Das Umfeld für Gewerbetreibende war auch schonmal angenehmer. Allerorten fehlen Fachkräfte, die Preise steigen und die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen ist auch noch nicht allzu lange vorbei. In diesem Umfeld hat die IG Singen Süd, der Zusammenschluss der Gewerbetreibenden aus der Singener Südstadt, zur Mitgliederversammlung ins Gesundheitsstudio Move geladen. Dessen Betreiber Stefan Burkart machte mit den etwa 30 Teilnehmern des Abends zur Begrüßung erst einmal eine Beweglichkeitsübung.

Kreativität und Flexibilität ist gefragt

Und Beweglichkeit, die brauchen auch Gewerbetreibende in diesen Tagen. Die IG Singen Süd hat sie zuletzt bei ihrer Leistungsschau gezeigt. Die große Veranstaltung, bei der sich die Betriebe im Singener Süden normalerweise alle zwei Jahre präsentieren, fand im Mai statt – nach einer wegen Corona ausgefallenen Ausgabe und somit vier Jahren Pause. Der Vorstand habe sich auf dieses Großereignis konzentriert, sagte der Vorsitzende der IG Singen Süd, Dirk Oehle, in seinem Bericht. Nach dem Ende der Corona-Pandemie ticke die Welt anders als vorher, so Oehle, daher habe man auch das Konzept der Leistungsschau geändert. Gab es traditionell ein groß angelegtes Showprogramm, standen nun die eigentlichen Leistungen der Betriebe im Mittelpunkt, zum Beispiel mit offenen Werkstätten.

Das könnte Sie auch interessieren

Positiver Rückblick auf die Leistungsschau

Der neue Ansatz sei sensationell beim Publikum angekommen, lautet Oehles Bewertung, und der Blick auf die Leistungsschau sei auch bei den Unternehmern äußerst positiv. Das bisherige Show-Konzept sei zu seiner Zeit richtig und gut gewesen, doch die Zeiten hätten sich geändert, so Oehle auf Anfrage: „Dann muss man auch etwas fürs Konzept tun.“

Und er gibt auch Einblick in die Finanzen. In diesem Jahr habe der Verein etwa 10.000 Euro für die Leistungsschau zugeschossen, zuvor sei die Veranstaltung kostendeckend gewesen. Doch beim ersten Mal nach einer Änderung sei eine solche Veranstaltung finanziell eben nicht unbedingt auskömmlich, sagt Oehle. Nun kämen noch Optimierungen. Und: „Wir wollen als Verein etwas für die Betriebe tun und das darf auch Geld kosten.“

Der Vorsitzende der IG Singen Süd, Dirk Oehle (von links), verabschiedet Klaus Wentzel aus dem Vorstand. Thomas Schack überreicht das ...
Der Vorsitzende der IG Singen Süd, Dirk Oehle (von links), verabschiedet Klaus Wentzel aus dem Vorstand. Thomas Schack überreicht das Abschiedsgeschenk. | Bild: Freißmann, Stephan

Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler warf in seinem Grußwort ebenfalls einen sorgenvollen Blick auf das Umfeld für Gewerbetreibende. Eigentlich gehe es schon seit einiger Zeit von einer Krise in die nächste. Doch er hoffe, dass man auch dieser Krise positiv begegne, Singen sei die Wirtschaftsstadt in der Region. Unter anderem um Gewerbebetriebe zu unterstützen, soll nun das Gebiet Tiefenreute-Bühl erschlossen werden, auf dem zum großen Teil neue Gewerbeflächen entstehen sollen. Die Stadt habe etwa zehn Millionen Euro für den Kauf der Grundstücke ausgegeben. Aber flache Gebäude mit vielen Parkplätzen werde es dort nicht geben können, diese Botschaft hatte Häusler auch erneut im Gepäck. Man werde hoch bauen und Autos in Parkhäusern unterbringen müssen.

Das könnte Sie auch interessieren

Gewerbegebiete sollen sich dem Klimawandel anpassen

Auch in bestehenden Gewerbegebieten soll sich etwas tun. Die Stadt werde sich bei einem Bundesprogramm bewerben, das Gewerbegebiete an den Klimawandel anpassen soll, etwa mit mehr Grün anstelle von stark versiegelten Flächen. Dazu werde man auf die Gewerbetreibenden zukommen. Oehle sagte dazu am Rande der Veranstaltung, dass sich die IG Singen ebenfalls dazu positionieren werde. Klimaschutz solle auch im Sinne der Unternehmer laufen. Doch er sagt auch: „Flächenverbrauch wird eine noch viel größere Rolle spielen.“ Da werde es Spaß machen, als Interessenvertreter mit den Betrieben über dieses Thema zu diskutieren.

Das könnte Sie auch interessieren

OB Häusler machte außerdem erneut deutlich, dass in seinen Augen Singen einen Anspruch darauf habe, Standort für ein geplantes neues Krankenhaus zu sein. Nach seiner Einschätzung stehen im nächsten halben Jahr wichtige Entscheidungen an. Und die Verwaltung sei gerade dabei, einen weiteren Hilfstransport für die ukrainische Partnerstadt Kobeljaki zu organisieren. Auch ein weiteres Feuerwehrauto soll gespendet werden.

Der Sitzende der IG Singen Süd, Dirk Oehle (links), verabschiedet Michael Kramer aus dem Vorstand.
Der Sitzende der IG Singen Süd, Dirk Oehle (links), verabschiedet Michael Kramer aus dem Vorstand. | Bild: Freißmann, Stephan

Wilfried Trah, Vorsitzender des Standortmarketingvereins Singen aktiv, betonte in seinem Grußwort den Einsatz des Singen Süd-Vorstands, der viel Zeit und Herzblut für den Standort Singen aufbringe. Und er warf einen Blick auf den Wettbewerb um Fachkräfte, der derzeit alle Unternehmen beschäftige. Gastredner Alexander Klappenberger von der Firma Virtual Appearance aus Markdorf sprach über die Personalsuche in schwierigen Zeiten – und über die Dienstleistung seines Unternehmens in dieser Hinsicht.

Rudolf Babeck brachte im Punkt Verschiedenes schließlich noch ein anderes Thema aufs Tapet. In der Marie-Curie-Straße würden regelmäßig Lasterfahrer ihre Wochenenden verbringen, hätten aber keinen Zugang zu Wasser und Abwasser. Für die anliegenden Betriebe sei es aber ein Riesenvorteil, dass die Straße so auch an Wochenenden belebt sei. Könnte man den Lasterfahrern das Leben nicht mit etwas Infrastruktur leichter machen, lautete Babecks Frage. Jürgen Specht von der Straßenverkehrsgenossenschaft entgegnete wenig begeistert, dass Lastwagenfahrer die langen Lenkpausen eigentlich nicht in ihrem Gefährt verbringen dürfen. Locke man Fahrer an den inoffiziellen Parkplatz, würde das Spediteuren das Leben schwer machen, die sich an diese Regel halten. Dirk Oehle versprach, das Thema ernst zu nehmen: „Vielleicht finden wir eine Lösung dafür.“