An kaum einer anderen Stelle ist die Deutsch-Schweizer-Grenze so ersichtlich wie im Restaurant Waldheim in Büsingen. Damit ist nicht der Rhein als natürliche Grenze gemeint, welchen man von der Terrasse des Restaurants sehen kann. Nein: Es ist die gestrichelte Linie, die einmal quer durch den Außenbereich des Restaurants verläuft. Sie markiert, wo die Schweiz aufhört und Deutschland anfängt. Oder wo Fondue und wo Spätzle auf der Speisekarte stehen.
Für Inhaber Markus Buenacosa-Gietl ist der Mix aus deutschen und schweizer Gästen das, was das Waldheim so besonders macht. Es herrsche unter den Gästen immer ein gutes Miteinander und die Nationen kämen in den Austausch. „Ich bin sehr zufrieden, wie alles bisher läuft“, erklärt der Wirt. Dennoch ist die außergewöhnliche Lage auch nicht immer ganz einfach.

„Hier mit Büsingen haben wir eine besondere Situation, ich arbeite sozusagen in zwei Ländern gleichzeitig“, erklärt er. Denn: Auf dem Papier ist das Waldheim ein schweizerischer Betrieb. Die Adresse ist sowohl eine schweizer als auch eine deutsche.
Unternehmerisch ist es ganz schön knifflig
Unternehmerisch bereite ihm die Grenze mehr Probleme, als sie löst. „Wirtschaftlich gehört Büsingen zur Schweiz, dennoch muss ich zwei Umsatzsteuern zahlen“, erklärt Buenacosa-Gietl. Dieses Phänomen mache ihm das Leben schwer. „Seit zwei Jahren sehe ich mich nach einem geeigneten Steuerberater um, der die Büsinger Wirtschaft versteht“, meint er. Bislang ohne Erfolg.
Beschweren möchte er sich aber trotzdem nicht. Er könne sich keinen schöneren Arbeitsort vorstellen. „Schlussendlich bringt die Nähe zur Schweiz vieles Positives mit sich“, meint der gelernte Küchenchef. So entsprechen die Preise im Waldheim eher den Schweizer Verhältnissen: Das Bier kostet 4,80 Franken für 0,3 Liter und ein Wiener Schnitzel mit Pommes frites und buntem Gemüse kostet 31,50 Franken. Das liege laut Buenacosa-Gietl aber auch daran, dass er als Schweizer Unternehmen seine Einkäufe in der Schweiz erledigen müsse.
„In der Schweiz ist die Produktvielfalt eine ganz andere als in Deutschland, sie ist kleiner und manche Produkte gibt es gar nicht“, meint er. Durch die unmittelbare Nähe und die der Schweiz angepassten Preise kommen auch viele Kunden aus der Schweiz. „Ich freue mich, wenn ich Schweizer Gäste bei mir begrüßen darf“, meint er. „Die Schweizer sind sehr dankbar und unglaublich offen, zudem geben sie gerne mehr Trinkgeld.“
Ein Lebenstraum an der Grenze
Für ihn ist klar, dass er noch lange an der Grenze bleiben möchte. „Ich möchte hier etwas aufbauen, was bleibt und wovon weitere Generationen profitieren können“, erklärt er. Hier fühle er sich wohl. Und mit dem Waldheim an der Deutsch-Schweizer Grenze hat er sich einen Lebenstraum erfüllen können. „Das Waldheim ist eine Bündelung all meiner Erfahrungen im Leben“, meint er.
Aufgewachsen ist er auf der Schwäbischen Alb in Ulm. Nach der Schule leistete er nach eigenen Angaben seinen Militärdienst als Offizier bei der Handelsmarine. Im Anschluss machte er eine Ausbildung zum Küchenmeister. Über viele Stationen als Küchenchef bei Hotelketten, wo er auch eine Hotelmanagementausbildung absolvierte, kam er auf die Mainau. Bevor sein Weg ihn dann zum Waldheim führte, leitete er bereits ein Restaurant im Öhninger Ortsteil Wangen auf der Höri. Seit zwei Jahren leitet er mit 45 Jahren Küchen-Erfahrung das Waldheim in Büsingen.
Als er das 1913 erbaute Waldheim im Jahr 2023 übernommen hatte, ließ er es komplett sanieren. Gut zwei Sommer-Saisons später läuft das Restaurant auf Hochtouren. „Im Sommer haben wir hier immer voll“, erklärt Buenacosa-Gietl. Und auch im Winter finden Gäste hier ein Plätzchen, egal ob sie aus Deutschland oder der Schweiz kommen – nur vom 12. Dezember bis 12. Januar ist Winterpause.