Alles Bangen und Hoffen hat nichts geholfen: Nach 2020 wird es auch in diesem Jahr keinen Singener Weihnachtsmarkt geben. Die Veranstalter haben am Mittwoch, nur zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung am Freitag, die Corona-Notbremse gezogen und die mehrwöchige Winterveranstaltung auf dem Rathausplatz abgesagt. Dies bestätigte Tommy Spörrer von der Konstanzer Firma Event Promotion, die den Hüttenzauber in Singen organisiert, auf Nachfrage des SÜDKURIER.

Ein frohes Fest wird es zumindest auf dem Singener Weihnachtsmarkt nicht geben. Die Veranstalter haben den Hüttenzauber, der eigentlich ...
Ein frohes Fest wird es zumindest auf dem Singener Weihnachtsmarkt nicht geben. Die Veranstalter haben den Hüttenzauber, der eigentlich am Freitag eröffnet werden sollten, abgesagt. | Bild: Tesche, Sabine

Es hätte die große Weihnachtsparty werden sollen: Der Singener Hüttenzauber sollte am kommenden Freitag, 26. November, seine Türen nach einjähriger Corona-Pause wieder öffnen. Bis einen Tag vor Weihnachten, 23. Dezember, sollte er Besucher auf den Rathausplatz locken. Doch daraus wird nun nichts. Die Absage hatte sich schon Tage zuvor angedeutet.

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„Aufgrund der sich zuspitzenden Situation in den Krankenhäusern und der damit einhergehenden Verschärfung der Maßnahmen seitens der Landesregierung wird auch de Hüttenzauber in diesem Jahr nicht stattfinden“, nannte Spörrer die Gründe hierfür. Der Markt sei zwar frühzeitig mit einem 2G-Konzept geplant worden. Zutritt hätten somit nur geimpfte und/oder genesene Personen gehabt. „Mit Inkrafttreten der angepassten Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg am Mittwoch wird der Zutritt auf Weihnachtsmärkte nur noch mit 2G-Plus – einem zusätzlichen Schnelltest auch für geimpfte und genesene Personen – möglich sein. Unser ursprünglich geplantes 2G-Konzept ist somit nicht mehr umsetzbar“, so Spörrer weiter.

Auch Frank Schuhwerk, Veranstalter des Hüttenzaubers, bedauert die Entscheidung, die in Absprache mit der Stadt Singen und Singen aktiv erfolgte, sehr: „Grundsätzliche Überlegungen zum Infektionsschutz der Bevölkerung und zur Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung ließen uns leider keiner andere Möglichkeit. Wir hoffen nun auf zielgerichtete Hilfsprogramme für unsere Marktbeschicker und Gastronomen, die bereits im zweiten Winter in Folge ohne eine ihrer Haupteinnahmequellen auskommen müssen“, betonte er.

Vereine sind seit Dienstag informiert

In einem Schreiben an die Vereine und Betreiber des Hüttenzaubers bat er um Verständnis für diese Entscheidung. Sie würde auf gründlichen Überlegungen zum Infektionsschutz der Bevölkerung und zur Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung fußen. „Es wäre von uns nicht das richtige Zeichen, wenn alle Märkte schließen und wir offen haben“, ergänzte Tommy Spörrer.

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Dennoch hätte sich Spörrer mehr Unterstützung von der Landes- und Bundespolitik gewünscht. „Die Entscheidung, ob wir öffnen oder nicht, wurde uns Betreibern aufgezwungen“, kritisierte er. Der Aufwand sei vor den verschärften Regeln schon exorbitant hoch gewesen und würden mit den geänderten Vorgaben nicht mehr leistbar sein.

Standbetreiber trifft die Absage hart

Wer nun in die Rohre schaut, sind vor allem die Betreiber der Stände. Wie und in welcher Höhe Hüttenmiete und Standgebühr zurückgezahlt werden, steht derzeit noch nicht fest, wie Spörrer schilderte. Diese seien auch von den zu erwartenden Hilfen für Standbetreiber und Veranstalter abhängig. „Es gibt aber noch kein Hilfsprogramm“, sagte er. Dabei seien es oft kleinere Einzelbetriebe, die in Singen ihre Waren anbieten würden. „Für viele ist dies eine Existenzbedrohung, vor allem weil es das zweite Mal ist, dass sie auf Einnahmen verzichten müssen“, so Spörrer.

Janina Dummel wäre eigentlich mit einem Essens- und einem Glühweinstand beim Singener Hüttenzauber 2021 vertreten gewesen. Nun kann sie ...
Janina Dummel wäre eigentlich mit einem Essens- und einem Glühweinstand beim Singener Hüttenzauber 2021 vertreten gewesen. Nun kann sie die Deko-Materialien wieder einpacken. | Bild: Freißmann, Stephan

Die Vereine und Betreiber der Hütten und Stände wurden am Dienstag über die Absage informiert, wie Stefan Dunaiski, Vorsitzender des SV Bohlingen, schildert. Sein Verein hätte vom 16. bis 23. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Er bezeichnet die Absage als nachvollziehbar. Auch mit Blick auf die verschärften Regeln. „Bei 2G-Plus wären wahrscheinlich viel weniger Besucher gekommen“, sagt er.

Finanziell sei die Absage jedoch für den SVB sowie für die anderen Vereine ein herber Schlag. „Das trifft uns sehr, die Einnahmen aus dem Verkauf waren für die Vereine ein guter Zustupf“, so Dunaiski. Noch härter seien allerdings die professionellen Handwerker und Schausteller von der Absage betroffen, die von den Einnahmen leben würden. „Für die ist es eine Katastrophe“, betont Dunaiski.

Betreiber bleiben auf Waren sitzen

Viele Standbetreiber, vor allem die gastronomischen, bleiben nun auf ihren Waren sitzen. Der SÜDKURIER hat sich bei den Betreibern umgehört, viele hätten sich extra für den Weihnachtsmarkt mit Waren eingedeckt. Auch verderbliche Sachen seien extra für den Hüttenzauber eingekauft worden. Diese müssten nun entsorgt werden, denn einige Betreiber hätten neben den Verkaufsständen keine anderen Betriebe, in denen sie die Lebensmittel und Getränke anbieten könnten.

Der Abbau hat schon begonnen

Auf dem Rathausplatz geht es jetzt an den Abbau. Wie Tommy Spörrer mitteilt, werden die Hütten, von denen die letzten erst am Dienstag aufgestellt wurden, nun wieder abmontiert. Er rechne damit, dass dies eine Woche in Anspruch nehmen werde. Und dann heißt es für die Singener warten. Warten auf den nächsten Winter. „Wir hoffen, dass der Hüttenzauber dann endlich wieder zurückkehren wird“, so Spörrer.