Für Oguz Akbudak vom Hegauer Kulturverein ist das Fastenbrechen der muslimischen Gläubigen während des Fastenmonats Ramadan vor allem ein Abend der Begegnung und Gemeinschaft – und das über die Glaubensgemeinschaft hinaus.
Im Fastenmonat Ramadan fasten Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang und verzichten dabei sowohl auf Speisen als auch auf Getränke. Jeden Abend wird das Fastenbrechen, auch Iftar genannt, gemeinsam gefeiert. „Besonders schön ist es, wenn man diesen Moment mit Gästen teilen kann“, sagt Akbudak und dankt der Singener Luther-Pfarrei für die Gastfreundschaft. Denn im Wichernsaal der Luthergemeinde an der Freiheitstraße konnten die muslimischen Mitbürger mit Gästen das Fastenbrechen begehen. Mit dabei waren neben Pfarrerin Andrea Fink-Fauser auch Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler und Wolfgang Heintschel vom Caritasverband.
Rund 45 geladene Gäste waren zusammengekommen, um gemeinsam das abendliche Iftar zu feiern – unabhängig von Religion oder Herkunft. „Der Bitte um ein christliches Gebet bin ich gerne nachgekommen“, berichtet Pfarrerin Fink-Fauser. Über die Zusammenarbeit im religiösen Forum der Stadt Singen habe man schon länger Kontakt zum Hegauer Kulturverein, der sich für die interreligiöse Zusammenarbeit einsetze. Die Veranstaltung stand daher unter dem Zeichen des Miteinanders und wurde getragen von einer offenen, familiären Atmosphäre. „Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Gläubigen im Wichernsaal zum Fastenbrechen treffen“, erinnert Fink-Fauser beispielsweise an den Iftar-Abend im vergangenen Jahr.
Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler richtete persönliche Worte an die Teilnehmenden: „Singen blickt auf eine lange Migrationsgeschichte zurück. Der Weg war nicht immer einfach – doch heute bezeichnen viele Menschen mit türkischen Wurzeln Deutschland als ihre zweite Heimat.“ Er betonte die Bedeutung gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Religionen und Menschen verbinden
In mehreren Redebeiträgen wurde deutlich: Es sei zentral, Geflüchtete zu fördern und sie bei der Integration in Deutschland aktiv zu unterstützen. Die Hilfe für Bedürftige wurde als wichtiger Bestandteil einer solidarischen Gemeinschaft hervorgehoben. „Das Fastengebot verbindet unsere Religionen, das Essen in Gemeinschaft verbindet uns“, erläuterte Pfarrerin Fink-Fauser die Bedeutung der Begegnung. Gastfreundschaft sei ein wichtiger Aspekt gelingender Integration
Nach dem offiziellen Programm wurde das Fastenbrechen in gemütlicher Runde bei gemeinsamen Essen fortgesetzt. „Es war lecker“, berichtet Fink-Fauser im Nachhinein. Als Kulturvereins-Vorsitzender formuliert es Oguz Akbudak so: „Wir möchten die gegenseitige Begegnung und das Miteinander fördern und gemeinsam das abendliche Fastenbrechen genießen.“
Der Hegau Kulturverein setzt sich für den interreligiösen und interkulturellen Dialog ein. „Das bedeutet, dass wir für jeden offen sind und die Position eines jeden respektieren“, betont Kamiliye Durmus, die sich im Verein seit vielen Jahren engagiert. Dazu zählt die Einladung zum Ramadan. „Wir wollen zeigen, dass wir offen sind und helfen, Hemmungen und Vorurteile abzubauen“, erläutert sie.
Dabei seien Bildung und Erziehung wichtige Faktoren für das friedliche Miteinander. Der Kulturverein wolle alle Möglichkeiten für das Heranwachsen ebenjener Menschen mobilisieren, die für ein friedlicheres Miteinander in der Welt von Nöten sind.