Großeinsatz in Singen: In der Nacht zum 21. März brennt die Friedenskirche in der Rielasinger Straße bis auf die Grundmauern nieder. Über 100 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen. Doch die Feuerwehr kann das Gebäude nicht mehr retten.

Noch in der Nacht macht sich Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler ein Bild von der Lage. „Für die Gemeinde ist das eine Katastrophe“, sagt er sichtlich geschockt.
Die Friedenskirche ist eine freikirchliche Gemeinde und gehört zu den Baptisten. Gemeindeleiter Maximilian Stroscher ringt ebenfalls um Worte: „Ich bin fassungslos.“
21. März 2022: Die Ruine der Friedenskirche raucht noch
Am Morgen danach wird das Ausmaß des Feuers deutlich. Verkohlte Balken ragen aus der Ruine in den Himmel. Brandgeruch liegt noch in der Luft.
Die Geschehnisse erschüttern Singen: Menschen versammeln sich hinter der Absperrung, um zu sehen, was die Flammen in der Nacht angerichtet haben.
Noch immer ist die Feuerwehr vor Ort, die Löscharbeiten laufen weiter. Das gesamte Gelände wird mit einer Schaumschicht bedeckt. „Damit soll verhindert werden, dass Glutnester die Ruine abermals in Brand setzen“, sagt Feuerwehrkommandant Mario Dutzi.
Wie konnte es zu der Brandkatastrophe kommen? Noch kann die Feuerwehr diese Frage nicht beantworten.
22. März: War es Brandstiftung?
Der Schock in Singen sitzt tief. Immer wieder bleiben Passanten hinter der Absperrung stehen. Nicht selten fließen auch Tränen.
Hinter der Feuerwehr Singen liegt ein Mammuteinsatz. Erneut mussten die Einsatzkräfte ausrücken, weil kleinere Flammen wieder züngeln. „Das war in meiner Zeit in Singen der größte und vor allem der längste Einsatz“, so Feuerwehrkommandant Mario Dutzi.

Jetzt suchen Brandspezialisten der Kriminalpolizei nach der Ursache des Feuers. Weil es in der Nacht auch in der benachbarten Straße brannte, schließen die Ermittler einen Zusammenhang nicht aus. Auch von möglicher Brandstiftung ist die Rede.
In der Gemeinde herrscht derweil große Betroffenheit. Schon am Abend nach dem Brand sind rund 120 Mitglieder zu einem Gottesdienst auf der gegenüberliegenden Wiese zusammengekommen.
Wie geht es weiter mit ihrem Gebäude, das jetzt eine Ruine ist? „Es wird wohl auf einen kompletten Abriss hinauslaufen“, sagt Gemeindeleiter Maximilian Stroscher.
25. März: Wo kommen die Friedolinos unter?
Nicht nur die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde hat mit der Brandkatastrophe ihr Gemeindezentrum verloren. Auch eine Kita-Gruppe steht plötzlich ohne Räume da.
Seit 2013 waren die „Friedolinos“ ein Teil der abgebrannten Friedenskirche. Vier Aktenordner – das ist alles, was die beiden Tagesmütter nun aus den Ruinen retten konnten. „Wir haben nichts mehr und brauchen eigentlich alles“, sagt Tagesmutter Anette D‘Effremo.
Doch sie und ihre Kollegin blicken nach vorne. Dass sie vor der benachbarten Markus-Kirche der evangelischen Südstadtgemeinde sitzen, als der SÜDKURIER sie trifft, ist kein Zufall: „Wir sind hier untergekommen und dafür sind wir sehr dankbar“.
31. Mai: Die Friedenskirchen-Gemeinde auf Wanderschaft
Knapp zwei Monate nach der Brandkatastrophe ist die Ruine weiter abgesperrt. Noch immer ermittelt die Polizei zur Ursache, auch das Brandgutachten liegt noch nicht vor.
Die Mitglieder der freikirchlichen Gemeinde haben noch keine vorübergehende feste Heimat gefunden – sie feiern ihre Gottesdienste, Seniorennachmittage und Trauungen an verschiedenen Orten.

„Wir sind eine Gemeinde auf Wanderschaft“, sagt Gemeindeleiter Maximilian Stroscher. Doch eine Lösung zeichnet sich ab.
24. September: Die „Friedolinos“ finden eine neue Bleibe
Sechs Monate nach dem Brand gibt es gute Nachrichten für die „Friedolinos“. Die Kita-Gruppe, die nach dem Feuer in der benachbarten Markus-Kirche ein temporäres Zuhause fand, soll jetzt längerfristig eine neue Bleibe bekommen.
Singens OB Bernd Häusler verkündet im Verwaltungs- und Finanzausschuss: „Wir haben eine gute Lösung für die Friedolinos hinbekommen“.
4. Oktober: Die Brandruine steht noch
Noch immer steht die Brandruine der Friedenskirche. Die Abrissarbeiten verzögern sich. Der Grund: Personalmangel bei der beauftragten Firma. Soll dann eine neue Friedenskirche aufgebaut werden? Und wenn ja, wo?
Das hängt auch von der Versicherungssumme ab. Wie hoch diese wird, ist noch unklar. Und kann die Gemeinde den Kraftakt Neubau überhaupt stemmen? OB Häusler spricht von einer Findungsphase der Gemeinde.
17. Januar 2023: Ermittlungen bei Friedenskirche werden eingestellt
Warum brannte die Friedenskirche bis auf die Grundmauern nieder? War es wirklich Brandstiftung? Jetzt steht fest: Es gab einen Tatverdächtigen – doch die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt.
Für die Gemeinde bleibt noch immer offen, wie es weitergeht. Noch ist nicht klar, wie hoch die Versicherungssumme ausfällt und wie teuer ein Neubau wäre. Und auch der Abriss der Ruine lässt weiter auf sich warten.