Der selbst verwaltete Jugendtreff Teestube in der Singener Hauptstraße muss bis Mitte/Ende 2022 umziehen. Das Haus wird abgerissen, weil das Scheffelareal zwischen Scheffel-, Bahnhof-, Haupt- und Hegaustraße saniert und mit neuen Wohn- und Geschäftshäusern bebaut wird. Die Stadt Singen habe dem Jugendtreff einen alternativen Standort mit einem Neubau in Containerbauweise hinter der Obdachlosenunterkunft in der Bahnhofstraße vorgeschlagen, berichtet Henry Huber von der Teestube.
Teestubenteam sucht nach Standort
Das Teestubenteam sei mit der Lösung nicht glücklich und suche auch selbst nach einem Standort. Es befürchtet, dass es mit weniger Platz nicht alle Angebote fortführen kann. „Wir haben hier Werkstätten, die wir vermieten, eine überdachte Skaterramp, einen Bandprobenraum, eine Vierer-Wohngemeinschaft, in der Küche wird regelmäßig zusammen gekocht, wir machen Foodsharing und haben einen Umsonstladen. Das alles sollte am neuen Standort auch möglich sein“, erklärt Henry Huber vom Teestubenteam. Die Stadt sei bei der Suche nach einem neuen Standort sehr kooperativ und die Kommunikation funktioniere gut: Wenn ein Vorschlag der Teestube komme, werde er geprüft, berichtet Michael Funke vom Vorstand des Teestuben-Fördervereins. Wichtig sei dem Team, dass die Teestube stadtnah und vor allem in Bahnhofsnähe bleibe. „Viele Jugendliche kommen mit der Bahn oder dem Bus, deshalb sind Standorte in der Südstadt nicht geeignet“, erklärt Funke.
Mitarbeit ist willkommen
Die Teestube ist Anlaufstelle für ältere Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren. Die Sozialarbeiterin Nico Meister ist als Ansprechpartnerin täglich vor Ort. Zentral für ihr Engagement sei auch der soziale Gedanke, sagt Funke. Das heiße zum Beispiel, dass der Eintritt zu Konzerten für jeden bezahlbar bleiben sollen. Die Teestube war Corona-bedingt geschlossen und will jetzt wieder öffnen. Während der Pandemie hat sich die Teestube mit den Mieteinnahmen aus der Wohngemeinschaft und dem Zuschuss der Stadt über Wasser gehalten. Das Gebäude gehört der Stadt. Henry Huber ist seit zwei Jahren in der Teestube aktiv: „Ich habe mich gleich wohlgefühlt und wurde ermutigt, mich einzubringen.“ Vorschläge und auch die Mitarbeit im Team, würden dankbar angenommen.
Stadt unterstützt Jugendtreff
Seit 2014 werde der Förderverein Teestube von der Stadtverwaltung Singen unterstützt, berichtet Marcel Da Rin, der als Leiter der Kriminalprävention bei der Stadt für die Teestube zuständig ist. Im gleichen Jahr sei eine Sozialarbeiterin mit einer 80-Prozent-Stelle eingestellt worden. „Außerdem stellt die Stadt dem Verein ein jährliches Budget von 10.000 Euro zur Verfügung“, so Da Rin. In zahlreichen persönlichen Gesprächen mit OB Bernd Häusler wurden dem Verein verschiedene Alternativstandorte zur Hauptstraße angeboten. Ein von der Stadt favorisierter Standort sei nun gefunden. Da die Gespräche noch laufen, könne er nicht sagen welcher. Sicht der Stadtverwaltung sei der neue Standort eine gute Alternative und eine deutliche Verbesserung zum aktuellen Gebäude. Im Laufe des Jahres 2021 strebe man nun Klarheit an. „Dies soll im Einvernehmen zwischen dem Förderverein Teestube, dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung geschehen“, so Da Rin. Eine Umsiedlung zum neuen Standort sei für Mitte/Ende 2022 geplant. Die positiven Gespräche in der Vergangenheit würden eine für alle akzeptable Lösung versprechen.

Betroffen von den Plänen für das Sanierungsgebiet Scheffelareal ist auch das Mehrfamilienhaus mit der Musikkneipe Exil in der Hauptstraße 8. Pächter Ännis Riahi mit seinem Vater Ridha und Bruder Semir treibt die Ungewissheit über die Zukunft der Raucherkneipe mit Billiard- und Dartraum um, zumal sie im Corona-Jahr 2020 zehn Monate geschlossen haben mussten. Sie wüssten wohl, dass im nächsten Jahr etwas passiere, aber mehr nicht. Auch eine Anfrage des SÜDKURIER über die Hausverwaltung beim Eigentümer brachte kein Aussage zum Zeitplan. Seit 1992 gibt es das Exil, 2022 würde es 30 Jahre alt werden. Manche der heutigen Gäste seien schon mit ihren Eltern gekommen.
Ungewissheit in der Musikkneipe Exil
Die Familie Riahi führt das Exil seit drei Jahren. Ridha Riahi, der aus Tunesien stammt, war selbst Gast, bevor er das Lokal übernahm. „Hier treffen sich Jung und Alt, alle gesellschaftlichen Schichten kommen hier zusammen“, berichtet sein Sohn Ännis. „Diese Musikkneipe hat Tradition, das kann man nicht ersetzen, die Atmosphäre hier ist einzigartig“, erklärt Semir und zeigt auf die Fotos von Bandauftritten, CD-Hüllen und Gitarren an der Wand.
Konzerte können nicht stattfinden
Vor Corona veranstaltete das Exil einmal im Monat ein Konzert. Gerade träfen beinahe täglich Bandanfragen ein, doch mit den Auflagen seien Konzerte nicht zu machen. Die Pandemie hat auch die Riahis gebeutelt. Die Überbrückungshilfen kamen schleppend, um die Hygieneauflagen zu erfüllen, brauche es eine zusätzliche Arbeitskraft und Servicepersonal zu finden, sei derzeit schwierig. Seit knapp einem Monat habe die Kneipe wieder geöffnet und die Wochenenden entwickelten sich ganz gut. Zusätzlich macht den Pächtern die Diskussion um eine Verschärfung des Rauchverbots in Gaststätten zu schaffen.