Mit dem Städte-Tourismus in Konstanz kann Singen nicht mithalten. "Da haben wir noch Luft nach oben", sagt Singens Chef-Touristiker Jörg Unger. Er hat auch schon Ideen, wie man Reise-Pakete schnüren kann, wenn das Einkaufszentrum "Cano" einmal fertig ist: "Kultur, Shopping und Wandern, das sind in Singen durchaus interessante Themen für Wochenendreisende." Doch bis das Cano steht, werde das Gastgewerbe unterm Hohentwiel in den Wintermonaten weiterhin Dursttrecken überwinden müssen. Das kennen die Hoteliers seit Jahr und Tag. Trotzdem lassen sie sich davon nicht entmutigen, sondern versuchen Marktanteile zu gewinnen und neue Gäste anzulocken.

Offenbar ist das Geschäft mit den Gästen für die Unternehmer lukrativer geworden. Anders lässt sich das rasante Angebotswachstum bei den Hotelbetten kaum deuten. Erst kürzlich hat das Art & Style Hostel nach einem umfangreichen Um- und Neubau am Standort der ehemaligen Jugendherberge seinen Betrieb aufgenommen. Die ehemalige Sparkassenzweigstelle in der Singener Südstadt wird gerade in ein Hotel mit dem schönen Namen "Tresor" umgewandelt. 124 weitere Betten warten hier ab Ostern 2018 auf Gäste. Auch das Hotel Lamm in der Alemannenstraße hat sich innen vollkommen erneuert und damit einen vierten Stern ergattert.

Bei diesem rasanten Bettenzuwachs stellt sich die Frage, ob die Stadt nicht auf ein Überangebot zusteuert. Jörg Unger wehrt ab: "Im Sommer können wir das auf jeden Fall gebrauchen", sagt er. "Da fängt Singen und der Hegau die Gäste auf, die am See kein Bett mehr finden. Wenn das Konstanzer Seenachtsfest stattfindet, bleibt auch kein Bett mehr in Singen frei." Eine durchgängige Konstante seien Geschäftsreisende, von denen eine große Anzahl in Singen absteige. Insgesamt bewegten sich die Übernachtungszahlen im Hegau in den vergangenen vier, fünf Jahren auf einem Niveau von rund 600 000. In dieser beachtlichen Zahl sind aber auch die Übernachtungen in Pensionen, auf Campingplätzen und in Ferienwohnungen enthalten.

Wie sich der Boom im Gastgewerbe auf die heimische Wirtschaft auswirkt, haben die Touristiker auch ermittelt. "Im Schnitt bringt jede Übernachtung 100 Euro Umsatz", weiß Jörg Unger. Diese Erkenntnis ist auch ein Ansporn für den stadteigenen Kultur- und Tourismusbetrieb (KTS), die Region noch besser zu vermarkten. Der Berliner Professor Frank Schaal berät die Stadt bei der Erstellung eines neuen Tourismuskonzeptes. Mit einer Gruppe von Gemeinderäten hat er die Vulkaneifel besucht, die ihre Region erfolgreich vermarktet. Auch die Vulkane der Hegaulandschaft sollen mehr Gäste anlocken.

Damit sich die Gäste in Singen wohlfühlen, investieren die Unternehmer kräftig. Lars Ellenberger, Betreiber des Holiday Inn Express Hotels am Rathaus, hat in das neue Art & Style Hostel über drei Millionen Euro investiert. Die Familie Stärk hat jetzt rund zwei Millionen Euro in die komplette Renovierung ihres Hauses gesteckt. Das Hotel Lamm ist nun das einzige Vier-Sterne-Haus in Singen. "Wir haben einmal alles auf den Kopf gestellt", berichten Vater und Sohn. Vor zehn Jahren traten sie der Hotel-Kooperation "Best Western" bei und können sich über diese Plattform weltweit vermarkten. "Mit unserem Service wollen wir unseren Gästen ein Gefühl von Heimat vermitteln", erklärt Heiko Stärk.

Heiko und Heinz Stärk zeigen ein umgestaltetes Hotelzimmer im Singener "Lamm", das nach Feng-Shui-Kriterien gestaltet wurde. Bild: ...
Heiko und Heinz Stärk zeigen ein umgestaltetes Hotelzimmer im Singener "Lamm", das nach Feng-Shui-Kriterien gestaltet wurde. Bild: Sabine Tesche | Bild: Sabine Tesche

Der Keller wurde zum Fitness- und Wellnessbereich ausgebaut, die Bar hat einen Hauch von Wohnzimmeratmosphäre erhalten und die Tagungsräume wurden neu gestaltet. "Unter dem Logo von Best Western können wir unser Haus individuell gestalten und führen", sagt Heinz Stärk, der als Dehoga-Vorsitzender im Landkreis die Vorteile einer solchen Vermarktungsplattform durchaus zu schätzen weiß. Mit dem familiären Auftritt versteht es das Lamm offensichtlich, Stammgäste zu gewinnen. "Ein Gast war in den vergangenen zwei Jahren 150 Mal hier", berichtet Stärk. "Wir haben auch Paare, die regelmäßig zum shoppen kommen."

Das Hotelangebot

In Singen hat sich das Übernachtungsangebot in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Ab Ostern werden insgesamt rund 700 Hotelbetten in folgenden Häusern angeboten: Holiday Inn Express, Art & Style Hostel, Best Western Hotel Lamm, Tresor (ab Ostern), Gems, Hegauhaus, Hegautower, Hohentwielgaststätte, Relax und Widerhold. In Konstanz stehen 3100 Hotelbetten zur Verfügung.

Das Hotel Lamm präsentiert sich am 1. Februar ab 10 Uhr mit einem Tag der offenen Tür und bittet dafür um Anmeldung unter (0 77 31) 40 20 oder reservierung@hotellamm.com.