Als Stefan Schüttler das Löschfahrzeug der Singener Feuerwehr in die leerstehende Halle fährt, blickt Kommandant Mario Dutzi an die Decke des Gebäudes und nickt zufrieden: „Schau mal, wie viel Platz da nach oben noch ist.“ Dann schaut er zum danebenstehenden Redakteur und sagt: „Passt doch wie angegossen, oder?“ Dieser nickt und schaut den weiter antreffenden Feuerwehrautos bei der Einfahrt in die Halle vor.

Noch im Sommer sollen die Einsatzkräfte der Singener Feuerwehr neben dem Standort an der Hauptstraße, der künftig den Namen Standort Mitte trägt, auch aus der Güterstraße 27 in der Südstadt ausrücken. Die neue Außenstelle sei laut Dutzi schon bald bezugsfertig. „Wir haben die ersten Fahrzeuge bereits in den neuen Standort Süd verlegt“, sagt er bei einem vor-Ort-Termin mit dem SÜDKURIER.

Noch vor den Sommerferien sollen die Einsatzkräfte von der neuen Außenstelle in der Südstadt ausrücken. Aktuell laufen die letzten ...
Noch vor den Sommerferien sollen die Einsatzkräfte von der neuen Außenstelle in der Südstadt ausrücken. Aktuell laufen die letzten Umbaumaßnahmen. | Bild: Matthias Güntert

Seit Mai läuft der Mietvertrag der Stadt Singen mit den Eigentümern des Gebäudes, in dem zuletzt eine Lastwagen-Werkstatt untergebracht war. Laut Mario Dutzi ist er vorerst auf zwölf Monate datiert. Beide Beteiligten hätten aber bereits signalisiert, dass die Zusammenarbeit langfristig angelegt sei.

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Für den Feuerwehrkommandanten ist das Gebäude ein Glücksgriff. Auch weil nur minimale Sanierungsarbeiten nötig gewesen waren, um es fit für den Feuerwehrdienst zu machen. „Wir müssen aktuell noch das ehemalige Büro erweitern, um dort künftig unsere Spinde unterzubringen“, sagt er.

Ziel sei es, den Standort noch vor den Sommerferien betriebsbereit zu bekommen. Dafür müssten noch Lade- und Drucklufterhaltung für die Fahrzeuge sowie die Funktechnik und die Alarmsteuerung installiert werden. „Damit wir im Ernstfall auch ohne Schlüssel in die Halle kommen“, so Dutzi. Dies seien aber eher kleinere Maßnahmen, die in den kommenden Wochen erledigt seien sollen.

Anders sieht es mit den Uniformen der Feuerwehr aus. Bei der Beschaffung sei ordentlich Sand im Getriebe gewesen. Denn die Uniformen hätten laut Mario Dutzi erhebliche Lieferschwierigkeiten. „Wir haben die Uniformen bereits im November/Dezember bestellt und warten zum größten Teil noch darauf“, sagt er.

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Dabei seien die Uniformen wichtig für die neue Außenstelle. „Wir verlegen nicht Einsatzkräfte in den Standort Süd, sondern die Leute werden ihre Spinde im Hauptstandort behalten“, ergänzt er. Was Dutzi damit meint: Von einem zweiten Feuerwehrhaus für die Stadt Singen ist dabei nicht die Rede. „Wir sind und bleiben eine Feuerwehr. Unser Feuerwehr wird in der Kernstadt bleiben“, betont Dutzi. Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler hatte jüngst geschildert, dass die Stadt Singen keine zwei Feuerwehren brauche, sondern vielmehr eine starke.

Leihuniformen sollen helfen

Um die Außenstelle in der Südstadt zu beziehen, hat die Feuerwehr Singen einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen. Da die Uniformen weiterhin auf sich warten lassen, soll die Zwischenzeit laut Dutzi mit Leihuniformen überbrückt werden. Denn schließlich wolle die Singener Feuerwehr die neue Außenstelle in der Südstadt schnellstmöglich beziehen. Normalerweise würden Uniformen höchstens bis zu acht Wochen Lieferzeit betragen. Die Singener Wehr wartet nun schon seit fünf Monaten auf ihre Bestellung.

