Es war ein Schockmoment für Schüler, Lehrer und Eltern: Nachdem die Zeppelin-Realschule in Singen am vergangenen Mittwoch evakuiert werden musste, stehen die Ermittler noch immer vor einem großen Fragezeichen. Denn nach wie vor ist unklar, welcher reizende Stoff für Verletzungen bei rund 90 Schülern und Lehrern gesorgt hat. Das bestätigt Bürgermeisterin Ute Seifried im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Die Labor-Auswertungen haben nichts ergeben. Wir können nicht sagen, um was für einen reizenden Stoff es sich gehandelt hat.“
Das bestätigt auch die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz. Rückstände des reizenden Stoffes hätten sich laut Polizeisprecher Dieter Popp verflüchtigt, sodass er nicht mehr festzustellen gewesen sei.

Wie der SÜDKURIER zuletzt berichtet hatte, sind Kleidungsstücke und Luftproben aus der Zeppelin-Realschule an ein Mannheimer Speziallabor geschickt worden. Die Proben wurden am Mittwoch und Donnerstagmorgen entnommen und mit einem Polizeihubschrauber zur sogenannten analytischen Taskforce nach Mannheim in ein Speziallabor gebracht. Diese wertete sie schnellstmöglich aus – ohne Ergebnis, wie nun bekannt wurde.
„Wir gehen davon aus, dass sich der Reizstoff durch die schnelle Belüftung der Schule aufgelöst hat“, sagt Bürgermeisterin Ute Seifried. Die Singener Feuerwehr sei am Donnerstagnachmittag für mehrere Stunden in der Zeppelin-Realschule gewesen, um nochmals Proben zu entnehmen, so Singens Bürgermeisterin weiter. Ohne Erfolg. „Der ganze Vorfall bleibt ein großes Mysterium“, sagt sie.
Waren doch Dritte involviert?
Ein fader Beigeschmack bleibt: Denn obwohl es sich nur um Mutmaßungen handelt, könne man laut Bürgermeisterin Ute Seifried auch aufgrund der negativen Ergebnisse nicht mehr gänzlich ausschließen, dass Dritte involviert waren. „Das ist zwar reine Spekulation, aber auszuschließen ist es nicht“, sagt sie. Hinweise darauf gebe es aber aktuell keine.
„Wir können ein Mitwirken von Dritten nicht beweisen“, so Seifried. Sie hege zudem auch nicht die Hoffnung, dass sich Beteiligte im Nachhinein melden würden, sollten sie tatsächlich etwas mit dem Verteilen des reizenden Stoffes zu tun haben.
Laut Polizeiangaben dauern die Ermittlungen im Fall der Zeppelin-Realschule unabhängig von den Labor-Ergebnissen an. Die Polizei werde weiter versuchen, die Ursache festzustellen. „Einfach wird dies natürlich ohne Ergebnisse nicht“, sagt Polizeisprecher Popp.
Trotz der vielen Fragezeichen ist Bürgermeisterin Ute Seifried aber auch ein ganzes Stück erleichtert, wie sie im Gespräch betont. Vor allem mit Blick auf eventuelle technische Defekte oder bauliche Mangel, die durchaus für den Vorfall hätten verantwortlich sein können. „Wir haben das ganze Gebäude geprüft und auch dort glücklicherweise nichts feststellen können“, so Seifried. Sie sei froh, dass an der Zeppelin-Realschule der Alltag wieder eingekehrt und dass der Unterricht schon am Donnerstag und Freitag wieder möglich gewesen sei. „Dass jetzt nichts nachweisbar ist, nach einer umfangreichen Prüfung, ist für uns beruhigend“, so Seifried.
Das war passiert: Großeinsatz mit hunderten Betroffenen
Am Mittwochvormittag ist es in der Zeppelin-Realschule in der Rielasinger Straße in Singen zum Austritt eines reizenden Stoffes gekommen. Laut Polizeiangaben hätten Lehrer der Schule gegen 10.30 Uhr die Rettungsdienste alarmiert, da mehrere Schüler über vermeintliche Reizgas-Beschwerden geklagt hätten. Die umgehend mit einem Großaufgebot ausrückenden Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk und Polizei sperrten den Bereich um die Schule großräumig ab und räumten das zum Einsatzzeitpunkt von rund 600 Schülerinnen und Schülern besuchte Gebäude.
Zwischen 80 bis 90 Personen klagten über Reizhusten und Atembeschwerden. Drei Schüler und eine Lehrkraft mussten zur weiteren Beobachtung stationär in ein Krankenhaus. Sie konnten das Krankenhaus aber bereits am Mittwoch alle wieder verlassen. Insgesamt befanden sich rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 90 des Rettungsdienstes, 32 des THW und 40 der Polizei im Einsatz.