Der Tafelladen am Heinrich-Weber-Platz, im Zentrum von Singen gelegen, ist zu einem Ort der Begegnung geworden. „Herzlich Willkommen“ hieß es auch beim traditionellen Erntedankfest, das in diesem Jahr einen weiteren Grund zum Feiern bot: Die Tafeln im Landkreis Konstanz können auf 20 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Mit ihnen feierten Gäste aus zahlreichen Nationen, der Heinrich-Weber-Platz wurde zum Treffpunkt für Menschen aus vielen Kulturen.
Bei herrlichem Herbstwetter luden die Sitzbänke zum Verweilen, zu Austausch und Genuss. Für Essen und Trinken auf Spendenbasis hatten die Helfer in der Tafelküche gesorgt. Draußen dampfte aus den Suppentöpfen der Eintopf, in Tafelladen füllten Mitglieder der Gruppe Gastmahl immer wieder die Regale mit selbstgebackenem Kuchen auf. Mit Musik, Kinderprogramm und Vorführungen auf der Bühne war ein buntes Rahmenprogramm für Gäste jeden Alters geboten. Beteiligt waren auch die Teestube und die mobile Jugendarbeit der Stadt. Zahlreiche Redner gratulierten und richteten ihren Dank an die Initiatoren, die vor 20 Jahren die Singener Tafel gründeten.
Im März 1999 erster Mittagtisch
„Essen, wo es hingehört“ ist der Grundgedanke. Er beinhaltet, genießbare Lebensmittel vor der Vernichtung zu bewahren und an bedürftige Menschen weiterzugeben. Zu den Gründungsmitgliedern gehört Udo Engelhardt, der von Anfang an die Entwicklung im Vorstand mitbestimmte. „Die Geschichte der Singener Tafel ist ohne die AWO nicht denkbar“, betont Engelhardt, der damals als Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt in Singen die Sache vorantrieb. Ein Bericht in der Stuttgarter Zeitung sei die Initialzündung zur Gründung des Vereins Singener Tafel gewesen, die als erstes Projekt im März 1999 den Mittagtisch eröffnete. Anfangs in den Gemeindesälen der Singener Innenstadtpfarreien, seit 2005 kocht und bewirtet die Tafel im Tafelrestaurant am Heinrich-Weber-Platz.
Singener Tafel Träger der Tafeln im Landkreis Konstanz
Gekocht wird fast vollständig mit gespendeten Lebensmitteln. Beim Mittagstisch können auch offene Lebensmittel, Großpackungen und Spenden von Festen verwendet werden, die im Tafelladen nicht weitergegeben werden können. Der erste Tafelladen konnte im November 2011 in der Singener Ekkehardstraße eröffnet werden, er wurde bald aber zu klein. In der Parallelstraße wurde ein erstes kleines Lager angemietet, neue Räumlichkeiten für Laden und Mittagstisch wurden dann 2004 im ehemaligen „AwoCado“ am Heinrich Weber Platz gefunden. „Seit dem Start haben wir darauf geachtet, dass die Tafel-Idee auch in anderen Städten auftaucht, denn Zusammenarbeit im Verbund macht stark und spart Geld“, sagt Engelhardt.
So wurde die Singener Tafel als Keimzelle zum Netzwerker im Landkreis. In den Jahren 2004 bis 2019 kamen die Tafeln in Konstanz, Stockach, Engen und Radolfzell dazu, heute ist der Verein Singener Tafel Träger der Tafeln im Landkreis Konstanz.
Der Verein, seine Nutzer und Helfer
- Der Verein: In diesem Jahr feiert die Singener Tafel ihr 20-jähriges Bestehen. Monatlich werden zirka 90 Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt und an die fünf Tafelläden verteilt. Die Lebensmittel werden zu günstigen Preisen an rund 2000 Haushalte abgegeben, die sozial und wirtschaftlich benachteiligt sind. In diesen Haushalten leben zirka 4500 Menschen.
- Die Nutzer: Bei rund 700 Kundenkarten kaufen an vier Öffnungstagen jeweils 150 bis 200 Kunden im Tafelladen Singen ein. Je nach Angebot der Spender werden Backwaren, Molkereiprodukte, Obst, Gemüse, Salat, Wurst, Käse, Trockenprodukte, Kosmetik- und Hygieneartikel verkauft. Das entspricht einer Tonne täglich. Unter ehrenamtlicher Leitung sind beschäftigt: Zwölf ehrenamtliche Helfer, eine Auszubildende, zwei Bundesfreiwillige und fünf Helferinnen, die über das Jobcenter gefördert werden.
- Die Helfer: Für die Verpflegung sorgte das Tafel Team um Kaylight Glatz Bicknell. Sie kümmerte sich am Grill um den Nachschub, Kian Martens von der Teestube bereitete Gemüseburger zu. Evgeniya Gette und Nadire Hakaj füllten die Regal im Tafelladen mit selbstgebackenen Kuchen und Torten auf.