Die 450 Volksbank-Mitarbeiter haben auch in ihrem Jubiläumsjahr offenbar bestens gearbeitet. Der Vorstand des großen Regionalinstituts präsentierte am Mittwoch solide Geschäftszahlen für das vergangene Jahr, trotz des schwierigen und umkämpften Marktumfeldes. Beim haftenden Eigenkapital seien die Auflagen übererfüllt. Bei einer großen Prüfung des Bundesaufsichtsamtes für das Finanzwesen (BaFin) im zurückliegenden Geschäftsjahr habe es sich um eine Routine-Begutachtung gehandelt, sagte Volksbank-Chef Joachim Straub auf eine Frage des SÜDKURIER.

Die Bilanzsumme der seit sechs Jahren auch im Hegau engagierten Bank liegt jetzt bei knapp 4,3 Milliarden Euro. Insgesamt zählen rund 54 000 Mitglieder als Genossen zu den Miteigentümern. In 50-Euro-Stückelungen seien rund 1,1 Millionen dieser Geschäftsanteile verkauft. Diese besondere Einlage will die Bank mit einer Dividende von drei Prozent für das laufende Geschäftsjahr ausstatten. Die Ausgabe der Anteile ist aber wie bei anderen Genossenschaftsbanken limitiert.

  • Einschätzung zur Marktentwicklung: Den Zukunftsausblick auf die Kapitalmärkte beantwortet der Vorstandsvorsitzende Joachim Straub so: "Die Zeiten, wo man langfristig etwas voraussagen kann, die sind vorbei." Die Genossenschafts-Banker gehen von einer Fortsetzung der Marktbedingungen "mit weiter niedrigen Zinsen allgemein und sehr guter Konjunktur im Geschäftsgebiet" aus. Und: "Wir stellen uns auf nachhaltig niedrige Zinsen und umkämpfte Margen ein", führte er weiter aus. Vorstandsmitglied Ralf Schmitt sagte am Mittwoch, die "niedrigen Zinsen schaden den Anlegern am meisten, die am wenigsten Geld anlegen können". Anleger mit mehr Sparvolumen könnten die niedrigen Zinsen mit risikoreicheren Anlageformen kompensieren.
  • Ertragslage: Die Bank steigerte den eingenommenen Zinsüberschuss auf 70,2 Millionen Euro, ein Zuwachs von 16,6 Prozent gegenüber 2016 (60,2 Millionen Euro). Die zweite große Ertragssäule, der Provisionsüberschuss, wuchs um 5,1 Prozent auf 20,4 Millionen Euro. Der Bilanzgewinn lag 2017 stabil bei 4,1 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Bewertung gibt das Haus mit 40,4 Millionen Euro an. Der Verwaltungsaufwand stieg um 6,7 Prozent. 48,2 Millionen Euro wendet die Bank pro Jahr dafür auf. Die Ausweitung des Kundenkreditgeschäfts habe mit dem im Berichtsjahr weiter gesunkenen Zinsniveau den Rückgang der Zinserträge nicht ausgleichen können, so Joachim Straub. Aufgrund "ausgelaufener hochverzinslicher Refinanzierungen und Zinsabsicherungsgeschäfte sie Sonderausschüttungen aus Fonds habe der Zinsüberschuss um 16,6 Prozent gesteigert werden können." Die Bank nennt für 2017 eine Cost-Income-Ratio von 56,1. Dieser Wert gibt an, wie viel Cent aufgewendet werden müssen, um einen Euro zu erwirtschaften. 2016 belief sich dieses Verhältnis auf 58,1.
  • Anlagegelder und Ausleihungen: Knapp über drei Milliarden Euro an Kundengeldern sind bei der Volksbank auf den Konten eingezahlt. Ein Plus von 6,2 Prozent im Vergleich zu 2016. Kredite an Kunden gibt es in der Gesamthöhe von 2,9 Milliarden Euro, eine Steigerung von 5,4 Prozent gegenüber 2016.
  • Wie die Bank Kunden zu Anlegern und Teilhabern macht: Die Volksbank empfiehlt den Kunden weiterhin ihre Begleitung beim Gang an die Wertpapierbörsen. Offenbar erfolgreich: Der Nettoabsatz an Wertpapieren habe sich von 47 auf 92 Millionen Euro beinahe verdoppelt, ein Plus von 96 Prozent.
  • Die Bank im Smartphone: Die Volksbank bietet laut Vorstand Daniel Hirt ab August dieses Jahres das Bezahlen mit dem Smartphone an. Basis hierfür sei die hauseigene Girocard, die virtuell in der Volksbank-App freischaltbar sein wird. Allerdings ist das bargeldlose Bezahlen nicht für Eigentümer eines Apple-Smartphones möglich. Eine Einigung hierzu habe man bislang nicht erzielen können.
  • Mit klassischem Telefonhörer: Die Volksbank bietet auch über ihre Internetseite eine automatisierte Anlageberatung an. Vor allem in Geschäftsstellen wie etwa in Mönchweiler zeigt sich die Veränderung an den Kundenbeziehungen. Die Filialmitarbeiterin sei hier in den Ruhestand eingetreten, eine Nachbesetzung sei auf Grund der Umsätze in dieser Niederlassung betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar gewesen. Die Bank bietet hier aber nun dennoch ein persönliches Kundengespräch an. Volksbank live nennt sich die Offerte, weil über Kamera eine Mitarbeiterin aus dem Bad Dürrheimer Service-Center auf dem Bildschirm zugeschaltet wird. In einer Art Telefonzelle müssen ein klassischer Telefonhörer abgehoben und ein Bildschirm aktiviert werden. Mit der Girocard weisen sich Kunden für einfache Vorgänge aus, für umfangreichere Abwicklungen ist die Doppel-Verifizierung per Ausweis, der in die Kamera zu halten ist, erforderlich. "90 Prozent aller Kundengeschäfte können wir so bewerkstelligen", versichert Ralf Schmitt. Im Sommer seien diese Angebote auch via Desktop und Tablet möglich. Wochentags werden Kunden von 8 bis 18 Uhr betreut. Die Volksbank will dieses Kontaktmodul großflächig ausrollen, etwa auch in Einkaufsadressen von Kleingemeinden.