Wer im Hegau einkaufen geht, kennt in der Regel folgendes Bild: Auf den Parkplätzen vor den Geschäften und in den Parkhäusern reihen sich Autos mit Schweizer Kennzeichen. Doch wird dieses Phänomen bald ein Ende haben? Bislang dürfen Schweizer in Deutschland eingekaufte Ware bis zu einem Wert von 300 Franken pro Person und Tag steuerfrei in die Schweiz einführen. Die Freigrenze wird allerdings ab 2025 auf 150 Franken herabgesetzt. Nach Angaben des Schweizer Zolls will die Schweiz hiermit den Einkaufstourismus reduzieren, der für Schweizer Kunden im deutschen Grenzgebiet sehr attraktiv ist. Welche Auswirkungen hat das für den deutschen Einkaufstourismus?

Laut Michael Klinger, Bürgermeister von Gottmadingen, sei es nicht einfach, die Folgen zu beurteilen. „Ich denke schon, dass man im Handel Auswirkungen bemerken wird, aber der starke Franken und das damit verbundene niedrigere Preisniveau wird weiterhin das Einkaufen in Deutschland attraktiv halten“, so Klinger.

Deshalb bleibt die Grenzregion attraktiv für Schweizer Kunden

Für Claudia Kessler-Franzen, Geschäftsführerin vom Standortmarketing Singen aktiv, werde der Impuls für den Besuch des deutschen Einzelhandels geringer. „Dennoch gehen wir davon aus, dass das interessante und breite Angebot des Singener Handels, die Erreichbarkeit sowie die gute Parksituation weiterhin bei den Schweizern punkten kann.“ Zudem seien die deutschen Preise für die Kunden aus der Schweiz aufgrund ihres hohen Lohnniveaus sowie des stabilen Frankens eher niedrig. Sprich: Ein Shoppingausflug ins benachbarten Deutschland sei weiterhin attraktiv für sie.

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Auch Gailingens Bürgermeister Thomas Auer erwarte kaum Einflüsse auf Einkäufe des täglichen Bedarfs, da diese meistens unter der 150-Franken-Freigrenze lägen. „Die Absenkung der Freigrenze wird bei der Wareneinfuhr allenfalls den Handel bei höherpreisigen Einzelprodukten beeinflussen“, so der Bürgermeister der Grenzgemeinde.

Eine App erleichtert die Verzollung

Dass die Änderung also in erster Linie das private Einkaufsverhalten betrifft, sieht auch Vera Schraner so. Die Bürgermeisterin der Exklave Büsingen denke allerdings nicht, dass der Einkaufstourismus dadurch verringert werde. Sie meint: „Die Möglichkeiten der neuen App „Quickzoll“ machen die Verzollung einfacher.“

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Mit „Quickzoll“ können Privatpersonen Waren für den Eigengebrauch oder zum Verschenken selbstständig zur Einfuhr anmelden und anfallende Zollgebühren direkt bezahlen, wie die Internetseite des Bundesamts für Zoll- und Grenzsicherheit schreibt.

Großeinkäufe könnten sich als schwierig gestalten

Und was sagen die Schweizer Einkaufstouristen dazu? Regula Hüttenmoser aus Schaffhausen sieht in der Herabsetzung der Freigrenze keinen Hinderungsgrund für ihre Einkaufstouren in Deutschland. „Eigentlich gebe ich nie so große Beträge aus und habe die 300 Franken bisher nur äußert selten erreicht.“ Somit mache für sie die Gesetzesänderung keinen großen Unterschied.

Wird ein „Grüezi“ in deutschen Parkhäusern bald nicht mehr nötig sein?
Wird ein „Grüezi“ in deutschen Parkhäusern bald nicht mehr nötig sein? | Bild: Lara Reinelt

Mugesha Suresh kommt aus der Nähe von Schaffhausen. Einmal im Monat fährt sie nach Singen, um Besorgungen zu machen. „Ich finde es schon ein bisschen schade, dass es bald nur noch 150 Franken sind. Gerade für Großeinkäufe ist das echt schwierig“, beurteilt sie die Situation. Sie werde ab dem kommenden Jahr mehr in der Schweiz einkaufen, nur für Hygiene- und Kosmetikartikel bevorzuge sie dann weiterhin die deutsche Grenzregion.