Wo sonst Artisten, Clowns und Tiere die Zuschauer unterhalten, fand am vergangenen Mittwoch etwas Ungewöhnliches statt: Eine Taufe – und zwar mitten unter dem bunten Zelt des Zirkus Renz, der derzeit in Stockach Halt macht.
Was erst einmal einen Drahtseilakt zwischen Glaube und Unterhaltung darstellt, ging dennoch einen mit einer gewissen Leichtigkeit über die Bühne. Im Mittelpunkt stand der neun Monate alte Steven Celestino Jahn, von der Familie liebevoll „Stivy“ genannt. Der kleine Junge, Sohn des portugiesischen Clowns Steven Jahn und seiner ungarischen Frau Rosza Szegedi, erhielt das Sakrament der Taufe im engen Familienkreis.
Geburt in Budapest, Taufe in Stockach
Stivy erblickte in Budapest das Licht der Welt, getauft wurde er nun in Stockach – wie das nun einmal so ist, bei einer reisenden Zirkusgesellschaft. Während die ungarische Familie der Mutter vollständig angereist war, vertrat auf Seiten des Vaters lediglich ein Cousin die Verwandtschaft. Doch das tat der festlichen Stimmung keinen Abbruch: fröhlich reichten die Gäste den kleinen Täufling während der Zeremonie von Arm zu Arm. Auch die Taufpaten wurden aus dem Kreis der Familie bestimmt – ganz im Zeichen der engen Verbundenheit.
Spezieller Pfarrer für Schausteller im Einsatz
Die Feier leitete Pfarrer Sascha Ellinghaus, der als katholischer Zirkus- und Schaustellerseelsorger seit vielen Jahren in der Zirkuswelt unterwegs ist. Der Geistliche kennt nicht nur den Zirkus Renz, sondern auch die Familie Jahn gut. „Es ist mir wichtig, die Menschen dort zu begleiten, wo ihr Leben stattfindet – auch wenn das Zirkuszelte und Wohnwagen sind“, erklärt er am Rande der Taufe. Ob Taufe, Hochzeit oder Beerdigung – Ellinghaus sorgt dafür, dass auch wandernde Familien nicht auf die Nähe der Kirche verzichten müssen.
Nach der feierlichen Zeremonie unter der Zeltkuppel gratulierte auch Zirkusdirektor Rudolf Renz gemeinsam mit seiner Frau Jaqueline. Sie hatten dem Anlass inmitten von Manege und roten Samtvorhängen einen würdigen Rahmen gegeben, wodurch die Abwesenheit eines klassischen Altars oder einer gewöhnlichen Kirche weniger als Mangel denn als bereichernder Perspektivwechsel wahrgenommen werden konnte.
So wurde aus einer Taufe nicht nur ein kirchliches Fest, sondern zugleich ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eng Glaube, Familie und Zirkusleben miteinander verwoben sein können.