Die Stadt hat für den Jugendtreff Teestube einen Neubau bauen lassen, nachdem der Jugendtreff das Haus in Hauptstraße für die Umgestaltung des Scheffelareals räumen musste. Der Neubau ist fertig und der Teestubenverein hat Mitte Oktober mit dem Umzug und dem Innenausbau begonnen. Die Mitglieder rechnen damit, dass ab Februar die Teestube wieder allen Besuchern offen steht.
Aber was ist bisher schon passiert? Die Mitglieder haben den Lagerraum in der Südstadt geräumt, in dem vor allem Möbel und Band-Ausrüstung der alten Teestube zwischengelagert waren. Die selbst geschreinerte Holztheke, das Herzstück des Veranstaltungsraums im Neubau, ist fertig. Dafür hat der Verein Spenden in Höhe von 4000 Euro gesammelt. Außerdem ist die Küche fertig eingerichtet.
Mitglieder haben alte Teestube ausgemistet
„Wir haben schon viel, was in der alten Teestube war, ausgemistet“, erklärt Henry Huber. Als nächste Projekte stehen an, mehr Stauraum zu schaffen und die Bühne zu bauen. Die Metallkonstruktion für mehr Stauraum hat sich Finn vorgenommen, der als Schlossergeselle auf der Walz ist und deshalb seinen Nachnamen nicht nennen will, da dies so üblich sei. Er möchte auf einer Seite des Veranstaltungsraum eine zweite Ebene einbauen. Beim Material dafür seien sie von Betrieben in der Region unterstützt worden.

Im Gemeinderat war der Neubau der Teestube umstritten, einigen Gemeinderäten erschienen die Kosten von rund 860.000 Euro zu hoch für eine relativ kleine Gruppe. So fragte Kirsten Brößke (FDP) in einer Debatte, ob es Aufgabe der Stadt sei, eine kleine Randgruppe so außerordentlich zu unterstützen. Es gebe viele Maßnahmen, etwa eine dreiteilige Sporthalle oder die Sanierung des Hallenbades, die höhere Priorität hätten.
Die Teestuben-Mitglieder sind froh, dass die Mehrheit schlussendlich für den Bau war. „Wir freuen uns, dass wir die Chance bekommen haben, hier etwas aufzubauen“, erklärt Lara Fichtner für den Verein. Die Mitglieder und Besucher der Teestube trauerten zwar auch ihrem alten Haus nach, weil sie dort viel Zeit und Arbeit reingesteckt hatten und es Platz für alle Angebote gab.
Doch sie freuten sich auch, dass die Teestube mit dem Neubau die Möglichkeit habe, weiter zu bestehen. Er biete die Möglichkeit, sich neu aufzustellen und mit zwei zusätzlichen Bauwagen auf dem Gelände hoffen die Mitglieder, viele Angebote auf dem Gelände machen zu können. Ende Mai solle es zum Beispiel eine Aktionswoche mit vielen Workshops für die Außengestaltung geben.
Umsonst-Laden soll es auf jeden Fall geben
Vor allem der Umsonst-Laden soll wieder eingerichtet werden. „Dieses Angebot spricht alle Altersgruppen an, da kommen Familien, Geflüchtete und Rentner, um sich umsonst mit Kleidern und Haushaltswaren einzudecken“, berichtet Henry Huber. Den Laden wollen sie erst einmal im sogenannten Awarness-Raum einrichten. Er ist dafür da, dass sich Besucher in einem geschützten Raum zurückziehen können, wenn sie Gesprächsbedarf haben oder Unterstützung brauchen. Dort haben sie auch einen Ansprechpartner. Wie die verschiedenen Angebote aneinander vorbeikommen, muss noch geklärt werden.
Die Skateboarder in der Gruppe wollen auch eine Rampe bauen, unter der Überdachung vor dem Gebäude, die die Stadt hat bauen lassen. Doch es sei noch nicht geklärt, ob sie aus Holz sein soll. Holz sei günstiger, andere Materialien sei aber vor Brandstiftung sicherer. Diese gebe es immer wieder, wie Lara Fichtner von anderen Skate-Anlagen gehört hat. Für die Skate-Anlage will der Verein rund 15.000 Euro an Spenden unter anderem im Internet über sogenanntes Crowdfunding sammeln.
Vor- und Nachteile des neuen Standorts
Der neue Standort schräg hinter dem Parkhaus am Gleis biete laut Lara Fichtner Vor- und Nachteile. Ein großer Pluspunkt sei, dass er zentral in der Nähe des Bahnhofs liegt und die Besucher vom Bahnhof aus hinlaufen könnten. „Wir haben einige, die von außerhalb kommen und sind hier für sie gut erreichbar“, erklärt Jacqueline Raczynski.
Für Konzerte und Bandproben sei auch gut, dass es keine direkten Nachbarn gebe, die sich über Lärm beschweren. Andererseits fürchten sie Vandalismus, weil der Ort etwas abgeschieden sei und niemand Zerstörungen mitkriegen würde. „Deshalb wäre es toll, wenn wir ein abschließbares Tor am Eingang hätten“, sagt Lara Fichtner.
Die Zeit nach dem Abriss der alten Teestube ohne eigene Räumlichkeiten sei für den Verein schwer gewesen. Es habe in den gut acht Monaten zwar immer wieder Angebote draußen wie ein Picknick im Stadtgarten oder eine Rad-Schnitzeljagd gegeben, trotzdem sei es schwer gewesen, den Kontakt aufrechtzuerhalten. „Es war schwer, sich zu motivieren, weil das Zusammensein wegfiel“, berichtet Henry Huber, der für die Finanzen des Vereins zuständig ist.
Verein tagte einmal im Monat im Rathaus
Dankbar war der Verein, in dem alles basisdemokratisch entschieden wird, dass er seine monatlichen Plenarsitzungen im Rathaus abhalten durfte. Die Sozialarbeiterin der Teestube, die die Stadt stellt, sei in dieser Zeit bei der Mobilen Jugendarbeit angegliedert gewesen. Sie hat jetzt im neuen Gebäude ein Büro und ist für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder direkt ansprechbar.
Mit dem neuen Gebäude geht auch die Geschichte der Teestube weiter. „Die Teestube hat Tradition“, erklärt Lara Fichtner. Den Jugendtreff gibt es im kommenden Jahr seit 40 Jahren in Singen. Er sei immer auch ein Ort für Subkulturen in der Stadt gewesen. Der Verein habe bei den Feierlichkeiten zum 1. Mai 2023 einen Stand am Herz-Jesu-Platz gehabt und es seien auch viele ältere Menschen zu ihnen gekommen, die Erinnerungen an die Teestube gehabt hätten. „Das wollen wir auf jeden Fall wieder machen“, sagt das Teestubenmitglied.