Sie glauben nicht, dass die Politik es alleine richten kann. Sie, das sind Beate Weber aus Volkertshausen, von Beruf Lehrerin, und der Mikrobiologe Jürgen Schmitt, ebenfalls aus Volkertshausen. Beide sind Mitglied der Ortsgruppe Parents for Future Singen-Radolfzell, der im Februar 2019 gegründet wurde und die Jugendbewegung Fridays for Future unterstützt.

Beate Weber und Jürgen Schmitt waren schon immer sehr an Themen wie Umweltschutz und Klima interessiert, nicht nur im eigenen Interesse, sondern ganz besonders im Hinblick auf die Kinder und Jugendlichen und deren Zukunft.

„Wir erwarten, dass unsere Politiker die Eckpunkte des Pariser Klimaabkommens von 2015 einhalten“, fordert Beate Weber. „Dort haben die Vertragsparteien vereinbart, dass der globale Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Prozent, nach Möglichkeit auf 1,5 Prozent im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden muss, da ansonsten irreversible Schäden unabwendbar wären“, fügt sie hinzu. „Leider hat keine einzige Partei in ihrem Wahlprogramm Maßnahmen formuliert und Wege aufgezeigt, mit denen dieses Ziel erreicht werden kann, das ist ein eindeutiger Vertragsbruch“, beklagt sie.

Bewusstseinswandel dringend nötig

Jürgen Schmitt verweist auf eine Grafik des Datenjournalisten Gregor Aisch, die auf drastische Weise zeigt, was passieren würde, wenn wir das Thema Erderwärmung nicht in den Griff bekommen. Bereits ab einer Zunahme der globalen Erderwärmung um zwei Grad würden extreme Hitzewellen, Flut- und Dürrekatastrophen zunehmen, ab einer Temperatur von plus fünf Grad, wäre menschliches Leben an den meisten Orten der Erde nicht mehr möglich.

„Es ist fatal, dass die Politiker dies den Menschen immer noch nicht klar machen und entsprechend handeln“, bedauert Beate Weber. Die beiden Aktivisten sind der Meinung, dass ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft unabdingbar ist. „Eine Gesellschaft, die auf permanent steigendes Wirtschaftswachstum und Dauerkonsum ausgerichtet ist, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Ressourcen auf der Erde begrenzt sind“, sagt Beate Weber.

Bereits 1979 wurde bei der Klimakonferenz in Genf davor gewarnt, welche Folgen der Klimawandel mit sich bringen wird. In der Zwischenzeit ist einiges geschehen, jedoch nicht genug und vor allem nicht schnell genug.

Gravierende Auswirkungen möglich

Ein Forscherteam um die amerikanische Paläoklimatologin Jessica Tierney hat ermittelt, dass die globale Durchschnittstemperatur während der letzten Eiszeit, oder korrekter gesagt, der letzten Kaltzeit, nur etwa sechs Grad niedriger war als heute. Das Ergebnis dieser Studie wurde im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht. „Wenn man bedenkt, dass damals ein Großteil der Nordhalbkugel unter einem dicken Eispanzer lag, wird deutlich, was so ein paar Grad für eine gravierende Auswirkung haben“, erklärt Weber.

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Deshalb ist es den beiden ein Anliegen, die engagierten Jugendlichen mit Rat und Tat zu unterstützen und mit ihren Aktionen Druck auf die Politik auszuüben. „Wir hatten vor, in Schulen zu gehen, um dort über den Klimawandel zu informieren, wurden aber durch Corona erst mal ausgebremst“, bedauert Schmitt.

Am Samstag, 11. September, hat in Radolfzell ein Reparatur-Café, das Hilfe zur Selbsthilfe anbietet, eröffnet – ebenfalls ein Projekt der Parents for Future Gruppe.

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Auf der Homepage der Ortsgruppe können sich Interessierte über Aktivitäten und Veranstaltungen informieren. „Wir würden uns sehr freuen, wenn viele mitmachen“, lässt Jürgen Schmitt wissen, „uns geht es nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu heben, sondern darum, die Menschen zu informieren und zu sensibilisieren.“