So sieht der Plan der Feuerwehr aus

Die neue Außenstelle in der Südstadt liege laut Mario Dutzi günstig. „Wir versprechen uns mit der neuen Außenstelle, dass wir die Kollegen und die Einsatzfahrzeuge näher zusammenbringen“, so Dutzi. Zeitgleich solle die erhebliche Platzproblematik am bisherigen Standort entschärft werden. Oder wie Dutzi es formuliert: „Viele Kollegen wohnen und arbeiten in der Südstadt.“ Im Falle einer Alarmierung hätten sie gerade zu Stoßzeiten mit viel Verkehr auf ihrem Weg zum Feuerwehrhaus in der Kernstadt zu kämpfen.

Viel mehr Platz: Die neue Außenstelle entschärft die Raumproblematik am Standort Mitte in der Hauptstraße.
Viel mehr Platz: Die neue Außenstelle entschärft die Raumproblematik am Standort Mitte in der Hauptstraße. | Bild: Matthias Güntert

Am neuen Standort werden nach dessen Eröffnung im Sommer ein Löschfahrzeug, ein Mannschaftstransportwagen und der Einsatzleitwagen für die Führungsgruppe für Großschadenslagen stationiert. Zudem sollen Spezialfahrzeuge, die nicht bei jedem Einsatz benötigt werden dort untergebracht werden.

Dazu gehöre laut Dutzi etwa ein Wechselladerfahrzeug für Gefahrgut und ein Schlauchwagen. „Dadurch verschaffen wir uns am Standort Mitte zusätzlich Luft“, erklärt Stefan Schüttler, Abteilungskommandant Stadt der Singener Wehr. Eines ist Dutzi schon jetzt wichtig zu betonen: „Wir rücken bei Einsätzen immer als Gesamtwehr aus.“ Dies bedeutet auch: Der Standort Süd ist als reiner Ausrückestandort vorgesehen.

Zehn Minuten bis zum Einsatzort

Zehn Minuten – so lange haben die Einsatzkräfte Zeit mit einem Löschfahrzeug und mindestens neun Feuerwehrmännern an einem Brandort einzutreffen. Mit dem Standort Mitte und der Außenstelle Standort Süd würden die Feuerwehr laut Mario Dutzi nun von zwei Standorten aus ausrücken. „Wir treffen uns dann vor Ort und müssen nicht mehr warten, bis die ersten neun Mann am jetzigen Standort eingetroffen sind und ausrücken können“, so Dutzi.

Wie eng es in der Feuerwehr am Standort Mitte zugeht, zeigt dieses Bild: Laut Kommandant Mario Dutzi ist dies ein Heizungsraum, doch er ...
Wie eng es in der Feuerwehr am Standort Mitte zugeht, zeigt dieses Bild: Laut Kommandant Mario Dutzi ist dies ein Heizungsraum, doch er dient den Einsatzkräften auch zum Umziehen. | Bild: Tesche, Sabine

Der Kommandant rechne vor, dass die Feuerwehr in Singen durchschnittlich 450 Mal pro Jahr zu Einsätzen gerufen wird. 2020 lag die Einsatzzahl bei 425. Bei den 425 Einsätzen 2020 galt es 83 Brände zu löschen. Außerdem musste die Singener Feuerwehr im zurückliegenden Jahr 205 Mal technische Hilfe leisten, 118 Mal zu Fehlalarmen und 14 Mal zur Überlandhilfen ausrücken. Zudem wurden fünf sonstige Einsätze gezählt. Zu den größten Einsätzen der vergangenen Jahre zählten die Brände auf dem Hohentwiel (2019), der Scheffelhalle (2020) und der Friedenskirche (2022).