Maria Brendle gehört jetzt ganz offiziell zur Elite der Filmwelt: Die Filmemacherin aus Mühlhausen-Ehingen war nicht nur Ende März für einen Oscar nominiert, sondern ist seit wenigen Tagen auch Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.
Das ist der Zusammenschluss Filmschaffender, der jedes Jahr entscheidet, wer ins Rennen gehen darf für den höchsten Preis der Branche. Mehr als 10.000 Menschen gehören laut deren Angaben der Academy an, dieses Jahr wurden 397 neue Mitglieder eingeladen.
Neben bekannten Schauspielern und Musikern wie Billie Eilish findet sich auch der Name von Maria Brendle auf der Liste. „Das ist ein absolutes Privileg“, sagt die Drehbuchautorin und Regisseurin im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Es gibt sogar zwei Mitglieder aus dem Hegau
Noch ist die Mitgliedschaft mit vielen Fragezeichen versehen: „Ich muss mich erstmal reinfuchsen, was das bedeutet“, erklärt Brendle. Denn nach einer Nominierung sei zwar die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man in die Academy geladen wird. „Aber mir wurde gesagt, dass sie dieses Jahr strenger sind. Deshalb habe ich nicht damit gerechnet.“
Was die Filmemacherin schon weiß: Im Oktober soll es eine Einführung geben mit einem Empfang an verschiedenen Orten auf der Welt – denn auch wenn die Hälfte der neuen Mitglieder aus den USA stammt, sind die Mitglieder auf der ganzen Welt verteilt.
Dabei sind gleich zwei Menschen aus dem Hegau vertreten: Neben Maria Brendle ist auch Pepe Danquart ein Mitglied, nachdem er 1994 mit seinem Film „Schwarzfahrer“ einen Oscar für den besten Kurzfilm gewann.
Entscheidung kann lebensverändernd sein
„Man wird zu einer kleinen Gemeinschaft Filmschaffender“, berichtet Maria Brendle. Sie wolle diese Rolle natürlich auch gut machen – auch wenn das bedeuten kann, dutzende Filme anzusehen. Denn die Mitglieder der Academy entscheiden, welche Filme auf die Shortlist mit 15 Favoriten kommen und welche fünf davon dann nominiert werden.
„Ich bin selbst den Weg gegangen und weiß, wie lebensverändernd so eine Entscheidung für einen Menschen sein kann. Bei mir hat sich durch die Nominierung ganz viel verändert im Leben“, sagt Brendle. Ihr Film „Ala Kachuu – Take and Run“ war im Rennen mit 144 anderen Kurzfilmen und kam unter die besten fünf.
Der Kurzfilm über Brautraub in Kirgistan sei inzwischen in den USA, Kanada und der Schweiz im Kino gelaufen, auch Fernsehsender und Streaming-Anbieter zeigten ihn einem großen Publikum. „Er läuft auch in Kirgistan“, sagt die Filmemacherin erfreut.
Damit rückt ihr Ziel, über die grausame Tradition aufzuklären und einen Wandel anzustoßen, noch näher. „Manchmal kommt es einem immer noch vor wie ein Traum.“ Da sei es schade, dass die Ohrfeige von Will Smith die Wahrnehmung der diesjährigen Oscar-Verleihung geprägt habe.

Immer wieder werde sie auf diesen Zwischenfall angesprochen, den sie als Zuschauerin im Saal live erlebte. „Das ist schade für alle anderen, denn eigentlich ging es um deren Werk.“ Will Smith sei übrigens aus der Academy ausgetreten, denn mit der Mitgliedschaft seien auch moralische Werte verbunden.
Immer wieder verändern E-Mails ihr Leben
Von einem Alltag ist Maria Brendle aktuell noch weit entfernt. „Man merkt schon, dass man bisschen anders dasteht nach dem Oscar-Rennen als vorher“, sagt sie. Derzeit arbeite sie an verschiedenen Projekten und habe viel zu tun. „Es ist aufregend und spannend. Ich weiß nicht genau, was kommt.“
Denn sie wisse nie, ob nicht wieder eine E-Mail im Postfach landet, die ihr Leben verändert. So wie zuletzt die Einladung in die Academy, die sie während eines Filmfests in München erhielt. Eine erneute Oscar-Nominierung eigener Filme sei mit der Mitgliedschaft übrigens nicht ausgeschlossen.