Singens Einzelhändler sorgen derzeit immer wieder für schlechte Nachrichten: Zuerst verkündete das Modekaufhaus Heikorn seine Schließung, dann legte das Sportgeschäft Müller seine Insolvenz offen. Jetzt teilte auch das Fotostudio Wöhrstein öffentlich seine finanzielle Schieflage mit. Der Einzelhandel gerät sichtlich ins Wanken. Doch ist das ein Grund zur Sorge? Der SÜDKURIER hörte sich in der Fußgängerzone um.

Wolfgang Aberle aus Stockach kommt schon ewig nach Singen zum Einkaufen, erzählt er. Seiner Meinung nach hat sich in den vergangenen Jahren recht viel getan. „Mir gefällt es in Singen besser als vor zehn Jahren, muss ich sagen. Es ist schön, wenn man hier durchgeht und überall die Möglichkeiten zum Sitzen und Kaffeetrinken hat.“

Das könnte Sie auch interessieren

Doch mittlerweile höre man von immer mehr Schließungen und sehe viele geschlossene Geschäfte – das sei schade. Aberle kann sich vorstellen: „Das ist schon auch ein bisschen auf Kosten von Interneteinkäufen.“ Die Menschen würden dadurch seltener in Geschäften einkaufen.

„Die Schuld liegt bei den Kunden“

Uwe Sicken aus Hilzingen sieht das ähnlich: „Da muss sich jeder auch mal selbst hinterfragen, wo er seine Sachen bestellt und wo er einkauft. Wir dürfen uns nicht über leere Innenstädte beschweren, wenn wir ständig auswärts einkaufen.“ Gerade die anstehende Schließung des Heikorn findet er sehr schmerzhaft – er habe das Modehaus sehr geschätzt.

Uwe Sicken aus Hilzingen (links) rechnet die Schuld für die zahlreichen Schließungen in der Innenstadt den Kunden zu.
Uwe Sicken aus Hilzingen (links) rechnet die Schuld für die zahlreichen Schließungen in der Innenstadt den Kunden zu. | Bild: Lara Reinelt

„So ein Geschäft wie Heikorn wird uns sehr fehlen in der Stadt“, macht Sicken deutlich. Dennoch sieht er Singen als eine attraktive Stadt, insbesondere seit der Eröffnung des Einkaufszentrums Cano: „Ich glaube, dass Singen auf einem guten Weg ist.“

Kornelia Lößner aus Singen hat die Entwicklung des Cano hautnah miterlebt, denn sie ist nach eigenen Angaben vor mittlerweile sieben Jahren in die Stadt am Hohentwiel gezogen. Das neue Einkaufszentrum sei eine absolute Bereicherung. Doch sie spricht auch über die Leerstände in der Stadt: „Es ist schade, dass einige – gerade diese traditionellen – Geschäfte schließen. Es wäre schön, wenn die wieder belebt werden würden.“ Hier wünsche sich Lößner vor allem bezahlbare Mode.

Kornelia Lößner aus Singen wünscht sich bezahlbare Mode.
Kornelia Lößner aus Singen wünscht sich bezahlbare Mode. | Bild: Lara Reinelt
Das könnte Sie auch interessieren

Lob und Kritik liegen nah beieinander

Das Ehepaar Neubauer aus Rielasingen äußert indes, dass sich Singen eher in eine schlechte Richtung entwickle. Dorothea Neubauer findet es vor allem schade, dass viele bekannte Geschäfte schließen, in die sie gerne gegangen ist. „Natürlich hat sich trotz all dem viel getan – wenn man ans Cano oder den Barfüßer denkt oder die kleinen Läden in den Seitenstraßen“, ergänzt sie. Doch im gleichen Zuge kritisiert sie, dass diese Läden immer nur kurz da seien und dann schnell wieder weg wären.

Dorothea und Ragnar Neubauer aus Rielasingen betrauern die Schließungen vieler geschätzter Geschäfte.
Dorothea und Ragnar Neubauer aus Rielasingen betrauern die Schließungen vieler geschätzter Geschäfte. | Bild: Lara Reinelt
Das könnte Sie auch interessieren

Das findet auch Nantke Kalkwarf aus Schaffhausen sehr schade, weil eigentlich viele junge Menschen durch die Innenstadt liefen – gerade Schüler. „Ich glaube, dass Geschäfte davon leben, dass die hier sind“, so die 26-Jährige. Die Geschäfte wiederum würden den Zusammenhalt fördern, denn hier würden die Menschen beim Einkaufen aufeinandertreffen. „Es wäre deshalb schade, wenn so viele Läden schließen“, betont sie.

Nantke Kalkwarf aus Schaffhausen findet, Geschäfte fördern den Zusammenhalt in der Stadt.
Nantke Kalkwarf aus Schaffhausen findet, Geschäfte fördern den Zusammenhalt in der Stadt. | Bild: Lara Reinelt