Einmal im Jahr stehen die Belange von Frauen weltweit besonders im Fokus. Doch reicht es aus, dass am Internationalen Frauentag, dem 8. März, seit über 100 Jahren über die Gleichberechtigung von Frauen diskutiert wird? Einige Veranstaltungen zum Frauentag Landkreis sollen informieren und sensibilisieren. Im Rahmen eines Frauenfrühstücks im Büro der Grünen Landtagsabgeordneten Saskia Frank sprachen ein gutes Dutzend Frauen über ihre Erfahrungen in puncto Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
In Baden-Württemberg stärke die Landesregierung mit drei Förderprojekten gezielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, berichtete Saskia Frank. „Wir hoffen, dass die bestehenden Netzwerke damit gestärkt werden“, sagte sie. So werde beispielsweise das Netzwerk Teilzeitausbildung bis Ende 2026 mit jährlich 100.000 Euro unterstützt. Für die Teilzeitausbildung engagiert sich auch die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Konstanz, Petra Martin-Schweizer, gemeinsam mit anderen Organisationen vor Ort. „Zurzeit scheitert es daran, dass wir keine Unternehmen finden, die bereit sind, da mitzuziehen“, sagte sie.
Arbeiten mit Unterstützung des Ehemanns
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war für die meisten der anwesenden Frauen oft nicht einfach. Petra Martin-Schweizer berichtete, dass sie es nur durch Netzwerke geschafft habe, Berufstätigkeit und Kindererziehung als Alleinerziehende zu bewältigen. Inzwischen sind ihre Kinder erwachsen und sie ist seit acht Jahren Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Konstanz.
Ohne Absprachen mit ihrem Mann hätte Renate Weißhaar ihren Beruf als Lehrerin nicht so ausüben können. „Als unsere Kinder klein waren, haben wir beide zu 50 Prozent gearbeitet“, erzählt sie. „Vereinbarungen mit dem Mann sind wichtig, wenn man wieder arbeiten möchte“, weiß auch Regina Henke.
Gabriele Glaser-Wuttke, pensionierte Lehrerin, findet, dass die alten Rollenbilder auch heute noch bestehen. So hätten Männer im Schuldienst oft bessere Aufstiegschancen als Frauen, die Kinder haben, ist ihre Erfahrung. Saskia Frank hat nach den aktuellen Wahlergebnissen sogar den Eindruck, dass es gerade in puncto Gleichstellung nicht voran geht, sondern sogar rückwärts, wenn man die Stimmenanteile von Parteien anschaue, die diesbezüglich sehr rückwärtsgewandte Einstellungen hätten.
Nur 31,8 Prozent Frauen im Landtag
Auch beim Frauenanteil im Landtag mit zurzeit 31,8 Prozent gebe es noch viel Luft nach oben. Unter den insgesamt 154 Abgeordneten seien derzeit 49 Frauen, davon 28 von Bündnis 90/Die Grünen, so Frank. Linda Kelmendi, die in der Abteilung Integration bei der Stadt Singen arbeitet, ist ebenfalls überzeugt, dass bei der politischen Repräsentanz von Frauen noch sehr viel zu tun ist. Besonders zugewanderte Frauen seien in politischen Gremien praktisch nicht vertreten.
Um die alten Rollenbilder zu ändern, sei es unerlässlich, in der Familie vorzuleben, wie es besser gemacht werden könnte. Dafür sei vor allem Bildung essenziell, deshalb müsse es die gleichen Bildungschancen für alle Kinder geben, so Saskia Frank. Renate Weißhaar hat es in ihrem Berufsleben als Lehrerin an der Waldeck-Schule oft in Elterngesprächen erlebt, dass manche Väter keinen Respekt gegenüber Frauen zeigen. Angesprochen wurde in diesem Zusammenhang auch das Thema Femizide. Dieser Begriff bezeichnet, wenn Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind. Täter sind meistens frühere oder aktuelle Partner. „Mütter haben bei der Erziehung ihrer Söhne eine große Verantwortung“, sagte Angela Zaffanella-Dietrich.