So was erlebt Carmen Klenk auch nicht alle Tage: Die versierte Bauingenieurin und Bauleiterin führte gemeinsam mit Joachim Dannecker, dem Singener Niederlassungsleiter des Bauunternehmens Züblin AG, 20 SÜDKURIER-Leser über die Baustelle am Herz-Jesu-Platz. Während die rund 40 Arbeiter noch fleißig waren, erfuhren die Leser Details über die Bauarbeiten und schauten sich auf der Baustelle um.
Ruckzuck waren die 20 Plätze weg gewesen, als der SÜDKURIER zu der Aktion aufgerufen hatte. Die Baustelle ist für Zuschauer ein großer Anziehungspunkt, liegt sie doch mitten in der Stadt und auch samstags wird dort vormittags gearbeitet. Täglich ändert sich das Bild.
Gebäude für Wohnungen und Geschäfte
Am Herz-Jesu-Platz entstehen drei Gebäude für 33 Wohnungen und für Geschäfte. Investor ist das Siedlungswerk Stuttgart. Die Wohnungen werden teilweise vermietet und teilweise verkauft. Zudem entstehen eine private und eine öffentliche Tiefgarage.

Zurzeit erschließt die Thüga die Alpenstraße, so Carmen Klenk. Im Erdgeschoss des Hauses 1 des Siedlungswerks an der Ecke Alpenstraße/Ekkehardstraße, dessen Rohbau fertig ist, hingen Pläne aus. „Hier, wo wir gerade stehen, wird später eine der Gewerbeeinheiten sein“, sagte Carmen Klenk.
Vom dritten Stock aus hatten die Leser einen guten Überblick über die gesamte Baustelle und bekamen auch einen Eindruck, wie die Wohnungen des Siedlungswerks ungefähr geschnitten sind. Die Decken der Häuser wurden übrigens im Werk vorgefertigt. Deshalb war ein besonders großer Kran nötig, um die Teile mit einem Gewicht von zwei bis drei Tonnen zu bewegen. Die Baukonjunktur boomt so sehr, dass alle 120 Kräne, die die Züblin AG hat, irgendwo im Einsatz sind.

Man konnte von oben auch gut erkennen, wo die Häuser 2 und 3 entstehen und wo die dahinter liegende Abfahrt in die Tiefgarage sein wird. „Die Tiefgarage ist im Prinzip gleich wie in der Stadthalle“, sagte Joachim Dannecker. Sie wird auch ähnlich gestaltet mit blauem Boden und hell gestrichenen Wänden. Die Höhe entspreche mit 2,30 Meter der Norm.
Für SUVs wird es eng
Allerdings ist das 30 Zentimeter niedriger als in der Stadthalle. Dies sei wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht anders machbar gewesen. Für große Fahrzeuge wie sogenannte SUVs (Sport Utility Vehicles, Geländelimousinen) sei die Tiefgarage deshalb nicht so gut geeignet. Insbesondere, wenn die Heckklappe automatisch aufgehe, sei Vorsicht geboten.
Der Aufgang von der Tiefgarage führt direkt in die Alpenstraße/Einmündung Schwarzwaldstraße, wo schon der Aufzug an dem Gebäude mit dem schrägen Dach – das Architektendesign – zu sehen ist. Bis April soll die Tiefgarage fertig sein.
Dass der Platz nun doch fast vollständig gepflastert sein wird, konnten sich die Teilnehmer nicht wirklich gut vorstellen und diese Tatsache löste auch keine Begeisterung aus. Mehr Grün würden sich die Bürger wünschen. Nur ein Loch wurde für eine Platane gelassen, die schon früher auf dem Platz wuchs und später dort wieder hingesetzt wird.
Viel Pflaster für den Platz
„Kann die Platane denn bis zur Erde hin wachsen oder stößt sie auf Beton?“ wollte Christina Zanin wissen. „Sie hat immer genügend Wasser, denn ihre Wurzeln können bis zum Grundwasser wachsen", sagte Carmen Klenk. Ab 25. September beginnen die Arbeiten für die Platzgestaltung.
Die Betonplatten des Bodens der Tiefgarage dagegen sind vollkommen wasserdicht, denn das Bauwerk liegt „messerscharf“ über dem Grundwasser, wie Dannecker formulierte. Besondere Anforderungen haben auch die Decken der Tiefgarage, denn sie müssen auch – falls es nötig werden sollte – mal Feuerwehrfahrzeuge mit bis zu 60 Tonnen aushalten. „Deshalb ist die Bodenplatte massiv bewehrt“, erklärt Dannecker. „Das ist schon eine ingenieurtechnische Meisterleistung.“
Siedlungswerk baut Wohnungen
„So ein Tag auf der Baustelle macht hungrig“, meinte Christina Zanin nach der gut einstündigen Führung mit einem Lächeln. Umso mehr freuten sich die Teilnehmer über belegte Brötchen und Getränke. „Ich fand die Führung höchst interessant. Es wurde alles bestens erklärt“, sagte Melitta Veser am Schluss. Sie kennt das ganze Projekt schon detailliert aus ihrem Berufsleben, denn sie hat bis Juni im Sekretariat des Fachbereichsleiters Bauen gearbeitet.
Auch Robert Diehr, der in der Nähe wohnt, war froh, dass er einen der begehrten Plätze der Führung ergattern konnte. Gern würden die Teilnehmer wiederkommen, vielleicht bei einem Richtfest. Dafür wäre dann das Siedlungswerk zuständig.
Der Generalunternehmer
Die Züblin AG hat in Singen den Hegau-Tower und die Stadthalle gebaut, auch ECE-Center wie das Milaneo in Stuttgart. Weltweit hat sie etwa 14 000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von bis zu 5 Milliarden Euro. Sie baut auch in Radolfzell den „Seevillenpark Josef-Bosch-Straße“ mit knapp 100 Wohnungen. Etwa 70 Prozent der Handwerksfirmen, die für Züblin Singen arbeiten, sind aus der Region. Die derzeit 40 Arbeiter auf der Baustelle Herz-Jesu-Platz kommen größtenteils aus Serbien, Kroatien, Bosnien und der Türkei. (sgr)