Der Frust des Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Schwarzwald/Baar/Hegau ist unüberhörbar. „Geld sollte seinen Preis haben“, sagte Joachim Straub bei der Mitgliederversammlung, die in diesem Jahr in der Singener Stadthalle mit rund 180 Vertretern aus dem gesamten Geschäftsgebiet des genossenschaftlich organisierten Bankhauses stattfand. Der Markt aber schert sich offensichtlich nicht um Appelle, sondern reagiert nach allgemein gültigen Gesetzen – und wo von einem Produkt zu viel unterwegs ist, sinkt der Preis.

EZB mischt beim Geld kräftig mit

Dieser bewegte sich beim Geld im vergangenen Jahr mit einem Zinsniveau zwischen 0,5 und 0,1 Prozent tief im Keller und könnte sogar ins Unterirdische (also unter Null, was umgangssprachlich als Minuszins bezeichnet wird) fallen. Laut Joachim Straub führt dies bei einem Teil der Kunden verständlicherweise zu Unmut. Sein Vorstandskollege Ralf Schmitt machte den Mitgliedern allerdings keine Hoffnung, dass sich in diesem und dem nächsten Jahr an der Situation viel ändern wird, zumal der Markt auch von der Politik beeinflusst werde. Angesichts der Fliehkräfte in der EU geht Ralf Schmitt von einer anhaltenden Tiefzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. „Die Länder können sich kein teures Geld erlauben“, so seine Einschätzung, „und deshalb wird die EZB versuchen, den EU-Laden irgendwie zusammenzuhalten.“

Erweiterung der Dienstleistungen

Da aber mit der Geldwirtschaft im engeren Sinne nicht mehr viel zu verdienen ist, versucht es die Volksbank mit neuen Produkten. Zu diesem Zweck wurde zum Beispiel das Tochterunternehmen Geno Solar gegründet, das für Kunden die komplette Betreuung bei Investitionen in eine Photovoltaikanlage übernimmt. Das beginnt mit der Planung, reicht über die Installation über Details wie die Einrichtung von Ladestationen für den Wachstumsmarkt von Ladestationen bis hin zu Hilfestellungen bei der Steuererklärung.

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Bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder kommt dem Bankhaus mit Sitz in Villingen die Größe des Unternehmens entgegen. Insgesamt betreut man ein Kapital von mehr als 6,1 Milliarden Euro, wobei das Anlagevermögen der Kunden (etwas mehr als 3,1 Milliarden Euro) leicht über dem des Kreditvolumens (knapp 3 Milliarden Euro) liegt. Mit ruhiger Hand im teils prekären Geldmarkt kann man auch deshalb agieren, weil die Bank mit einer Eigenkapitalquote von 13,2 Prozent auf einem soliden Sockel fußt.

Dass das Eigenkapital übrigens im vergangenen Jahr trotz der schwierigen Rahmenbedingungen leicht erhöht wurde, spricht für eine grundsätzlich vorsichtige Unternehmensausrichtung. Die Genossenschaft liegt damit nach Ansicht Joachim Straub durchaus im Trend, denn in der Branche gelte „langweilig als das neue sexy“. Die Berechtigung dafür drückt sich in einer Zahl aus: Eine Dividende von 3 Prozent wird von Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliedern als attraktive Rendite bewertet.

„Langsam ruckelt‘s im Dax“

Die Dividende liegt damit über dem Niveau etlicher anderer Anlageformen und vielleicht werden sogar schon bald die Renditen des Aktienmarkts eingeholt. Laut Ralf Schmitt „ruckelt‘s langsam im Dax“ und zumal für Anleger mit „begrenzter emotionaler Risikotragfähigkeit“ hatte er in Singen deshalb einen ganz konkreten Tipp: Bei den von der Voba angebotenen Immobilienfonds „machen Sie nichts falsch und Sie schonen Ihre Nerven“.