Der Nordstadtversorger am Kreisverkehr von Bruderhof- und Remishofstraße steht schon länger auf der Agenda der Stadt Singen – und viele Vorarbeiten sind schon gelaufen, wie aus den Sitzungsunterlagen für die jüngste Gemeinderatssitzung hervorgeht. Jetzt scheint es, dass das Vorhaben auf die Zielgerade geht. Wie Oberbürgermeister Bernd Häusler im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt des Gemeinderats mitteilte, habe sich das Auswahlgremium für eine Bewerbergemeinschaft ausgesprochen. Nun solle die Stadt mit der Bewerbergemeinschaft eine entsprechende Reservierungsvereinbarung abschließen.
Eigentlich eine gute Nachricht. Eigentlich. Denn der Singener Rathauschef musste die gute Stimmung im Gremium gleich zu Beginn der Sitzung trüben. Dies hänge laut OB Häusler mit einer kürzlich erhaltenen Nachricht zusammen: „Wir haben von einem Mitbewerber eine Absage für das Projekt erhalten“, sagte Häusler. Damit schrumpft die Anzahl an Bewerber exakt auf eine Zahl zusammen: die Eins. Denn es gibt laut OB Häusler nur eine Bewerbung für den Nordstadtversorger. „Wir haben keine Nachrücker, aber einen leistungsfähigen Bewerber“, so Häusler im Ausschuss weiter.
Im Gesamtgremium, das in der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause über das Thema entschied, betonte Häusler erneut, dass ein sehr guter Betreiber und ein solider Investor gefunden worden sei. Und das Ziel sei von Anfang an gewesen, einen Betreiber samt Investor zu finden. Die Unternehmen, die dafür in Frage kommen, könne man in Baden-Württemberg an einer Hand abzählen, erklärte Häusler dem Gemeinderat. Die jetzige Bewerbergemeinschaft war aus einem vielstufigen Bewerbungsverfahren hervorgegangen, wie in der Sitzungsvorlage deutlich wird.
Der Gemeinderat brauchte für seine Abstimmung keinen Sachvortrag und auch keine Aussprache mehr – und stimmte der Vergabe des Grundstücks an die auf Platz eins gesetzte Bewerbergemeinschaft zu. Und nach der Abstimmung gab Häusler auch bekannt, um welche Unternehmen es sich handelt: Betreiber des Lebensmittelmarktes wird demnach die Firma Edeka sein, Investor für das Bauprojekt die Firma Siedlungswerk. Beide Unternehmen seien in der Stadt bereits bekannt – und zwar für ihre gute Arbeit.
Bewerberanzahl bereitet Stadträten Sorgen
Dass aus dem Auswahlverfahren für Betreiber und Investor gerade mal eine Gemeinschaft herausgekommen ist, hatte zuvor im Bauausschuss allerdings noch für Diskussionen gesorgt. Die Gründe, weshalb die Anzahl an Bewerber auf ein Minimum ausfalle, sei laut OB Häusler nur schwer zu ergründen, wie er auf Nachfrage von Klaus Niederberger (CDU) in der Ausschusssitzung mitteilte: „Es gab mehrere interessierte Investoren, aber die haben dann doch keine Bewerbung abgegeben.“ Niederberger kritisierte dies, wie er deutlich zu verstehen gab. „Nur ein Bewerber ist ein sehr großes Risiko“, sagte er, gerade mit Blick auf steigende Baukosten und hohe Bauzinsen. „Wir haben nur einen Bewerber und stehen damit auch nur auf einem Fuß“, so Niederberger weiter.

Dietrich Bubeck (Grüne) zeigte sich von dem Ergebnis ebenfalls überrascht. Walafried Schrott (SPD) sei froh, dass nun langsam Bewegung in den „Zug Nordstadtversorger“ komme. „Wir haben hier die Chance, Wohnungen und Einkaufen attraktiv zu verbinden“, sagte er. Schrott hoffe nun, dass das Vorhaben zügig umgesetzt werde. Er wünsche sich eine Fertigstellung im Jahr 2025.
So sieht der Zeitplan aus
Laut Stadtplaner Felix Freitag sei das Jahr 2023 für die Planung des Nordstadtversorgers vorgesehen. „Die erste Jahreshälfte werden wir wohl für den Architektenwettbewerb benötigen“, sagte er. In den Sitzungsunterlagen sind zum ersten Mal auch geschätzte Baukosten zu lesen. Diese werden alleine für den Supermarkt und den Wohnbau mit 11,6 beziehungsweise 26,5 Millionen Euro beziffert. Der Gesamtinvest solle sich laut Sitzungsunterlagen auf rund 50 Millionen Euro belaufen. Ziel sei es laut Freitag, dass das Vorhaben 2025 abgeschlossen sei solle.
Aktualisierung am Mittwoch, 21. Dezember 2022: Entscheidung Gemeinderat, Korrektur bei Zahl der erhofften Bewerber.