Herr Schumann, was waren Ihre ersten Gedanken, als sie von der Nominierung zum Smart Hero Award erfuhren?
Wir haben uns natürlich sehr gefreut, als wir von der Nominierung erfahren haben. Denn das allein ist schon eine Auszeichnung für alle Menschen, die an Klima vor acht mitgewirkt und ihre Kreativität, Zeit und Energie in das Projekt gesteckt haben.
Die Klimakrise müsste doch mittlerweile in den Köpfen der Menschen angekommen sein. Sie haben offensichtlich andere Erfahrungswerte und deshalb im August 2020 Klima vor acht gegründet. Ihr Slogan lautet: Wir fordern Primetime fürs Klima. Worum geht es da?
Die Klimaforscher analysieren seit Langem das komplexe Klimasystem und liefern genügend Daten und Fakten über den menschengemachten Klimawandel. Dennoch sind die Klimakrise und die Folgen für Mensch und Natur nicht ausreichend medial präsent.
Wir setzen uns für eine verbesserte Klimaberichterstattung im Fernsehen ein. Unser Ziel ist es, Fernsehsender zu überzeugen, ein kurzes, verständliches und wissenschaftlich fundiertes TV-Format zu produzieren, das täglich zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird und damit möglichst viele Menschen erreicht.
Wie stellen Sie sich das konkret vor?
Im Jahr 2020 war sichtbar, wie schnell die Sender der ARD auf die Corona-Pandemie reagierten. Neuigkeiten zur aktuellen Entwicklung gab es nicht nur täglich, sondern auch zur besten Sendezeit. Damit leistete die ARD einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung der Bevölkerung und letztendlich zur Bewältigung dieser Krise.
Das heißt: Die Pandemie wurde von Anfang an als Krise begriffen. Hingegen wird die Klimakrise, die eine existenzielle Krise für die menschliche Zivilisation darstellt, nur unzureichend in den Medien präsentiert.
Ähnlich wie die ARD direkt vor der Tagesschau mit „Börse vor Acht“ Neuigkeiten aus der Welt der Börsen präsentiert, benötigen wir ein qualitativ hochwertiges Sendeformat zur Klimakrise. Um zu zeigen, wie so ein Format aussehen kann, haben wir als Verein selbst eine Beispiel-Staffel von sechs kurzen Folgen produziert, die auf YouTube gezeigt wurden.
Wie sind die Beiträge entstanden?
Die Klima-vor-acht-Folgen haben wir selbst produziert – und zwar von der Konzeption über die Themenauswahl und redaktionelle Arbeit bis hin zur kompletten Produktion. Das war nur möglich, weil etwa 30 Leute viele Monate ehrenamtlich daran mitgewirkt haben.
Mit Klima vor acht haben wir der ARD ein fertiges Sendekonzept auf dem Silbertablett geliefert, das sie sehr gerne übernehmen dürfen. Die Gespräche mit der ARD-Programmdirektion, die wir nach Veröffentlichung unserer Folgen geführt haben, waren aber leider bislang ergebnislos. Allerdings können wir mit dem RTL-Klima-Update schon einen ersten Erfolg im Privatfernsehen verbuchen.
Wie bereiten Sie Spots inhaltlich auf?
Es geht uns um die Vermittlung von wissenschaftlichen Fakten, Berichterstattung zu aktuellen Entwicklungen sowie um die Einordnung neuer Erkenntnisse.
Viele Themen zur Klimakrise werden medial mit Angst und Zweifel vermittelt, wir verfolgen da einen konstruktiven Ansatz. Damit wollen wir Lust auf eine lebenswerte Zukunft machen, Lösungsansätze aufzeigen und nachdrücklich die Notwendigkeit zum Handeln verdeutlichen.
Wie viele Unterstützer haben Sie?
Unseren offenen Brief an die ARD haben fast 20.000 Menschen unterschrieben und auf unseren Social-Media-Kanälen folgen uns mehr als 30.000 Menschen.
Noch bis zum 8. Oktober hat jeder die Möglichkeit, online an der Abstimmung für den Publikumspreis teilzunehmen und unter www.smart-hero-award.de/voting für seine Helden abzustimmen. Wie groß schätzen Sie ihre Chancen ein?
Die Dichte an wunderbaren Projekten ist sehr groß, da wird es schwierig, zu gewinnen. Ich denke, dass wir schon eine Chance haben. Auch wenn wir natürlich gewinnen wollen, nehmen wir es olympisch: Dabei sein ist alles.
Das Preisgeld beträgt 125.000 Euro und teilt sich in unterschiedliche Kategorien und Gewinner auf. Wie würden Sie das Preisgeld einsetzen?
Das Preisgeld nutzen wir, um die Klimaberichterstattung in den deutschen Medien voranzutreiben. Dazu haben wir viele Ideen. Wir arbeiten zum Beispiel zurzeit an einer Anthologie, die sich mit der Klimakrise und der Rolle der Medien auseinandersetzt.
Dort ist nicht nur die theoretische Diskussion enthalten, es werden auch gute Beispiele geliefert, wie Klimajournalismus aussehen könnte. Die Klimakrise muss mit all ihren Folgen und den Lösungsmöglichkeiten breit kommuniziert werden, nur so können wir die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen sichern.