Scheffelareal. Mit Stadtplaner Axel Huber präsentiert er Baupläne, die 137 Wohnungen vorsehen. "Geförderter Wohnungsbau ist hier nicht zu finanzieren", stellt der OB klar. Doch es solle mehr Grünflächen geben. Wann die Bauarbeiten beginnen werden, vermag Häusler nicht sicher zu sagen. Frühjahr 2020 sei denkbar. Der Baubeginn hänge auch an Gesprächen mit zwei Eigentümern, außerdem müssen die momentan auf dem Areal lebenden Menschen eine neue Bleibe finden.
Viele Gedanken um ein prägendes Gebäude
Künftiges Einkaufen im Cano: Wie viele Gedanken sich die Stadt seit 2014 um die Ansiedlung des Canos macht, wird an der August-Ruf-Straße deutlich. So soll es beispielsweise zwei Ausgänge gen August-Ruf-Straße geben, damit Besucher des Einkaufszentrums leicht in die Fußgängerzone gelangen. Zu den bereits stehenden Kränen soll noch ein weiterer kommen, abgerissen werde aber nichts mehr: "Was jetzt noch steht, bleibt", erklärt Bernd Häusler angesichts des Café Hanser und des Hotels Victoria. Letzteres wurde für die Bauarbeiten ab- und soll danach wieder aufgebaut werden. Bis 2020 soll auch der Bahnhofplatz neu gestaltet werden – unter anderem mit einer modernen Fahrplan-Anzeige, die auch an anderen großen Bushaltestellen geplant sei. Doch ein Verkehrsmittel müsse vernachlässigt werden: "Wir hätten gerne einen Radweg gebaut, aber wir haben keinen Platz mehr." In der Hegaustraße erläutert der OB, dass die Stadt auch im Umfeld des Canos investiert – zuletzt rund 1,7 Millionen Euro in zwei Bauabschnitte der Hegaustraße.
Wohnen am Herz-Jesu-Platz: An die heftigen Proteste, die es anlässlich der Wohnbebauung gab, erinnert sich das Stadtoberhaupt zum Ende seines Rundgangs. Nun nehme der Herz-Jesu-Platz Gestalt an, innerhalb der nächsten 14 Tage soll etwa ein Glaskunstwerk platziert werden. Als eine Teilnehmerin anmerkte, dass der frisch gepflasterte Platz ja Wellen schlage, erklärt der OB: Das sei Absicht, damit das Wasser abfließen könne. Wasser habe auch dazu geführt, dass ein großer Baum erst eingesetzt und dann wieder entfernt wurde. Doch dieses Problem sei jetzt gelöst. Die Wohnungsnot beschäftige ihn dagegen weiter: Er sei dankbar für jede neue Wohnung in der Stadt – seit 2013 habe die Stadt 1000 Baugenehmigungen ausgestellt. Doch geförderter und bezahlbarer Wohnraum sei problematisch und die Baupreise seien explodiert. Bei einem anderen Thema ist es dann beinahe der OB, der explodiert – vor Wut über die Autos, die just in diesem Moment lautstark vorbeifahren. "Ich würde es verbieten, wenn ich könnte."
Stadtrundgänge
Die beiden Stadtführungen mit Bürgermeisterin Ute Seifried und Oberbürgermeister Bernd Häusler in Singen waren ein Angebot der Volkshochschule, das auch in anderen Städten zu finden war: Oberbürgermeister Martin Staab eröffnete die Veranstaltungsreihe am 15. März in Radolfzell. Der nächste und vorerst letzte Termin findet mit Oberbürgermeister Uli Burchard in Konstanz statt. Er wird am Mittwoch, 29. Mai von 16 bis 18 Uhr zu interessanten Orten führen, an denen sich die Entwicklung von Konstanz ablesen lässt. Treffpunkt ist das Rathaus. Es gibt noch freie Plätze, aber es braucht eine Anmeldung unter Telefon (0 75 31) 5 98 10.