Geschichten über starke Frauen scheinen Maria Brendles Markenzeichen geworden zu sein. Die Filmregisseurin aus Mühlhausen-Ehingen, die 2022 mit ihrem Kurzfilm „Ala Kachuu – Take and Run“ für einen Oscar nominiert war, hat ihren ersten Kinofilm, „Fridas Fall“, abgedreht. Die Geschichte von Frieda Keller ist alles andere als leichte Kost: Die Näherin wurde vergewaltigt, schwanger und 1904 schließlich zur Mörderin. Nun feierte der Film in der Schweiz, wo die Verfilmung produziert wurde, Premiere. Der Film kommt dort am 23. Januar 2025 in die Kinos.

„Das war wirklich überwältigend“, sagt Maria Brendle über die Premiere am Zürich Film Festival. Alle Vorstellungen seien ausverkauft gewesen und es habe viel Applaus gegeben. Kein Wunder: Der Film „Friedas Fall“ erzählt den wahren und aufsehenerregenden juristischen Prozess um Frieda Keller im Jahr 1904. Dabei werde nicht nur ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte beleuchtet, sondern auch die Herausforderung ungewollter Mutterschaft in einem frauenfeindlichen Gesellschafts- und Rechtssystem aufgezeigt, erklärt Brendle.

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„Die Ambivalenz der Titelfigur aufzuzeigen, war mir wichtig. Wer ist der Mensch hinter der Frau, die dazu fähig ist, ihr eigenes Kind umzubringen? Auf diese Suche möchte ich die Zuschauer in diesem Film mitnehmen“, sagt die Regisseurin. Die Frage, ob die Täterin auch zugleich Opfer sei, zu dem man Empathie aufbauen könne, stehe für Brendle dabei im Mittelpunkt.

Friedas Fall sei dabei mehr als nur eine cineastische Erfahrung. „Der Film ist ein Aufruf zur Empathie und Veränderung im Streben nach einer gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft. Die Allianz von starken weiblichen Nebenfiguren veranschaulicht die Wichtigkeit weiblicher Solidarität und engagierter Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung“, so Brendle. Der Film fordere dazu auf, den gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren und zu erkennen, dass Recht nicht immer mit Gerechtigkeit einhergehe.

Intensiv und emotional herausfordernd

„Die Geschichte von Frieda Keller bleibt auch über 100 Jahre später relevant und unterstreicht die fortwährende Bedeutung von Frauenrechten“, sagt die Regisseurin. Damit sei der Film nicht nur ein historisches Zeitdokument über juristische Urteile und moralische Gerechtigkeit, sondern „ein eindringlicher Appell zur Überprüfung unserer Werte und zur Gestaltung einer Gesellschaft, die echte Gleichberechtigung und Mitgefühl in den Mittelpunkt stellt“, so Brendle.

Die Produktion sei für Brendle intensiv und emotional herausfordernd gewesen, aber auch eine unglaublich bereichernde Erfahrung. „Wir haben viel Zeit investiert, um die historischen Hintergründe und die psychologischen Feinheiten der Figuren präzise darzustellen.“ Dabei habe es auch Herausforderungen gegeben. „Eine der größten Hürden war es, die Balance zwischen Authentizität und künstlerischer Freiheit zu finden. Der Film soll die Tragik und die Härte von Friedas Schicksal zeigen, mit allem Respekt, den diese wahre Geschichte verdient und dabei ein unterhaltsames Kinoerlebnis bieten“, erläutert Maria Brendle. Alle Beteiligten hätten trotz Zeitdruck und schwierigen Wetterbedingungen immer ihr Bestes gegeben.

Kommt der Film auch in die deutschen Kinos?

Der Film feierte im Oktober Premiere in Zürich. Ob und wann der Film in die deutschen Kinos kommt, sei noch unklar. „Ich hoffe sehr, dass „Friedas Fall“ nicht nur in Deutschland, sondern auch international zu sehen sein wird. Wir befinden uns in Gesprächen und arbeiten an der Auswertung, aber das braucht noch etwas Zeit, bis ich mehr dazu sagen kann“, kündigt Brendle an.

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Eine weltweite Vermarktung des Films könnte dabei helfen, für einen Oscar nominiert zu werden. Denn wie die Regisseurin deutlich mache, könne man sich nicht einfach für den begehrten Filmpreis bewerben. „Es ist ein hochkompetitives Auswahlverfahren, das bestimmte Erfolge und Kriterien voraussetzt. Der Film muss zuerst in seinem Ursprungsland als offizieller Beitrag eingereicht werden und eine Mindestanzahl an Vorführungen in ausgewählten Kinos absolvieren, um in der Kategorie „International Feature Film“ berücksichtigt zu werden“, erklärt sie.

Danach entscheide die Academy of Motion Picture Arts and Sciences durch verschiedene Vorauswahlrunden, ob ein Film es auf die Shortlist und schließlich in die Nominierungen schaffe. „Die Oscars zählen zu den bedeutendsten Filmpreisen weltweit und es wäre also ein absoluter Traum, „Friedas Fall“ auf diese Reise schicken zu können“, gibt Brendle zu. „Doch letztlich hängt es von vielen Faktoren und auch vom Publikum ab, wie weit der Film gehen wird.“