Sonntag, strahlend blauer Himmel, es sind frühlingshafte 15 Grad vorausgesagt – ein perfekter Tag, um das neu gestaltete Bittelbrunner Bürgerhaus mit vielen Gästen feierlich einzuweihen. Wäre da nicht das Coronavirus dazwischen gekommen, das sich rasant ausbreitet.
Anstelle der geplanten Feierlichkeiten hängt ein Zettel vom Vereinsvorstand des RV Bittelbrunn an der Tür, der auf die Schließung der Halle hinweist. Zunächst bis zum Ende der Osterferien am 19. April bleiben alle öffentlichen Hallen und Sportstätten geschlossen. Der Spiel- und Trainingsbetrieb ist untersagt.
Verbände stellen Spielbetrieb ein
Viele Sportverbände reagierten bereits vor den Kommunen und stellten den Spielbetrieb ein. „Die Handball-Abteilung wurde vom zuständigen Verband als erstes informiert, dass der Spielbetrieb eingestellt werden muss“, berichtet die erste Vorsitzende des TV Engen, Marita Kamenzin, auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Weitere Sportverbände folgten. Besonders bitter ist der Stopp des Spielbetriebs für die erste Herrenmannschaft des TuS Steisslingen. Wie ihr Abteilungsleiter Markus Stich berichtet, fehlt der Handballmannschaft noch ein Sieg zur Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga. Der Verein hofft auf eine für ihn positive Entscheidung des Verbands.
Pressemeldung von OB Häusler
Für den Singener Stadtturnverein war die Pressemeldung von Oberbürgermeister Bernd Häusler maßgebend, der die Nutzung städtischer Hallen und Sportstätten per Allgemeinverfügung am vergangenen Freitag untersagte, gibt der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Storz zu verstehen.
Ebenfalls am Freitag habe der südbadische Fußballverband beschlossen, den Spielbetrieb bis mindestens Ende März einzustellen, so Werner Zepf, Geschäftsstellen-Leiter des Hegauer FV. Neben der verschobenen Einweihung der Petersfelshalle steht auch hier seit Freitag der Sportbetrieb mit Tischtennis, Gymnastik und mehr still.
Vereine informieren Mitglieder
Die Mitglieder der Vereine wurden vorwiegend über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Whatsapp sowie per E-Mail über die Neuigkeiten informiert, berichten die Vereinsvertreter. Daneben wurden Pressemitteilungen herausgegeben und Hinweise an den Hallen angebracht.
Die Reaktion darauf sei gemischt gewesen. „Das Spektrum ist groß. Manche fanden es total übertrieben, für andere wiederum war es ok“, berichtet Werner Zepf vom Hegauer FV. Walter Kahl, Geschäftsführer des TuS Gottmadingen, stieß bei den Mitgliedern auf großes Verständnis: „Manche Ältere sind vorher schon von selbst nicht mehr gekommen“.
Leichtathleten bedauern Entscheidung
Mit Bedauern sei die Allgemeinverfügung von einigen Sportlern beim TV Engen aufgenommen worden. „Insbesondere von der Abteilung Leichtathletik, welche kurz vor dem Saisonstart steht und damit das Wintertraining für sie als recht sinnlos erscheinen lässt“, so Marita Kamenzin.
„Der TV Engen kann und will sich dieser Weisung nicht entgegenstellen, denn die Verantwortung für eine mögliche Ansteckung und dann auch Verbreitung will niemand von uns übernehmen“, stellt Kamenzin klar und stimmt damit mit der Haltung der anderen Vereinsvertreter überein.
Training zu Hause oder in der Natur
Ganz auf Sport verzichten müsse man aber nicht. „Aktive Sportler können auch zu Hause oder von zu Hause aus in der Natur trainieren“, so Kamenzin. So hätten die Leichtathleten einen Trainingsplan erhalten, wie in den kommenden Wochen selbständig trainiert werden solle.

„Der Kalender ist ziemlich leer geworden“, bringt es Sascha Teloy, Vorsitzender des RV Bittelbrunn, auf den Punkt. Denn natürlich sind nicht nur die Sportler betroffen, sondern auch alle anderen Vereine und das gesellschaftliche Leben im Allgemeinen. Er ist froh, dass die Halleneinweihung bereits am Dienstag abgesagt wurde, so dass noch keine Kosten entstanden sind.
„Keine Ahnung, wie es weitergeht“
Darüber, wie es nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs und Öffnung der Sportstätten weitergeht, kann noch niemand eine Aussage treffen. „Ich hoffe, dass wir den Trainingsbetrieb wieder normal aufnehmen, wenn die Schulen wieder aufmachen“, so Hans-Peter Storz.

Beim TuS Gottmadingen wollen die Verantwortlichen diese Woche ein Krisengespräch führen. „Ich habe keine Ahnung wie es weitergeht“, so Werner Zepf. Er gibt aber auch zu verstehen: „Wir sind ein Amateur-Verein, bei uns geht es nicht um Existenzen.“
Betrieb vorbeugend eingestellt
Auch der SC Gottmadingen-Bietingen hat die Reißleine gezogen.“Als klar war, dass der Spielbetrieb bis Ende März ausgesetzt wird und es beim FC Radolfzell schon ein riesiges Theater wegen eines Coronafalls gab, haben wir uns innerhalb der engeren Vorstandschaft zusammengesetzt“, erklärt Christian Schopper, Vorsitzender des SC Gottmadingen-Bietingen.

„Wir sind schnell zum Entschluss gekommen, vorbeugend sofort den gesamten Trainingsbetrieb einzustellen. Dabei stimmten wir uns auch mit anderen Vereinen ab, wie dem Hegauer FV“, verrät Schopper.
„Viele kamen von auswärts“
Da die Gemeinde Gottmadingen bis zum Wochenende die Sportplätze noch nicht gesperrt habe, tummelte sich laut Schopper eine Vielzahl von Kickern auf dem Kunstrasenspielfeld im Katzental und auf dem Gottmadinger Schulsportplatz. „Viele kamen von auswärts, wie aus Singen und Rielasingen, wo die Plätze bereits gesperrt waren“, schildert Schopper.
Beim SC Gottmadingen-Bietingen sind etwa 80 Aktive und 160 Juniorenspieler am Ball. „Die Trainer haben den aktiven Spielern vorgeschlagen, individuell zu üben und ihnen einen Plan mitgegeben. Nicht ganz einfach wird die trainingsfreie Zeit ihrer Kinder sicher für manche Eltern“ so Schopper, der kürzlich auf dem Rad begleitend seine beiden kickenden Söhne, Maximilian und David, beim Jogging unterstützt hatte. David Schopper wird in der Fußballschule des SC Freiburg ausgebildet. Aber auch dort liegt alles auf Eis.