Bei seiner täglichen Arbeit ist die Grenze zu Deutschland weitgehend unsichtbar, nur hier und da markiert ein Grenzstein, wo die Schweiz aufhört und das Nachbarland beginnt. Seit 26 Jahren hütet der 59-jährige Förster Urs von Burg das nördlichste Naturschutzgebiet der Schweiz: Tannbüel in Schaffhausen. Erst ein Schicksalsschlag brachte ihn direkt an die Grenze – und heute könnte er nicht glücklicher darüber sein.
Urs von Burg wuchs in Schaffhausen auf. Nach seinem Schulabschluss begann er eine Ausbildung zum Forstwart, was in Deutschland als Forstwirt bekannt ist. Fünf Jahre arbeitete er in diesem Beruf, bis er eine schwere Knieverletzung erlitt. Anschließend ließ er sich zum Förster umschulen, um den theoretischen Bereich der Waldpflege abzudecken. Seit 1996 ist er Betriebsleiter bei der Stadt Schaffhausen, Grün Schaffhausen, Forstrevier Ost, wozu das Tannbüel gehört.
Die Grenze ist zur Normalität geworden
„Die Grenze hatte in meiner Jugend eine größere Bedeutung für mich als heute“, erklärt von Burg. Früher sei er viel in Deutschland unterwegs gewesen. „Vor allem waren die Grenzkontrollen schärfer“, meint er. Heute seien diese zwar wieder ein präsentes Thema für ihn, jedoch gehöre die Grenze schon so zu seinem Alltag, dass es ihn nicht stört. „Grenzkontrollen gehören dazu, schließlich machen die Zöllner auch nur ihren Job“, meint der Förster.
Ähnlich wie beim Naturschutzgebiet sieht Urs von Burg auch bei den Menschen keine klare Grenze. „Für mich sind die Menschen hier an der Grenze alle ähnlich“, erklärt der Förster. Für ihn unterscheiden sie sich in der Sprache. „Die Mentalität der Menschen in Grenznähe ist sehr ähnlich, unterscheidet sich aber trotzdem in einigen Sachen deutlich“, erklärt er. Als Beispiel nennt er das Demokratieverständnis. In der Schweiz herrscht die direkte Demokratie, während es in Deutschland eine parlamentarische Demokratie ist.
Schon immer die Natur geliebt
Bereits in jungen Jahren wusste Urs von Burg, wo der berufliche Weg hingehen sollte. „Mein Großvater besaß ein Stück Wald, dort hat mich die Natur dann gepackt“, erklärt der 59-Jährige. Als Forstwirt waren seine Aufgaben das Bauen und Unterhalten von Waldwegen, das Aufforsten von Waldflächen ebenso wie das Fällen von Bäumen. Nach der Knieverletzung mit 23 Jahren konnte er das nicht mehr.

Er entschied sich für eine Umschulung zum Förster und kümmert sich seit 26 Jahren um den theoretischen Teil, die Planung. Sein zehnköpfiges Team setzt diese Pläne dann um. Zusammen sorgen sie in dem 300.000 Quadratmeter großen Naturschutzgebiet und in den umliegenden Wäldern für Ordnung.
Die große Liebe Deutschland
Abseits seiner Arbeit an der Grenze hat er seine große Liebe und jetzige Partnerin in Deutschland gefunden. Urs von Burg verbindet nicht nur die Arbeit mit der Grenze, für ihn ist sie ein großer Bestandteil seines Lebens. Mit einer Ausnahme von fünf Jahre lebte der Förster sein ganzes Leben an der Grenze. „Die Grenze ist schon so lange ein Teil von mir, aber nächstes Jahr bekommen wir Pause voneinander“, erklärt von Burg.
Denn der 59-Jährige steht kurz vor der Rente. Doch wohnhaft in Thayngen, bleibt ihm eine Sache nach dem Karriereende: die Grenze zu Deutschland. „Ich habe mein Leben lang machen können, was mich erfüllt hat“, erklärt er. Im Mai 2025 ist voraussichtlich Schluss für ihn, meint von Burg. Er möchte, sobald seine Rente anfängt, reisen und über die Grenze hinausschauen. „Ich möchte den Osten erkunden, besonders Tschechien und Kasachstan reizen mich“, erklärt Urs von Burg, mit sichtlicher Vorfreude, neue Grenzen zu erkunden.